Datapuls Berlin

Berlin! Geteilte Stadt, wiedervereinte Stadt, Stadt der Konzerne, Stadt der gelebten Anarchie. Womöglich einziger Ort in den ADL oder sogar der Welt, an dem die Konzerne den Bürgern politische Zugeständnisse machen müssen und ständig Gefahr laufen, von Neo-Anarchisten angegriffen zu werden ... doch auch Ort, an dem billige Arbeitskräfte ohne Rechte in Fabriken verheizt werden wie schon vor 200 Jahren.

von Adaon

Im Quellenband „Datapuls ADL“ ging es um die Allianz Deutscher Länder im Allgemeinen. Für einen tieferen Blick auf einzelne Regionen in und um die ADL liefert der Pegasus Verlag nun eine Reihe von PDF-Dokumenten, die auch im „Schattenhandbuch 3“ sowohl als PDF als auch in Printversion erhältlich sind. Der Sammelband ist mit knapp 20,00 Euro übrigens sehr günstig.

Das hier behandelte PDF zu Berlin startet wieder mit zwei Seiten „Datapuls“, Nachrichten aus der Region im Stil einer Matrix-News-Seite. Danach geht es mit einer kurzen Vorstellung einiger Hacker der Gruppe Hackbirds weiter, die in Berlin leben und im Quellenbuch „Datapuls ADL“ für den Berlin-Teil verantwortlich zeichneten. Der hier vorliegende „Datapuls Berlin“ soll nun den Abschnitt für Berlin erneuern und ergänzen, jedoch nicht ersetzen. Dies bedeutet aber auch, das die enthaltenen Informationen zum besseren Verständnis im Kontext des Quellenbuches „Datapuls ADL“ gelesen werden sollten.

Und diese neuen Informationen behandeln einiges: Zur Entlastung der Polizei können die Berzirke Berlins nun eigene Polizeieinheiten aufstellen. Richtig, das bedeutet, dass anarchistische Polizisten mit Konzerngardisten gleichauf sind – und diese mögen das nicht unbedingt.

Nach der Wiederwahl Kanzlerin Beloits, die mit ihrer Politik für die ADL den Konzernen auf die Nerven geht, versuchen sich diese vermehrt in Berlin anzusiedeln. Dies führt zu steigenden Kontrollen an den Grenzen zur ADL – also rings um Berlin, was die Freistadt noch abhängiger von Importen an Nahrung und Rohstoffen macht. Ein Schattenkrieg um Großbauprojekte geht mit einem Unentschieden zu Ende – die Konzerne haben kein Geld zu verschenken, und wenn die Berliner keine Megaautobahn durch ihre Stadt wollen und dies jahrelang mit Gewalt unterstreichen, dann führt diese Autobahn eben an Berlin vorbei und kann nicht von SINlosen oder Personen mit Berlin-SIN genutzt werden, Punkt.

In der Unterwelt von Berlin tut sich auch so einiges. Seit sich der Konflikt zwischen den beiden größten Vory-Organisationen in Berlin auf explosive Weise auflöste und beide verfeindete Anführer mitnahm, gibt es eine neue starke Frau an der Spitze. Diese Botschaft aber kam bei den anderen Organisationen, Gangs und Clans von Berlin wohl noch nicht so richtig an, den diese erweitern gerade munter ihren jeweiligen Einflussbereich. Ausserdem entstehen neue Bündnisse, was die Kraftverhältnisse noch weiter verschiebt.

Eine Übersicht über Berlin wäre nicht komplett ohne einen Blick auf die BERVAG, die Berliner Verwaltungs AG. Richtig, das ist ein Konzern, der Berlin verwalten soll, hochgezogen durch die Megakonzerne in den 60ern. Und damit die anarchistischen Bezirke da auch mit spielen, sitzen auch Vertreter von ihnen in diesem Unternehmen. Das Zusammenspiel der Verwaltung ist somit auf gewissen Ebenen praktisch nicht vorhanden. Da dieser Konzern aber dennoch für die Einfuhren, Infrastruktur und die Verwaltung Berlins zuständig ist, konzentriert sich hier viel Macht, und die wichtigsten Personen werden vorgestellt.

Um durch Berlin zu kommen, gibt es einige Möglichkeiten. Das eigene Verkehrsmittel muss sich natürlich schon an die Straßenverhältnisse anpassen – das kann von konzernfinanzierten HighTech-Straße mit AR-Leitsystem und versenkbaren Verkehrspollern bis zu Straßen aus den Randbezirken reichen, die seit hundert Jahren nicht mehr instandgesetzt wurden. Wer sein Auto dem nicht aussetzen will, kann auf die zahlreichen Taxiunternehmen in Berlin zurückgreifen, die durch die steigende Konkurrenz die Fahrt noch zusätzlich durch Schießereien oder Straßenrennen interessant machen können.

Wichtig ist auch ein Überblick über das Emirat Kreuzberg unter dem Gesetz der Scharia sowie den „Wilden Wedding“, in dem von Gebiet zu Gebiet (und machmal von Straße zu Straße) andere Regeln gelten. Um diesen Gefahren sicher begegnen zu können, werden hier zahlreiche Karten mit Legende geliefert.

Abgerundet wird der „Datapuls Berlin“ mit Listen zu Übernachtungen, Einkaufsmöglichkeiten, auswärtigem Trinken und Essen sowie Kultur und Nachtleben, natürlich angepasst auf Runner-Bedürfnisse.

Fazit: Berlin! Ob nun Kopfgelder auf Justizflüchtlinge über Kiezgrenzen, Konzernsabotage im Auftrag der Neo-Anarchisten oder Schutz vor Neo-Anarchisten im Auftrag der Konzerne: In dieser in der Vergangenheit oftmals geteilten Stadt, die offenbar selbst nicht sicher ist, wie geeint sie nun gerade ist, wartet jede Menge Arbeit auf die Runner – und jede Menge Schwierigkeiten. Dank Insider-Informationen über Orte die ork besuchen und elf meiden sollte, Kartenmaterial zum Ausdrucken und eingestreuten Kommentaren von Nutzern, die sowohl zur Stimmungsmache am Spieltisch als auch als Abenteueraufhänger geeignet sind, kann sich jede Runnergruppe hier gut vorbereiten. Vorbildlich und für Spielleiter praktisch sind die letzten zwei Seiten von „Datapuls Berlin“, die kurz aber nachdrücklich die gerade aktuelle Stimmung in einem Stadtbezirk darstellen, inklusive einer Option zum Auswürfeln aktuell stattfindender Ereignisse.

Datapuls Berlin
Quellenbuch
Andreas „AAS“ Schroth
Pegasus Spiele 2018
ISBN: n.a.
48 S., PDF-Dokument, deutsch
Preis: EUR 7,95

bei pegasus.de bestellen