Das Vermächtnis des Bösen

„Hollow Earth Expedition“ gehört zu den Systemen, deren Zeit beim verlegenden Uhrwerk-Verlag abläuft. Daher werden einige der alten Abenteuerbände zu günstigen Konditionen angeboten. Die ideale Gelegenheit also, einmal einen Blick auf die Abenteuerbände zu werfen.

von André Frenzer

Bereits das Cover macht klar, was den geneigten Leser auf den nächsten 32 Seiten erwartet: „Pulp-Abenteuer“ prangt unübersehbar auf dem Titelbild. Und ich kann vorwegnehmen: „Das Vermächtnis des Bösen“ hält, was es verspricht. Bevor wir uns jedoch der Abenteuerhandlung im Detail zuwenden, sei mir die obligatorische Spoilerwarnung gestattet: Wer das Abenteuer noch als Spieler erleben möchte, sollte nun nicht weiterlesen.

Doch um was geht es jetzt eigentlich genau? Die Charaktere – idealerweise Mitglied in der Stiftung für Forschung und Erleuchtung – werden Zeuge, wie der Historiker Malcolm Cross auf offener Straße ums Leben kommt. Was auf den ersten Blick wie ein Unfall erscheint, entpuppt sich auf den zweiten als perfider Anschlag. In den Unterlagen des Verstorbenen finden sich einige Notizen, die die Gruppe bald nach Italien, genauer nach Venedig führen werden.

In Venedig erwartet die Gruppe dann all das, wofür das Pulp-Genre heute bekannt ist und geschätzt wird: rasante Verfolgungsjagden (bevorzugt mit dem Motorboot durch die Kanäle Venedigs), Nazi-Schergen auf der Suche nach okkulten Geheimnissen, Schießereien und nicht zuletzt ein rasanter Showdown, bei dem einstürzende Gruften, Dinosaurier, U-Boote und ein seit Jahrtausenden verstorbener, atlantischer Priester die Hauptrolle spielen. Wer meint, dass das nun nach einer spaßigen Mischung klingt, der ist hier an der richtigen Adresse. Abgerundet wird der Band mit Spielwerten für einige neue Fahrzeuge und Artefakte.

Das Abenteuer hat mir in seiner klassischen Art auch tatsächlich sehr gut gefallen. Der Antagonist ist wirklich gut gelungen, mit einem vermeintlichen Verbündeten ist ein netter Twist eingebaut worden und gerade die klassischen Actionszenen schreien danach, erlebt zu werden. Vor dem Finale gönnt sich das Abenteuer allerdings einen kleinen Durchhänger, wenn es die Gruppe durch ein Gangsystem voller langwieriger Fallen schickt. Außerdem merkt man ihm auch einige Schwächen in der Aufbereitung an. So sind einige Szenen im Ablauf nahezu vorgegeben, was die Handlungsfreiheit der Charaktere einschränkt. Das erfordert viel Improvisationstalent vom Spielleiter, wenn sich seine Pulp-Helden doch einmal etwas wagemutiger oder geschickter anstellen, als vorgesehen.

„Das Vermächtnis des Bösen“ ist ein stabil wirkendes, 32-seitiges Heft mit Pappcover. Es erscheint komplett in Schwarz-Weiß und ist ausreichend mit hübsch anzusehenden Illustrationen aufgepeppt. Das Layout wirkt übersichtlich, die Schrift ist gut lesbar und bis auf eine falsche Überschrift im Inhaltsverzeichnis – die wohl aus einem anderen Abenteuerband übriggeblieben ist – sind auch dem Lektorat keine groben Schnitzer unterlaufen. Für die handwerkliche Seite gibt es damit eine gute Note.

Fazit: „Das Vermächtnis des Bösen“ hält, was es verspricht. Wer ein rasantes und ganz klassisches Pulp-Abenteuer sucht, wird hier sicherlich fündig. Einzig die recht eng verlegten Schienen in der Handlung lassen für Spielleiter experimentierfreudigerer Gruppen noch einige Arbeit übrig.

Das Vermächtnis des Bösen
Abenteuerband
Mike Demchak
Uhrwerk Verlag 2011
ISBN: 978-3942012355
32 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,90

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