Classic WunderWelten

Unter Rollenspiel-Kenner*innen geschätzte Veröffentlichungen sind etwa seit rund einem Jahr die aus der „Classic“-Reihe bei Ulisses Spiele. Eine dieser Publikationen ist „Classic WunderWelten“, eine Sammlung von Magazinartikeln aus dem längst eingestellten und vergriffenen „WunderWelten“-Rollenspiel-Magazin. Wozu braucht man solch alte Artikel heute, wie nützlich ist das Ganze und wie sieht es mit der Nähe des Sammelbandes zu dem Quellenband „Classic Städtebücher“ aus?

von Markus Kolbeck

Die Artikelsammlung ist 2021 als Softcover bei besagtem Verlag, Ulisses Spiele, erschienen. Auf 52 Seiten werden ausgewählte Artikel aus den ersten acht „WunderWelten“ abgedruckt. Dieses ist das, im April 1989 gestartete, Hausmagazin von Fantasy Productions. Im Juli / August 1999 wurde die 50. Ausgabe veröffentlicht – die letzte. „Classic WunderWelten“ enthält Abbildungen, Lagepläne und Karten in Schwarz-Weiß.

Inhalt

Nach dem Vorwort von Werner Fuchs geht es los mit den Artikeln. Diese sind – so stellt sich schnell  heraus – stark auf  „Das Schwarze Auge“ („DSA“) ausgerichtet. Einige sind sogar als Ergänzung für den Städteband „Tödliches Al’Anfa“ gedacht, das in „Classic Städtebücher“ enthalten ist. So ist auch im Mittelteil ein herausnehmbarer DIN-A1-Stadtplan von der Hafenstadt Al’Anfa eingeheftet.

„Al’Anfa – Stolze Herrin am Perlenmeer“ ist dann der erste Artikel, eigentlich mehr eine Einleitung zu den Ergänzungen zu „Tödliches Al’Anfa“. „Paläste – Hütten – Boronwunder“ stellt eine Chronik von Al’Anfa dar, mit Ausflügen in Handel, Verkehr, den Boronkult und einige Besonderheiten. „Das Haus der Wenija Edelmin“ beschreibt Personen und Gebäude der Flickschusterin. Das Haus steht natürlich in Al’Anfa. „Von Raben und Falken“ ist ein „DSA“-Abenteuer von Ralf Hlawatsch und erstreckt sich über – leider nur – fünf Seiten. Es handelt vom Patriarchen von Al'Anfa und den Verbleib eines Kaufmannsohnes.

Es folgt eine fünfseitige Kurzgeschichte namens „Das Frettchen“, die in Aventurien spielt. Noch ein „DSA“-Abenteuer ist danach abgedruckt, von Ralf Hlawatsch und Arnulf Kölling. Es heißt „Auch ein Drache lässt mal Schuppen“, spielt in Havena (Aventurien) und umfasst sechs Seiten. Es handelt von Jugendbanden und ihren Konflikten. „Gelichter der Großstadt“ ist ein Artikel, der einen Streifzug durch die Gewerbe von Al’Anfa darstellt. Es folgt „Die ‚Adelsmarschall Jarkos‘“, eine Beschreibung eines Seglers für „DSA“ und andere Rollenspiel-Systeme. Die Darstellung einer Räuber- und Diebesband aus Al’Anfa ist der Artikel „Fella Fuchshaars Flinke Finger“.

Es folgen noch drei kritische Essays von Andreas Blumenkamp über die Sprache in PC-Spielregeln, das Fantasy-Rollenspiel „Rolemaster“ und Frauen am Spieltisch. Abschließend wird noch von Kai Friedrich und Werner Fuchs diese Essay-Reihe in der „WunderWelten“ gewürdigt und die wahre Identität von Andreas Blumenkamp enthüllt, für die, die noch nicht wissen, wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt.

Kritik

Da etliche Artikel die Hafenstadt Al’Anfa beschreiben, muss man sich fragen, was die Artikelsammlung nützt, wenn man nicht den Band „Tödliches Al’Anfa“ besitzt. Nun, dann wenig! Wer den Band allerdings besitzt, findet hier wichtige und nützliche Informationen zu dieser Stadt. Alle anderen mögen sich vielleicht mit dem Gedanken tragen, „Classic Städtebücher“ zu erwerben, das zwei universelle Stadtbeschreibungen enthält, bei „Tödliches Al’Anfa“ mit Konvertierungsregeln für „DSA 5“.

Die Artikel an sich sind in „Classic WunderWelten“ immer interessant und vielfältig. Für angenehme Abwechslung sorgen auch die beiden Abenteuer und die Kurzgeschichte. An und für sich ist Fantasy zeitlos, sodass die enthaltenen Informationen auch heute noch etwas taugen. Seinen größten Nutzen zieht der Band aber daraus, dass ein großformatiger Stadtplan von Al’Anfa enthalten ist, der allein schon den Preis einer Anschaffung rechtfertigt.

Die Essays von Andreas Blumenkamp sind pointiert und mit spitzer Feder verfasst, oftmals sehr kritisch. Da man übersehen kann, dass sie auch mal satirisch gedacht sind, führte dies zu regelrechten Kontroversen. Im Sammelband sind keine Rezensionen, Produktvorstellungen und Leserbriefe abgedruckt, was zu seiner Zeitlosigkeit beiträgt.

Fazit: Mir hat „Classic WunderWelten“ als interessante und sehr nützliche Ergänzung zu „Classic Städtebücher“ gefallen. Der starke Fokus auf Al’Anfa könnte dies für manche Leser*innen einschränken. Für alle Kenner*innen von Al’Anfa und Interessierten an Rollenspiel-Geschichte, kann ich das Softcover empfehlen.

Classic Wunderwelten
Rollenspiel-Magazin
Werner Fuchs, Hans Joachim Alpers & Ulrich Kiesow (Hrsg.)
Ulisses Spiele 2021
ISBN: 978-3-96331-830-6
52 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 14,95

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