Boss Fighters QR

Als ich das Cover von „Boss Fighters QR“ gesehen habe, dachte ich: „Das sieht cool aus!“ und „Will ich spielen!“ Mein zweiter Gedanke war: „Sieht sehr Candy aus.“, da es in sehr knalligen Farben gehalten wurde. Als ich dann realisiert habe, wofür QR steht und dass das Spiel mit einer App gespielt wird, dachte ich: „Oh, nicht schon wieder ein Spiel mit App“.

von Dennis Bisenius

In der Vergangenheit hatte ich ein paar Spiele gespielt, die eine App-Anbindung hatten und war immer von der App genervt. Ich hatte das Gefühl, dass die App viel zu viel Platz im Spiel einnahm. Bei „Boss Fighters QR“ nimmt die App zwar auch sehr viel Platz ein, aber das fügt sich für mein Empfinden sehr viel besser ein als in allen anderen Spielen, die ich bisher gespielt habe.

Aber was ist denn jetzt „Boss Fighters QR“? Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich hier um einen Boss Battler. Die Spieler schlüpfen in generische Charaktere – wie einen Zwerg, eine Waldelfe, einen Troll oder einen Halbling – und suchen sich dazu eine von vier Klassen aus (Magier, Schurke, Krieger oder Druide). Dabei ist jede Kombination möglich. Rasse und Klasse bestimmen das Startdeck, die Lebenspunkte und wie viele Karten man jede Runde auf der Hand hat.

Den Boss wählt man über die App aus, den Rest macht dann die App. Somit ist der Aufbau sehr schnell erledigt und man kann direkt in den Kampf springen. 

Dem Spiel liegen vier Karten bei, die den Rundenablauf beschreiben, da die App einen aber durch die Runde führt, haben wir die Karten nicht gebraucht. Die App startet die Runde, indem sie dies ankündigt und den Spielern anzeigt, wie viel Schaden und welche Zustände (etwa Gift) der Boss den Spielern zufügt. Jetzt haben die Spieler als Gruppe die Möglichkeit, mit ihren Aktionen dem Boss Schaden zuzufügen und sich oder ihre Mitspieler zu schützen, indem sie mit Rüstung und Fähigkeiten den angezeigten Schaden verringern. Dafür hat jeder Spieler drei Aktionen zur Verfügung, wobei man auch Kettenzüge generieren kann. Dadurch werden schnell mal aus drei Aktionen vier oder fünf.

Die Mechanik mit dem Schutz kam bei uns am Tisch ein wenig komisch an, da man sein Kettenhemd auch dazu nutzen kann, einen Mitspieler zu schützen. Hier könnte man sich eine Differenzierung wünschen, dass Rüstungen nur einem selbst Schutz bieten und Fähigkeiten und Zauber (wie die Wurzelwand) auch auf andere Spieler gewirkt werden können. Dies hätte aber sicher das Spiel ein wenig komplexer gemacht und man müsste auch die Dynamik ein wenig abändern. 

Haben alle Spieler ihre Aktionen durchgeführt, führt der Boss seine Angriffe aus. Die Spieler bekommen den Schaden und die Zustände, die der Boss am Anfang der Runde den Spielern zugewiesen hat. Natürlich abzüglich der Modifikatoren, die die Spieler in ihren Aktionen gespielt haben. 

Sobald der Boss fertig ist, werden die Zustände abgehandelt, die die Spieler aber auch der Boss bekommen können. So verlieren die Spieler und der Boss für jeden Gift-Marker, den sie haben, einen Lebenspunkt. 

Zu guter Letzt werden die gespielten Karten auf den Ablagestapel gelegt und man kann beliebig viele Karten abwerfen, bevor man wieder auf seine Handkartenzahl aufzieht und in die nächste Runde geht.

So einfach so gut. Aber was macht jetzt den Reiz von „Boss Fighters QR“ aus? Das ist die Mechanik hinter dem Boss. Jeder Boss agiert auf seine Weise und jeder Boss reagiert auf das, was die einzelnen Spieler machen – teilweise direkt, teilweise durch zusätzliche Aktionen in seiner eigenen Angriffsphase. Somit muss man jeden Boss kennenlernen. Die Bosse können in vier verschiedenen Stufen gespielt werden und werden untereinander auch mit jedem weiteren Boss komplexer, sodass eine angenehme Komplexitäts-Kurve entsteht.

Wir konnten das Spiel sowohl auf einem aktuellen Tablet als auch auf einem etwas älterem Smartphone spielen. Beides ging flüssig und war übersichtlich. Beim Smartphone ist aber nach ein paar Stunden Spiel die Schutzfunktion angegangen und es hat sich ausgeschaltet, da das Phone zu heiß wurde. Leider gibt es in dem Fall keine automatische Speicherfunktion, und unser Spiel ging kurz vor dem Sieg gegen den zweiten (den Introboss nicht mitgerechnet) Boss auf höchster Stufe verloren. Wir haben am nächsten Tag dann nach einiger Zeit ein Kühlpack unter das Smartphone gelegt und hatten das Problem dann nicht mehr. 

Ich konnte das Spiel mit zwei, drei und vier Spielern testen und es lief immer flüssig und ohne lange Wartezeit, da man sich viel untereinander abspricht. Man merkt aber an mehreren Stellen, dass die Macher einiges an Plänen haben. Zum Beispiel bietet die App aktuell sieben Slots an, sodass man schon jetzt auf mindestens drei neue Charaktere und Klassen hoffen kann, um mit bis zu sieben Kämpfern dem Boss zu Leibe rücken zu können.

Was auch sehr gut funktioniert ist, dass ein weiterer Spieler zwischen den einzelnen Kämpfen einfach dazu kommen kann. Und das auch ohne das Spiel zu kennen. Man muss dem neuen Spieler nur sehr wenig erklären und den Rest schnappt man während der Runde einfach auf.

Fazit: „Boss Fighters QR“ ist ein sehr kurzweiliges Spiel. Wir wollten immer nur ein zwei kurze Runden zum Einstieg spielen und dann auf ein anderes Spiel umschwenken. Daraus wurde dann stets ein abendfüllendes Vergnügen. Durch die Variabilität der Schwierigkeitsstufen ist das Spiel für Familien genauso geeignet wie für Vielspieler, Kennerspieler und Expertenspieler. Die Kämpfe haben einen schönen Humor, man wünscht sich vielleicht hier und da noch ein wenig mehr Bewegung im Geschehen und/oder ein wenig mehr Story, aber das tut dem Spielspaß auf keinen Fall Abbruch.

Boss Fighters QR
Karten- und App-Spiel für 2 bis 4 Spielende ab 10 Jahren
Michael Palm, Lukas Zach
Pegasus Spiele 2025
EAN: 4250231743696
Sprache: Deutsch
Preis: 39,99  EUR

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