von LarsB
Pegasus Spiele setzt auf Brettspiele mit App-Unterstützung. Gut gemacht, sinkt die Einstieghürde und der Spielspaß stellt sich schneller ein. Ob der Plan bei „Light Speed Arena“ aufgeht?
Das Spielmaterial
Pappe dominiert. Wir brauchen ja auch nicht viel. Ein Raumbasisplättchen und acht Raumschiffe pro Spielerfarbe und die vier Spielfeldbegrenzungswinkel. Dazu beidseitig bedruckte Asteroiden. Die Dicke der Pappe ist gut gewählt. Hier ist nichts so dünn, dass es im hektischen Spielgetümmel Schaden nehmen würde.
Die comicartige Darstellung unterstützt den Spielablauf, weil alles klar dargestellt ist. Die Laserwaffen, die Schilde, die Initiative und die Lebenspunkte sind alle klar und direkt erfassbar.
Die App gibt’s bei Apple und im Google Playstore. Alles ließ sich mühelos installieren, wobei ich in der Android-Welt zuhause bin. Die App ist selbsterklärend. Die Bilderkennung per Foto lief bei uns fehlerfrei. Sie verlangt aber eine Verbindung ins Internet. Das Bild wird auf einen Server hochgeladen. Je nach Traffic geht das in der Regel zügig. Nur am Messe-Freitag auf der SPIEL in Essen dauerte das Hochladen eine (verboten lange) Minute.
Der Spielablauf
Auf die Plätze, fertig, los! Die App gibt den 10-Sekunden-Takt vor, in dem wir alle gleichzeitig ein zufälliges unserer Raumschiffe in die Spiel-Arena, die Light-Speed-Arena, legen. Dabei gilt: Wer das Schiffsplättchen losgelassen hat, darf es nicht wieder anfassen. Andere Plättchen dürfen nicht verschoben oder rotiert werden. Die Raumschiffe sollten so ausgerichtet werden, dass sie unter den anderen Flotten viel Schaden anrichten, selbst aber verschont bleiben. Das gibt Punkte, die in der anschließenden Auswertungsphase von der App zusammengerechnet werden. Schützenswert ist auch unsere vorher platzierte Raumstation, die uns gleich vier Punkte verspricht, wenn sie überlebt. Zwei Asteroiden machen das Raumgetümmel noch etwas interessanter. In der Grundversion fördert man mit dem Laserstrahl Mineralien, die Punkte wert sind, wenn das Förder-Raumschiff überleben sollte.
In weiterführenden Spielemodi werden über die Rückseiten der Asteroiden Sonderregeln eingeführt. Da wird es punktemäßig belohnt, wenn man etwa an eigenen Raumschiffen ganz knapp vorbei schießt und dann fremde Raumschiffe trifft. Oder die Feuerkraft der Laser wird erhöht, wenn man mit einem Laser einen Asteroiden anzapft. Acht verschiedene Asteroidenkonfigurationen sollen für mehr Langzeitspielspaß sorgen. Darüber hinaus können auch die Raumstationen auf die zweite Seite gedreht werden für Asymmetrie.
Die Auswertung durch die App kann Schritt für Schritt passieren, sie kann aber auch ein einem Rutsch mit der Nennung nur des Endergebnisses vollzogen werden. Raumschiffe mit schneller Initiative dürfen ihre Lasersalven zuerst abschießen. Sind Raumschiffe kaputt gelasert, bevor sie selbst an die Reihe kamen, fällt dieser Angriff aus. Und mehr noch, alle Laser, die eigentlich auf das nun evaporisierte Raumschiff gerichtet waren, schießen durch diesen Raumabschnitt hindurch und treffen das dahinter liegende Objekt.
Das Spielgefühl
Bei Vollbesetzung zu viert herrscht Gerangel am Tisch. Die selbstgehäkelte, ausladende Häkeljacke meiner Frau hat mir viel Sichtfeld genommen. Entsprechend hektisch bin ich um den Tisch navigiert, um doch noch den einen idealen Slot für mein Raumschiff zu finden, der in der Auswertung allen ein anerkennendes Nicken abverlangen würde. Die Krux: Innerhalb von zehn Sekunden lassen sich kaum alle Auswirkungen der Raumschiffsplatzierung abschätzen. Hier ergeben sich chaotisch lustige Situationen.
Zu zweit ist die ganze Angelegenheit schon richtig taktisch. Ich bin in der Lage, die eine Raumschiffplatzierung meines Gegners zu registrieren und mit einer geschickten Platzierung des eigenen Raumschiffs zu konterkarieren. Die Spanne, was „Light Speed Arena“ also sein kann, ist groß.
Die Schritt-für-Schritt-Auswertung war in unseren Runden sehr unterhaltsam. Die Laserstrahlen sind animiert. Die Raumschifftreffer werden akustisch wiedergegeben. Und ab und zu steigt eben auch Rauch auf. Statt eines neuen Papstes hat man eine Portion Weltraumschrott mehr. Besonders groß war das Hallo immer, wenn ein Laser knapp am eigentlichen Ziel vorbei ins Leere gegangen ist oder die eigene Flotte gegrillt hat. Wir hatten in unseren Runden jedenfalls viele Lach- und Schmunzelmomente.
Eine Partie ist einfach wahnsinnig schnell vorbei. Und bei einer Partie bleibt es eigentlich auch nie. Ein paar Runden spielt man „Light Speed Arena“ schon. Es ist ein unterhaltsames Spiel für Zwischendurch. Man sollte das Spiel nicht zu ernst nehmen. Es passiert gerade zu viert schon mal, dass im Eifer des Gefechts Plättchen versehentlich bewegt werden. Eine Rückabwicklung ist naturgemäß nicht möglich. Und die ganze Runde will man auch nicht schmeißen. Da kommt dem Spiel seine ultrakurze Spieldauer zugute. Zu Studentenzeiten wäre das wahrscheinlich eine hervorragende Wahl für ein Trinkspiel gewesen. Einen Schnaps für jeden Selbstabschuss, oder so. Heute distanziere ich mich natürlich von solch verdorbenen Ideen.
„Light Speed Arena“ kann schon anfixen. Ich habe Mitspieler erlebt, die einfach nicht genug bekommen konnten. Durch die erweiterten Spielmodi gelingt es „Light Speed Arena“, nicht so schnell zu verpuffen. Es wird für mich auf lange Sicht ein Spiel sein und bleiben, dass man zwischendurch gern mal wieder herausholt, um es mal eben kurz zu zocken. Damit ist „Light Speed Arena“ für mich der ideale Absacker. Wer allerdings keine Echtzeitspiele mag, wird sich mit „Light Speed Arena“ nicht anfreunden. Und Freunde des puristischen Analoggenusses werden bis hierhin eh nicht mehr gelesen haben. Ach so, eine Alternative zu „Eclipse“ oder „Twilight Imperium“ stellt „Light Speed Arena“ auch nicht dar. Wollte ich nur noch mal zur Sicherheit erwähnt haben.
Fazit: „Light Speed Arena“ überzeugt als leichtfüßiges Echtzeit-Arcade-Spiel, das durch seine turbulente Platzierungsphase und die unterhaltsame App-Auswertung für chaotisch-lustige Momente am Spieltisch sorgt. Die Integration der App funktioniert hervorragend. Die Schritt-für-Schritt-Auswertung mit animierten Laserstrahlen sorgt für viele Lach- und Schmunzelmomente. Mit einer extrem kurzen Spieldauer ist es ein hervorragendes Spiel für Zwischendurch und ein idealer Absacker, wobei die erweiterten Spielmodi für einen längerfristigen Spielspaß sorgen. Für Echtzeit-Muffel ist es nichts. Piuu-Piuu.
Light Speed Arena
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 8 Jahren
Leonardo Alese, James Ernest, Tom Jolly, Emanuele Santellani
Pegasus Spiele 2025
EAN 4250231743658
Sprache: Deutsch
Preis 24,99 EUR
bei pegasus.de bestellen







