Das Beste aus den Welten von Dungeons & Dragons – Band 1

Schon seit einigen Jahren kursieren diverse Comics zu verschiedenen Welten des Rollenspieluniversums von „Dungeons & Dragons“ auf dem Markt. Der neuste Wurf aus dem Hause Panini Comics greift drei dieser Welten auf und vereinigt sie in einem Band. Und dieser heißt passend: „Das Beste aus den Welten von Dungeons & Dragons“.

von Morgath

„Das dunkle Spiegelbild“ entführt den Leser in die Vergessenen Reiche und erzählt eine weitere Kurzgeschichte von Drizzt Do’Urden, dem sagenumwobenen Dunkelelfen, der einst seine unterirdische Heimat verlassen hat und nun ein einzelgängerisches Leben an der Oberfläche führt, weil er mit der bösen Gesinnung seiner Mitdunkelelfen nicht zurecht kam. Als eine Bande von Orks einige Bauern entführt, macht sich Drizzt auf die Spur der Bande. Doch er trifft dort nicht nur auf die Bösewichte, sondern auch auf einen sonderbaren Goblin, der ein ähnliches Schicksal wie er selber teilt. Auch dieser hat seiner Rasse den Rücken gekehrt, weil er ein Gewissen in sich entdeckte und dem hinterhältigen und grausamen Leben der Goblins angeneigt war. Doch als er seinem Volk den Rücken kehrte und zu den Menschen ging, musste er enttäuscht feststellen, dass er auch hier keinen Frieden finden konnte, da ihm alle wegen seiner Rasse misstrauten und ihn gar versklavten. Kann Drizzt dieser Kreatur helfen?

Die Geschichte fängt gut an, verflacht aber gerade dann, wenn sie verspricht, tiefgründig zu werden. Die Zerrissenheit des Goblins ist zwar noch nachvollziehbar, das gilt jedoch nicht mehr für die Gespräche zwischen den beiden, die irgendwie pseudointellektuell wirken, im Kern aber an der eigentlichen Dramatik vorbeigehen. Auch die darauf folgenden Handlungen von Drizzt sind mehr als fragwürdig und daher nur wenig überzeugend. Somit bleibt ein schaler Beigeschmack übrig, weswegen die Geschichte die schwächste im ganzen Band ist.

In „das Vermächtnis“ dreht sich alles um Palin, den Sohn Caramons und Neffen des inzwischen verschollenen und vermutlich verstorbenen Schwarzmagiers Raistlin. Palin ist ein junger Mann, der sich der Magie zugewandt hat und kurz vor der Aufnahme in einen magischen Orden steht. Doch seinem Vater missfällt es, dass Palin in die Fußstapfen seines Onkels treten möchte. Bei einem gemeinsamen Besuch von Raistlins Turm offenbart sich Palin ein Geheimnis, das ihn auf die Spuren seines Onkels führt...

Die Geschichte gewinnt die Aufmerksamkeit des kundigen Lesers der „Drachenlanze“-Comics bereits durch seine ungewöhnliche Perspektive. Die Geschichte spielt ca. 25 Jahre nach den Ereignissen um die Drachenlanze (die in den anderen Comics erzählt wird) und wird aus der Sicht des Sohnes eines Hauptdarstellers erzählt. Somit werden Vertrautes und Neues gut miteinander verbunden. Da auch das Ende eine interessante Wendung hat, liegt eine solide und gut gemachte Geschichte vor.

Mit der letzten Geschichte „Das Auge des Wolfs“ wird – meinem Wissen nach – Neuland betreten, denn erstmals erzählt ein deutscher Comic ein Abenteuer aus der Welt von „Eberron“. Eberron ist eine faszinierende Fantasywelt, die zusätzlich noch einen starken technologischen Einschlag hat. So gibt es beispielsweise „Kriegsgeschmiedete“ – eine Art magisch beseelte Kampfmaschinen. Auch die Protagonistin Graukell wird ständig von so einem Kampfkoloss begleitet. Doch nun zur eigentlichen Handlung.

Es herrscht Krieg. Hauptmännin Graukell führt einen Trupp Elitesoldaten in die tiefen Wälder von Droaams, wo sie zwischen die Fronten seltsamer Parteien gerät. Alle scheinen dasselbe Ziel zu haben: die Erlangung eines mächtigen, magischen Artefakts...

Die Geschichte besticht durch geheimnisvolle Charaktere, eine klare Handlung und einen farbenfrohen Hintergrund. Von den drei Geschichten hat sie mir persönlich am Besten gefallen. Zudem ist sie voraussichtlich der Grundstein für weitere Abenteuer in der Welt von „Eberron“, denn im Gegensatz zu den anderen Geschichten heißt es am Ende „Bald geht’s weiter“.

Fazit:
Der vorliegende Comic bietet abwechslungsreiche Unterhaltung und dürfte vor allem für Leser interessant sein, die sich für die „D&D“-Comics interessieren, aber noch nicht wissen, welche Welt ihnen am Besten gefallen dürfte. Hier können sie drei Welten zum Preis von einem Comic kennenlernen. Mit „Eberron“ wird zudem eine neue Reihe eingeleitet, deren erste Geschichte gut gelungen ist und Appetit auf mehr macht. Somit liegt insgesamt ein solider Comic vor.


Das Beste aus den Welten von Dungeons & Dragons – Band 1
Comic
R. A. Salvatore, Margarete Weis, Tracy Hickmann, Keith Baker u. a.
Panini Comics 2009
ISBN: 978-3-86607-740-9
148 S., Softcover, deutsch
Preis. EUR 16,95

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