Die schwarzen Moore

Die Aufbereitung alter Gruselgeschichten ist spätestens seit dem Erfolg von Lovecrafts „Cthulhu“-Mythos en vogue. So widmet sich auch Christophe Bec in seinem Band „Die schwarzen Moore“ einer alten Geschichte, wenn auch aus der Feder von Guy de Maupassant. Wie gelungen ist die Adaption?

von André Frenzer

Christophe Bec hat bereits einige sehr erfolgreiche Comics und Comic-Reihen veröffentlicht. In den letzten Jahren war er wohl einer der fleißigsten Autoren der französischen Comic-Szene. Darunter finden sich lange Reihen wie die – ebenfalls bei Splitter verlegten – „Carthago“ oder „Prometheus“, aber auch kürze Geschichten wie „Heiligtum“ oder „Siberia 56“. Mit „Die schwarzen Moore“ liegt eine kurze Geschichte vor, die Bec auf gerade einmal 64 Seiten präsentiert.

„Die schwarzen Moore“ basiert dabei auf de Maupassants Kurzgeschichte „Die Angst“, verlegt die Handlung aber in die Gegenwart. Das Aubrac ist eine karge, nahezu menschenleere Hochebene, in der man sich bis heute noch die Geschichte von der Bestie im angrenzenden Gévaudan erzählt, einem wolfsartigen Ungeheuer, dem im 18. Jahrhundert binnen weniger Jahre an die hundert Menschen zum Opfer fielen. Diese schroffe Einöde zieht den Fotografen Antoine in ihren Bann, der hier Aufnahmen für seine Redaktion anfertigen soll. Am Abend wird er von aufziehendem Nebel und der einsetzenden Dunkelheit überrascht. Glücklicherweise findet er ein nahegelegenes Bauernhaus, in dem man ihm Unterschlupf gewährt. Was Antoine natürlich nicht ahnt: Nun beginnt ein nervenzerreißendes Kammerspiel, denn irgendetwas streift um das Haus …

Zugegeben, die Handlung lässt sich in wenigen Zeilen zusammenfassen. Sie hält auch – gerade für den modernen Gruselkenner – kaum Überraschungen bereit. Und auch für eine ausführliche Charakterdarstellung bleibt bei gerade einmal 64 Seiten naturgemäß eher wenig Platz. Dennoch gelingt es Bec erstaunlich gut, mit wenigen Panels, welche Ereignisse aus der Vergangenheit der Charaktere beleuchten, die Motivation und Charakterzüge der handelnden Personen zu vermitteln. So scheint es niemanden, Antoine eingeschlossen, in dem Bauernhaus zu geben, der frei von Schuld ist. Und so wandelt sich auch das Verhältnis des Lesers zu den Charakteren immer wieder, bis es zum dramatischen Finale kommt. Während die Charaktere also geschickt präsentiert werden, ist die Geschichte eher wenig innovativ. Sie verfehlt ihre Wirkung dennoch nicht und gerade das Ende stellt geschickt die Frage, was Antoine und mit ihm der Leser dort gerade erlebt hat.

Gewohnt gut umgesetzt ist die optische Seite dieser Graphic Novel. Dabei sind die wenigsten Panels spektakulär. Aber gerade die großformatigen Landschaftszeichnungen des Aubrac wissen zu gefallen. Durch die düstere und geschickt gewählte Farbpalette entsteht während der Lektüre eine eigentümliche Atmosphäre, welche die Geschichte hervorragend unterstützt. Wie vom Splitter-Verlag gewohnt, erscheint „Die schwarzen Moore“ als großformatiger Hardcoverband, der Langlebigkeit verspricht. Technisch gibt es damit überhaupt nichts zu meckern.

Leseprobe

Fazit: „Die schwarzen Moore“ ist eine gelungene Adaption einer klassischen Gothic-Horror-Geschichte. Punktum. Wer sich für klassische Gruselgeschichten erwärmen kann, findet hier eine gute Lektüre.

Die schwarzen Moore
Comic
Christophe Bec
Splitter-Verlag 2016
ISBN: 978-3-95839-427-8
64 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 15,80

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