von Daniel Pabst
Der erste Band von „Batman / Catwoman“ umfasst die US-Einzelhefte 1-3, geschrieben von Tom King uns illustriert von Clay Mann. Die Farben kommen von Tomeu Morey. Übersetzt hat den Band Ralph Kruhm. Die Reihe aus den Jahren 2021 und 2022 umfasst vier Bände und bildet als „eigenständige“ Geschichte den Abschluss der Batman-„Rebirth“-Comics von Tom King (2016). Wie von den „Black Label“-Ausgaben gewohnt, die bei Panini Comics erscheinen, kommt auch „Batman / Catwoman“ im großzügigen 21x32-cm-Hardcoverformat daher.
Passend zur Jahreszeit, spielt die „Batman / Catwoman“-Reihe zur Weihnachtszeit. Man kann diesen Comic also wie einen (halben) Adventskalender lesen. Die Kapitel beginnen jeweils mit einem doppelseitigen Bild von Wayne Manor – der prunkvollen Villa des jungen Milliardärs Bruce Wayne – und immer leuchtet ein Fenster oder eine Tür und verkündet den Titel des Kapitels. So lautet das erste Kapitel „Stille Nacht“. Um die Weihnachtsstimmung „perfekt“ zu machen, gibt es viel Schnee, Nussknacker, Weihnachtsbäume, bunt verpackte Geschenke, Weihnachtsmänner, Schneemänner und natürlich Weihnachtslieder auf den Seiten.
„Stille Nacht. Heilige Nacht. Alles schläft. Einsam wacht … nur das traute hochheilige Paar“, heißt es in den ersten Panels. Dazu sehen wir, wie eine ältere Frau über eine Brücke fährt. Auf ihrem Schoss schlummert eine Katze. Das Fahrtziel erfahren wir nicht. Denn bereits auf der ersten Seite macht der Künstler einen Kniff und wechselt die Zeitebene. Im nächsten Panel spricht Andrea Beaumont (Antagonistin aus dem Zeichentrickfilm „Batman und das Phantom“ von 1993) mit Bruce Wayne. Am Kamin hängt übergroße Weihnachtsdekoration und natürlich ist das Kaminfeuer an. Nach einem kurzen Gespräch folgt ein Panel, das uns ins Schlafzimmer mitnimmt, in dem aber nicht Andrea Beaumont, sondern die junge Selina Kyle – unter Bruce Wayne – liegt.
Was bereits nach diesen einleitenden Zeilen aufgefallen sein mag, ist, dass „Batman / Catwoman 1“ mit den Lesenden spielt. Es wirkt für die Augen wie ein gelungener Einstieg, was sich so auch fortsetzen wird. Inhaltlich ist man nach den ersten Seiten jedoch leicht überfordert. Zu rasch sind die Wechsel zwischen den Zeitebenen. Mal ist Catwoman die ältere Dame mit grauen Haaren, dann schwingt sie sich als junge Frau als Catwoman über die Dächer von Gotham City. Immer wieder zieren die verschiedenen Versionen von Catwoman ein und derselbe Seite. Das ist reizend, aber tut dem Lesefluss keinen großen Gefallen.
Apropos Lesefluss: Die Handlung von „Batman / Catwoman 1“ hat plötzlich einen echten Knaller parat. Da mag man als Leser oder Leserin dem zu Sehenden kaum trauen. Am Anfang ermordet Catwoman den Joker! Ist diese Reihe also doch eher eine Kriminalgeschichte als eine Geschichte über die Beziehung zwischen Catwoman und Batman? So richtig weiß man das nach dem Lesen des ersten Bandes noch nicht. Denn zu dem Zeitpunkt, in dem Catwoman den Joker ermordet, liegt Batman bereits unter der Erde – verstorben am Alter. Bitte was?
Grund für die vielen Fragen, die sich stellen, ist mal wieder die sprunghafte Erzählform von Tom King. Die 84 Seiten lesen sich sehr schnell und man möchte wissen, wie das alles miteinander zusammenhängt. Vor allem fragt man sich, welche „Verbindung“ Catwoman mit dem Joker gehabt hatte. Anspielungen, dass da viel mehr war, als nur eine Partnerschaft zweier Krimineller, gibt es ausreichend. Zu allem Durcheinander tritt dann noch Helena Wanye, das Kind von Catwoman und Batman auf. Sie konfrontiert ihre Mutter, die als Erbin das Wayne Manor verwaltet, damit, dass in Florida eine Leiche gefunden wurde, die dem Joker ähnele. Und Helena hat so ihren Verdacht! Darauf erhält sie die geheimnisvolle Antwort: „Ich wurde ne Katze. Und traf ne Fledermaus“. Vorbei scheint die festliche Stimmung im Wayne Manor zu sein.
Abseits der vielen Fragen sind die Zeichnungen von Clay Mann sensationell. Er nutzt die Formatgröße der Seiten und schenkt allen Figuren ihren Platz darauf. Auffällig körperbetont lässt er Catwoman in den verschiedensten Posen auftreten. Aber auch der Joker, Andrea, Helena und natürlich Batman sind immer wieder über eine ganze Seite zu sehen. Die Farben geben dem Ganzen einen sehr festlichen und strahlenden Look. Für einen „Erwachsenencomic“ aber spart Clay Mann dann bei den Liebesszenen an den Details und überlässt durch den Einsatz von Schattierungen den Rest der Fantasie der Leserschaft.
Kenner und Kennerinnen von „Batman“-Comics mögen die Zeitsprünge vielleicht nicht viel ausmachen, da die Outfits der Figuren den jeweiligen Zeiten entsprechen (Vergangenheit: graues Catwoman-Kostüm, Batmans Brust in Grau / Gegenwart: moderne Outfits / Zukunft: alle sind Frührentner). Auch helfen die Figuren von Helena Wayne und Dick Grayson (nun als Commissioner) bei der zeitlichen Einordnung. Dennoch entsteht das Gefühl, dass zu viel gewollt war. Bei drei Fortsetzungsbänden fragt man sich, was noch alles passieren soll. Hoffentlich wird die Geschichte nicht zu sehr in die Länge gezogen …
Fazit: Auf den Start folgt Ernüchterung. Beim Titel „Batman / Catwoman“ erwartet man eine Geschichte zu Batman und Catwoman. In Band 1 spielt die Musik aber hauptsächlich bei Catwoman und dem Joker. Dazu kommen sehr anzügliche Outfits und Posen von Catwoman – was künstlerisch kein Problem darstellen sollte, aber durch die Fülle ausbeuterisch wirkt. Die (Advents-)Stimmung kommt über die Zeichnungen und intensiven Farben definitiv rüber. Es bleibt daher abzuwarten, ob die Fortsetzungen dem Ganzen mehr Sinn geben werden und welche Geheimnisse hinter den weiteren neun Türchen dieses (halben) „Adventskalenders“ warten …
Batman / Catwoman 1
Comic
Tom King, Clay Mann
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2453-7
84 S., Hardcover, deutsch
Preis: 18,00 EUR
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