Das DC-Universum vs. Masters of the Universe

Cross-Over-Geschichten haben eine lange Tradition in der Comic-Szene. Da treffen Marvel-Helden auf DC-Helden, Terminator tritt gegen RoboCop an und Captain Kirk landet auf dem Planet der Affen. Normalerweise kommen solche „Spaß-Ausgaben“ erst nach längerer Zeit auf, wenn sich die jeweilige Serie hinreichend bei den Lesern verfestigt hat. Doch bei den neuen „Masters of the Universe“ ist das anders. Schon zwischen Band 3 und 4 der regulären Reihe erscheint dieses Dimensionensgrenzen überschreitende Abenteuer.

von Kurt Wagner

Die Schlacht um Eternia ist geschlagen, die Masters haben gegen Hordaks Truppen verloren. Nun sind He-Man und die anderen Rebellen, die im Untergrund kämpfen müssen. Bei einem Überfall auf einen Transport der Horde entdecken sie Skeletors Zauberin Evil-Lyn, die allerdings nicht auf Streit aus ist, sondern vielmehr He-Mans Hilfe sucht. Skeletor hat sich in eine andere Dimension, auf eine Welt namens Erde, versetzen lassen, um dort für einen geheimnisvollen Meister unglaubliche Macht zu erlangen, indem er alle mystische Energie abzapft – auch wenn er damit die Weltseele zerstört. Er muss gestoppt werden, und so machen sich zunächst He-Man, Teela und Evil-Lyn auf zur Erde, später gefolgt von Man-at-Arms und einigen weiteren Recken.

Auf der Erde treffen die Masters auf die Justice League Dark um den magischen Trickser John Constantine. Zeitgleich stellt sich Skeletor der Justice Legue – Superman, Batman und Co –, um seine gefährlichsten Widersacher aus dem Weg zu räumen, bevor sein Plan, die Erde ihrer Energie zu berauben, ausgeführt wird. Doch er will sie nicht einfach töten, sondern vielmehr mithilfe seiner Magie, gegen die auch Superhelden oft genug nicht gefeit sind, unterjochen. Es kommt, wie es in einem Cross-Over kommen muss. Held tritt gegen Held an, und weil noch nicht genug Kostümierte herumlaufen, mischt sich auch noch die Justice League of America um den Regierungsagenten Steve Trevor ein.

Selten war ich so froh über ein Editorial, wie in diesem Buch. In wenigen Zeilen bietet Christian Endres einen Überblick über die zahlreichen, in diesem Super-Cross-Over auftauchenden Protagonisten. Ohne diese einleitenden Worte wäre man bei der Masse an Protagonisten auch überfordert, gerade wenn man kein profunder Kenner der Materie ist. Mit den Masters, der Justice League, der JLA und der Justice League Dark mischen gleich vier Parteien diese Geschichte auf, von der jede irgendwie mal gegen jede kämpft, nur damit sich am Ende doch alle zum Showdown gegen einen überraschenden Oberbösewicht zusammenfinden. Ob es tatsächlich der JLA mit Steve Trevor, Hawkman, dem Martian Manhunter und Green Arrow noch bedurft hätte, weiß ich wirklich nicht, aber so ist jedenfalls jeder dabei, der im DC-Universum Rang und Namen hat.

Dabei wirkt das Abenteuer aus der Feder von Keith Giffen, Tony Bedard und Paul Kupperberg erfreulich gut durchdacht. Die Saat dafür wurde tatsächlich schon am Ende von „Masters of the Universe 1“ gelegt, sodass sich der Sammelband, auch wenn er ohne Nummerierung läuft, hervorragend nach „Masters 3“ in den laufenden Handlungsbogen eingliedert. Es handelt sich auch nicht bloß um ein trashiges Gekloppe zwischen den verschiedenen Parteien, die auf abstruse Weise zusammenfinden, sondern die Bedrohung wird gut aufgebaut und die diversen Konfrontationen ergeben einen gewissen Sinn. Am Ende wird dann nicht nur ein irrer Kampf aller Superhelden geboten, sondern auch inhaltlich werden einige Bomben gezündet. So rückt eine Figur in den Fokus, die man bisher kaum auf dem Schirm hatte und deren Schicksal sich perfekt in das bisher in den neuen „Masters“-Comics Erzählte einfügt.

Auch visuell weiß der Band zu überzeugen. Die Illustratorenriege, allen voran Pop Mhan und Dexter Soy, bieten ein prachtvoll farbiges Spektakel mit viel Dynamik, die durch digitale Beleuchtungseffekte noch verstärkt wird. Hier ist auf jeder Seite eine Menge los, ein Umstand, den obendrein eine sehr freie Panelstruktur unterstreicht. Hingucker sind insbesondere die ganzseitigen Illustrationen.

Als Bonusmaterial ist dem Comic am Ende noch die erste Begegnung zwischen He-Man, Skeletor und Superman aus dem Jahr 1982 beigefügt. Die kurze Story, übrigens damals ersonnen von Paul Kupperberg, trug den Titel „Todesgrüße von Eternia“ und bot eine klassische, kurze Konfrontation zwischen dem Finsterling und den zwei Helden verschiedener Welten, in der allerdings auch schon Supermans Schwäche gegenüber Skeletors Magie thematisiert wurde.

Fazit: Sowohl für Cross-Over-Fans als auch Leser der regulären „Masters“-Reihe ist dieser Comic-Band ein Leckerbissen. Das Abenteuer inszeniert clever und nicht ohne Humor den Zusammenstoß der Superhelden zweier Welten und ist zudem perfekt in den „Masters“-Handlungsbogen eingebettet. Eine farbenprächtige, dynamische Optik unterstützt trefflich das Erzählte und die schöne Bonusstory rundet das Paket ab. Einmal mehr zeigt sich, dass in der „Masters of the Universe“-Reihe eine Menge gutes Erzählpotenzial steckt.


Das DC-Universum vs. Masters of the Universe
Comic
Keith Giffen, Tony Bedard, Dexter Soy, Pop Mhan u.a.
ISBN: 978-3-95798-161-5
164 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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