Die Stadt des eisigen Schreckens

„Pulp Abenteuer“ prangt – offensichtlich gedacht als Qualitätssiegel – auf dem Cover des „Hollow Earth Expedition“-Szenarios „Die Stadt des eisigen Schreckens“. Der Klappentext verrät, dass es die Charaktere in die eisigsten Tiefen der Antarktis führen wird – und darüber hinaus. Doch wie gelungen ist das Szenario?

von André Frenzer

Bei „Die Stadt des eisigen Schreckens“ handelt es sich um die Übersetzung eines 2011 von Exile Game Studio in Amerika veröffentlichten Abenteuers. Der dünne Band enthält neben dem eigentlichen Szenario auch noch einige Regeln zu den Themen Horror und geistige Stabilität, Infektionen sowie einige neue Talente, Ressourcen, Schwächen und Rituale. Horror und geistige Stabilität? Ja richtig, ein Hauch von cthuloider Atmosphäre weht durch die Hohlwelt.

Die Handlung des eigentlichen Szenarios ist rasch erzählt: Der Kontakt zu einer Expeditionstruppe in die Antarktis unter der Leitung von Admiral Byrd ist abgebrochen. Die Charaktere sind Mitglieder der sogenannten „Polaraufklärung“ und werden der vermissten Expedition hinterher geschickt. Als Mitglieder der Polaraufklärung wissen sie bereits, dass Byrd eine im Eis eingeschlossene Stadt der Atlanter untersuchen wollte und können erahnen, dass hier etwas schief gelaufen sein muss. In den nächsten Szenen treffen die Charaktere dann auch auf einen Haufen Probleme. Schneestürme und unkooperative Nazi-Schergen sind dabei noch zu den kleineren Übeln zu zählen, lauert in den Tiefen der untergegangenen Stadt ein Schrecken, der nicht von dieser Welt scheint …

Der Aufbau des Szenarios weiß durchaus zu gefallen, ist er doch sehr einsteigerfreundlich gehalten. Ein Haufen „Vorlesetexte“ sind zwischen den Szenen eingestreut, die einem beginnenden Spielleiter das Leben deutlich einfacher machen. Auch die Aufteilung des Abenteuers in Szenen hilft enorm, das Tempo hoch zu halten. In jeder Szene passiert etwas Spannendes; ist die Szene beendet kann – wie im Film – zur nächsten Actionszene gewechselt werden. Auch sind einige durchaus starke Spielszenen enthalten, die – richtig rübergebracht – eine schön gruselige Stimmung erzeugen werden.

Es gibt jedoch nicht nur Positives: Streckenweise „glänzt“ das Szenario durch pures Railroading. Railroading tritt für mich immer dann auf, wenn es für die Charaktere keine Chance gibt, gewisse Dinge zu verhindern, egal was sie unternehmen. Sie müssen festsitzen, also wird ihr Flugzeug von einer abstürzenden Nazi-Maschine zerstört. Egal ob sie links oder rechts in der Stadt gehen, sie treffen auf einen Überlebenden der Byrd-Expedition. Auch die Beschreibung der Stadt ist sehr knapp gehalten – ein wenig mehr Hintergrundmaterial und eine Karte hätten sicherlich nicht geschadet, um dem Spielleiter eine Rückkehr in diese Stadt deutlich zu erleichtern. So bleibt es bei einer vagen Idee, die der Spielleiter noch komplett selbst ausstaffieren muss.

Bleibt noch das kurze Regelpaket am Ende des Bandes, das durchaus funktional ausgefallen ist.

Das Layout des Bandes ist durchschnittlich, was sicherlich nichts Schlechtes bedeutet. Der Band ist übersichtlich, angenehm gut lektoriert, und in Extrakästen enthaltene Zusatzinformationen sind optisch klar abgegrenzt. Der Band ist reichlich in gleichbleibender Qualität bebildert.

Fazit: Ein schönes Setting, viel Action und äußerst einsteigerfreundlich, so präsentiert sich „Die Stadt des eisigen Schreckens“. Wen der Mangel an Bewegungsfreiheit nicht stört und wer vielleicht sogar zum ersten Mal ein Pulp-Abenteuer leitet, der erhält ein klassisch-pulpiges Szenario mit Nazis, Atlantern und Mutanten. Erfahrene Spielgruppen finden hier aber in Handlung und Handlungsverlauf wenig Neues.


Die Stadt des eisigen Schreckens
Abenteuerband
Tony Kenealy
Uhrwerk Verlag 2011
ISBN: 978-3942012195
32 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 10,95

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