Der Hobbit – Eine unerwartete Reise: Das Spiel zum Film

Im Kino hat der erste Teil von Peter Jacksons Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Hobbit“ bereits Millionen Zuschauer verzaubert (und auch ein paar ernüchtert). Klett-Cotta freut sich über die Bestsellerränge der literarischen Vorlage. Bei LEGO sind die Plastikzwerge los wie nie. Kurz: Die Welt ist im Halbling-Fieber. Auch Kosmos, schon für seine „Herr der Ringe“-Spiele bekannt, trägt seinen Teil dazu bei. Etwa mit „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise: Das Spiel zum Film“.

von Frank Stein

Genau wie der Film behandelt das Spiel nur den ersten Teil der Reise des Hobbits Bilbo Beutlin und seiner kopfstarken Zwergenschar. In einer eleganten Doppelschleife müssen die Figuren von Beutelsend, über die Trollhöhen, vorbei an Bruchtal und durch das Nebelgebirge bis zu jenem verheißungsvollen Aussichtspunkt gelangen, an dem dieser Teil der Handlung endet. Das sieht auf den ersten Blick sehr einfach auf: Jeder Spieler besitzt zwei Zwerge (bei vier Spielern sind also maximal acht auf dem stimmungsvoll gestalteten Spielbrett unterwegs), von denen jeweils mindestens einer das Ziel erreichen muss. Darüber hinaus muss der kleinere Bilbo-Spielstein heil zum Ende des Pfads geleitet werden.

Fünf Bewegungskarten ermöglichen das Streben nach vorne (und zur Not auch nach hinten), wobei jede Karte eingesetzt werden muss, bevor alle wieder zur Verfügung stehen. Zusätzlich helfen „Auenland“-Ereigniskarten dabei, voranzukommen. Ponys bieten zusätzliche Bewegungen (auch zu zweit). Bilbo- und Gandalfkarten bewegen den Hobbit und den grauen Zauberer, der etwas parallel zur Reisegesellschaft auf einem 5-Felder-Pfad unterwegs ist und sozusagen nur episodisch helfend eingreift. Zwergenkarten schließlich sind für den Kampf gedacht.

Denn natürlich existieren auch Bedrohungen auf dem Weg. Zwei Mal müssen die Spielfiguren an ereignisreichen Kurven des Pfades vorbei. Einmal müssen sie die Trollhöhen überstehen (8 Felder, auf denen man Troll-Abenteuerkarten ziehen muss, wenn man seine Bewegung darauf beendet), später folgt das Nebelgebirge. Unter den jeweiligen Abenteuerkarten verbergen sich Trolle, Warge, Gollum und der Goblin-König, die entweder mit Zwergenkarten bekämpft werden wollen oder einfach Ereignisse auslösen. Verliert man einen Kampf, wird man oft weit auf dem Pfad zurückgeworfen. Doch das ist noch weniger schlimm, als wenn durch „Gefahren“-Ereignisse der Ork-Stein auf der Ork-Spirale weitergezogen wird.

Denn die unten rechts auf dem Spielbrett angesiedelte Ork-Spirale setzt die Spieler ganz gut unter Druck. Bei zwei Spielern darf der Stein bis Feld 9 vorrücken, bei drei und vier Spielern bis Feld 12, bevor die Partie verloren ist. Erreicht der Stein dabei eine rote Markierung (bei 4, 7, 9 und 12), wird der vorderste Zwerg gefangen genommen. Er kann nur befreit werden, wenn man mit einem weiteren Zwerg sein Feld genau erreicht und Zwergenpower im Wert von 10 ablegen kann oder eine „Thorin Eichenschild“-Karte. Beides braucht man jedoch auch, um am Ende das Zielfeld zu betreten. Und wenn zwei Zwerge gemeinsam gefangen genommen wurden, weil sie zusammen ganz vorne auf einem Feld standen, ist sowieso alles zu spät, denn es dürfen nie mehr als zwei Zwerge auf einem Feld stehen (und auch gefangene Zwerge zählen noch zu diesem Limit).

So wird aus dem scheinbar einfachen Spielfiguren-über-Felder-ziehen eine knifflige Hatz gegen die Zeit, die durch die Abenteuerkarten auch noch erschwert wird. Hilfe bieten immerhin die etwas stärkeren Bruchtal- und Carrock-Karten, die man bekommt, wenn man auf der jeweils drei Felder langen Örtlichkeit hinter den Trollhöhen beziehungsweise hinter dem Nebelgebirge seinen Zug beendet.

Die Aufmachung des Spiels geht völlig in Ordnung. Das Spielbrett zeigt die typische Mittelerdekarte, ergänzt durch zwei Filmmotive, wobei man nicht so genau darauf achten darf, sonst mag man sich fragen, warum die Reisegruppe vom nördlichen Nebelgebirge über Dunland, das Auenland, das Nebelgebirge und den Düsterwald nach Rohan reist. Auf den Spielkarten sind Motive aus dem Film abgebildet, allerdings fällt hier auf, dass offenbar nur die Pressefotos von den Zwergen, von Bilbo, Gandalf und zwei, drei anderen Helden zur Verfügung standen, denn die Trolle, Goblins und Warge sind Zeichnungen. Da auch die zu gefallen wissen, ist man gewillt, über diese Inkonsistenz hinwegzusehen.

Ingesamt fehlt ein wenig die Opulenz, die man von manchen Fantasyspielen kennt (ich sage nur „Abenteuer in Mittelerde“), aber „Der Hobbit – Eine unerwartete Reise“ will auch vielmehr ein Gesellschaftsspiel für die ganze Familie sein, und orientiert sich daher sowohl vom Spielmechanismus als auch von der Optik her eher an „klassischen“ Brettspielen als an Genre-Ware.

Die Regeln sind alles in allem sehr gut und übersichtlich geschrieben. Dennoch existiert auf der Website von Kosmos zusätzlich ein FAQ-Dokument, das noch einige kleinere Unklarheiten beseitigt.

Fazit: Auf den ersten Blick mag das Spiel etwas schlicht wirken, doch dahinter verbirgt sich ein spannender Kampf gegen Unholde und die Zeit, der kooperativ geführt wird und ebenso Gelegenheitsspielern wie Genre-Fans Spaß bereiten dürfte. Wer es übrigens gerne etwas schwerer hat, spielt mit vier statt zwei Zwergentrupps, denn dadurch, dass bei vier Spielern der „Auenland“-Ereigniskartenstapel deutlich schneller durchrotiert wird, zieht man häufiger Karten, die den Ork-Stein bewegen, sodass das Ende rascher droht, als wenn nur zwei Spieler auf die Reise gehen. (Und daran ändert auch die bei vier Spielern etwas verlängerte Ork-Spirale wenig.)

Der Hobbit – Eine unerwartete Reise: Das Spiel zum Film Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren Andreas Schmidt Kosmos 2012 EAN: 4002051691752 Sprache: Deutsch Preis: EUR 24,99 bei amazon.de bestellen

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FAQ bei Kosmos (PDF)