Batman: One Bad Day – Mr. Freeze

Weihnachten steht vor der Tür. Schneeflocken fallen vom Himmel. Geschenke sind verpackt. Eine Idylle. Schnitt! Beim genaueren Hinsehen wird deutlich, dass nicht alles so friedlich ist, wie es scheint. Der Trubel der Heiterkeit verdeckt Konflikte und Probleme – in Gotham City ist das jedenfalls so. Dort erleben wir, wie ein Lebensereignis zum Anlass genommen wird, um fortan Angst und Schrecken zu verbreiten. Gut, dass Batman zur Stelle ist, um eine Alternative aufzuzeigen. Doch was, wenn es den freien Willen gar nicht geben sollte?

von Daniel Pabst

Der Comic „Batman: One Bad Day – Mr. Freeze“ ist der neueste Band aus der Reihe „Batman: One Bad Day“, die bei Panini Comics auf Deutsch erscheint. Er stammt aus der Feder von Gerry Duggan und wurde von Matteo Scalera gezeichnet. Die Farbgebung hat kein Geringerer als Dave Stewart beigesteuert. Übersetzt wurde der Comic von Ralph Kruhm. Der Band enthält insgesamt 76 Seiten, wovon drei Seiten alternative Cover zeigen.

Wie der Titel und das Cover (Matteo Scalera und Dave Stewart) verkünden, dreht sich diese Geschichte um einen Mann mit dem Künstlernamen Mr. Freeze (bürgerlicher Name: Victor Fries). Der Comic spielt kurz vor Weihnachten. Das ist anlässlich der titelgebenden Figur sehr passend gewählt. So sehen wir viel Schnee und Eis. Die Menschen sind in dicke Wintermäntel gehüllt, singen Weihnachtslieder, schmücken ihre Weihnachtsbäume und versuchen die klirrende Kälte durch menschliche Wärme und Liebe zueinander zu verdrängen.

Warum muss Mr. Freeze in dieser Zeit einen Überfall begehen und sitzt nicht zu Hause mit seinen Liebsten zusammen, um Weihnachten zu feiern? Die Antwort darauf erfahren wir in dieser Geschichte: Victor Fries hat seine Frau Nora verloren. Einst als grandioser Wissenschaftler und Forscher widmete er sich voll uns ganz seinem Beruf. Dabei übersah er allerdings, dass die gemeinsame Zeit mit Nora endlich sein würde – und als sie schwer erkrankte, da war es bereits zu spät …

Diese Beziehung zwischen Victor und Nora beschäftigten auch Noras Freundschaften. Wir müssen mit Erschrecken lesen, dass ihre Freunde sie aber nicht im Krankenhaus besuchen durften. Schuld daran ist aber nicht die Krankheit, sondern ihr Ehemann Victor, der sie abkanzelt und in Eigenregie zu heilen versucht. Ist es also wirklich Victor, der einen nicht endenden „schlechten Tag“ erlebte? Ein Gegenbeispiel von Familie und Freundschaft zeigt uns Batman auf, der hier mit seinem Schützling Robin und seinem Butler Alfred auftritt.

Nachdem Nora verstorben ist, versucht Batman, Mr. Freeze mühsam den Spiegel vors Gesicht zu halten, damit dieser keine Straftaten mehr begeht – ganz nach der Devise: „Es gibt immer ein Zurück!“ Wird es Batman gelingen, dem Verbrecher zu demonstrieren, dass es immer weitergeht, egal wie schmerzhaft der Verlust von Geliebten auch ist? Wird es für Mr. Freeze eine Alternative zur psychiatrischen Einrichtung geben?

In diesem „Batman: One Bad Day“-Comic ist besonders die tragische Motivation des „Superschurkens“ lesenswert. Der Autor Gerry Duggan hat es geschafft, die emotionale Kälte von Victor Fries einzufangen. Schnell kristallisiert sich für uns heraus, dass es um mehr geht als um eine Verfolgungsjagd nach Mr. Freeze. Beim Lesen kommt unwillkürlich die Frage auf, ob ein einschneidendes Lebensereignis den freien Willen aufheben kann – und somit einen jeden Menschen zu einem determiniert Handelnden macht?

In der Kombination mit den erstklassigen Zeichnungen und den Farben von Dave Stewart ist mit „Batman: One Bad Day – Mr. Freeze“ ein sehr guter Comic auf den Markt gebracht worden. Das Farbspiel macht richtig was her. Dies wird nicht nur an den Kontrastfarben Orange (Batman!) und Blau (Mr. Freeze) deutlich, sondern auch an den klassischen Farben von Robin (Gelber Umhang, Rot-Grünes Outfit). Selbst das weitere Outfit von Batman in den Farben Grau und Schwarz gibt dem Ganzen ein gewisses – sehr ansehnliches – Retro-Feeling.

Für Kenner und Kennerinnen des Gotham-Universums und der Figur „Mr. Freeze“ ist dieser Comic bestimmt keine Neuheit. Das macht aber gar nichts. Die gesamte Stimmung und „Inszenierung“ der Geschichte ist sehr lesenswert. Wer Mr. Freeze nicht kennt, oder sogar bislang wenig Berührungspunkte mit Batman und Gotham City hatte, für den ist dieser Comic sehr einsteigerfreundlich. Angesichts der schnell steigenden Zahl an Comics in der „Batman: One Bad Day“-Reihe, ist dieses – in sich abgeschlossene – Werk besonders hervorzuheben. Hier kann problemlos zugegriffen werden. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.

Fazit: Eine Ikone der Schurken wird nicht neuerfunden, aber erstklassig in Szene gesetzt! Die fesselnde Thematik und die Frage, was es bedeutet, einen „freien Willen“ zu haben (konkret: Schuld ist Vorwerfbarkeit), machen aus dieser „Weihnachtsepisode“ einen sehr empfehlenswerten Comic. Wer ist wirklich in der Schneekugel von Mr. Freeze eingefangen? Wer die Antwort herausfinden möchte, dem ist diese Lektüre wärmstens zu empfehlen.
 
Batman: One Bad Day – Mr. Freeze
Comic
Gerry Duggan, Matteo Scalera
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3307-2
76 S., Hardcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR

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