von Jens Krohnen
Christophe Bec hat bereits einige sehr erfolgreiche Comics und Comic-Reihen veröffentlicht. In den letzten Jahren war er wohl einer der fleißigsten Autoren der französischen Comic-Szene. Darunter finden sich lange Reihen wie die – ebenfalls bei Splitter verlegten – „Carthago“ oder „Prometheus“, aber auch kürze Geschichten wie „Heiligtum“ oder „Siberia 56“. „Carthago“ ist eine langlebige Science-Fiction-Comic-Reihe, welche im Splitter-Verlag erscheint. Die „Carthago Adventure“-Reihe wiederum greift zwar einige der Charaktere aus der Hauptreihe auf, stellt jedoch eigenständige Geschichten vor. Jedes „Adventure“ kann so für sich alleine gelesen werden.
Im ersten Abenteuer, „Bluff Creek“, führt uns Bec in die einsame Bergwildnis Nordkaliforniens. Wolfgang Feiersinger, besser bekannt unter seinem Spitznamen „der Hundertjährige aus den Karpaten“ ist fest entschlossen, endlich das Geheimnis um den Bigfoot zu lüften. Zwar sind die dort entstandenen berühmten Aufnahmen eines solchen Wesens als Fälschung enttarnt worden – dennoch gibt es abseits dieses Betrugs zu viele Zeugen, welche von einem Aufeinandertreffen mit den zurückgezogenen Waldwesen berichten. Begleitet wird Feiersinger von dem Abenteurer London Donovan, welcher stets in den Diensten des alten Mannes reist, sowie einem kleinen Team von Jägern und Wissenschaftlern.
Was sich dann im Bluff Creek ereignet, ist einerseits erwartbar – natürlich gelingt es der Gruppe, die Spuren des Bigfoots aufzunehmen und der Comic bietet auch seine eigene Interpretation der Ursprünge Bigfoots an. Bec webt allerdings auch eine alte Indigenen-Legende in die Handlung ein, welche für zusätzliches Ungemach sorgt und etwas Abwechslung von dem doch arg vorhersehbaren Plot bietet. Das weiß zu gefallen.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass diese Graphic Novel für den einen oder anderen Leser ein paar Seiten zu kurz ausgefallen sein dürfte. Zwar gibt die geradlinige und auch vorhersehbare Handlung kaum mehr her. Dennoch bleibt durch den knappen Platz kaum Zeit für eine Vorstellung der Charaktere oder eine ordentliche Charakterzeichnung. Ebenso deutet Bec zwar einige altbekannte Handlungsversatzstücke an – wie das unausweichliche Techtelmechtel zwischen dem Draufgänger Donovan und der indigenen Führerin –, allerdings nimmt sich der Comic nicht genügend Zeit, um diese Entwicklungen glaubhaft zu präsentieren. Dennoch – oder vielleicht auch gerade deshalb – lässt mich die Lektüre nicht unbefriedigt zurück. Sehr kompakt, auf wenigen Seiten, präsentiert Bec eine sehr typische Bigfoot-Story, in der alle sattsam bekannten Versatzstücke zwar vorkommen, aber eben nur angedeutet werden. Damit ist „Bluff Creek“ als Erstkontakt mit dem Thema kaum geeignet – wer aber weiß, worauf er sich hier einlässt, erhält eine nette Geschichte.
Gewohnt gut umgesetzt ist die optische Seite dieser Graphic Novel. Zeichner Jaouen Salaün gelingt es, überzeugende Charakterbilder zu zeichnen, allerdings gibt es wenige spektakuläre Panels zu bestaunen. Gewalt ist dabei durchaus Bestandteil des Comics, diese wird jedoch zumeist eher angedeutet, sodass wenig Drastik auf den Seiten zu finden ist. Die generelle Zeichenqualität ist hoch. Wie vom Splitter-Verlag gewohnt, erscheint „Bluff Creek“ als großformatiger Hardcoverband, der Langlebigkeit verspricht. Technisch gibt es damit überhaupt nichts zu meckern.
Fazit: „Carthago Adventure 01: Bluff Creek” ist eine kompakte Graphic Novel mit einer vorhersehbaren, aber gut umgesetzten Abenteuergeschichte rund um die Jagd nach Bigfoot. Wer auf eine tiefergehende Charakterzeichnung verzichten kann, findet hier eine unterhaltsame Lektüre.
Carthago Adventure 01: Bluff Creek
Comic
Christophe Bec, Jaouen Salaün
Splitter-Verlag 2011
ISBN: 978-3-86869-199-3
56 S., Hardcover, deutsch
Preis: 13,80 EUR
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