Barcelona

Mitte des 19. Jahrhunderts, Barcelona platzte aus allen Nähten. Nachdem die Stadtmauer eingerissen worden war, brauchte es einen Plan, um die Stadt zu erweitern. Der katalanische Architekt und Ingenieur Ildefons Cerdà legte einen einzigartigen Plan vor. Dieser basierte auf zwei Grundprinzipien: gerade, breite Alleen und achteckige Blocks mit viel Grünflächen und Platz für Menschen aller Klassen. In „Barcelona“ wollt ihr den „Cerdà-Plan“ bestmöglich umsetzen und helft beim Bau des „Eixample“.

von Sabrina

Inhalt

Das Spiel enthält 1 Stadtplan, 1 Marktplan, 4 Bürotableaus, 21 Öffentliche Gebäudeplättchen, 16 Sagrada-Plättchen,
Ressourcenplättchen, 30 Münzen und 30 Tücher, 8 +100/200/300/400 Siegpunkteplättchen, 4 Hausbonusplättchen, 1 Panoramaplättchen, 24 Pflastersteinplättchen, 11 Aktionsplättchen, 14 Cerdà-Plättchen, 18 Modernisme-Projekt-Plättchen und 72 Einwohnerplättchen (25× Arbeiterklasse, 24× Mittelstand, 23× Oberschicht).

Zum Spiel

„Barcelona“ spielt sich über mehrere Runden mit drei Zwischenwertungen (Cerdà-Wertungen), bevor die Schlusswertung eingeläutet wird. Grundsätzlich besteht ein Zug aus 4 verpflichtenden Aktionen. Zunächst muss man zwei Einwohner auf eine Kreuzung auf dem Stadtplan platzieren und optional die Aktionen dieser Kreuzung in beliebiger Reihenfolge ausführen (2 bis 3, je nachdem wo die Einwohner platziert werden). Aktionsmöglichkeiten siehe unten. Dann muss man Einwohner von Kreuzungen entfernen, um einen Häuserblock zu bauen. Es gibt eine Überprüfung, ob eine Cerdà-Wertung ausgelöst wird. Und man muss zwei neue Bewohner aus dem Beutel ziehen.

Die 11 Aktionsmöglichkeiten sind auf dem Spielplan vorgedruckt, können aber mit variablen Plättchen bestückt werden. Folgende Aktionen sind möglich:
•    Tücher plus Siegpunkte oder Münzen erhalten.
•    Zwei Schritte auf der Cerdà-Leiste nach oben gehen (erhöht den Wert der Cerdà-Wertungen).
•    Vom Lager des Bürotableaus Pflastersteine auf den Marktplatz platzieren, um Platz für eigene Ressourcen zu schaffen und um eine Belohnung zu erhalten (Geld, Tücher, Schritte auf der Cerdà-Leiste, Straßen bauen etc).
•    Zwei schmale oder eine breite Straße bauen. Das Platzieren von Straßen generiert Siegpunkte und gegebenenfalls Boni und ist sinnvoll für das Bewegen der Straßenbahn, da die eigenen Straßen zu den zwei erlaubten Bewegungspunkten nicht dazuzählen.
•    Eine Kreuzung bauen, um Einkommen zu generieren. Wenn eine Person (auch man selbst) diese Kreuzung nutzt, indem Einwohner dort platziert werden, gibt es den Bonus, der auf dem persönlichen Bürotableau freigeschaltet wurde. Je mehr Kreuzungen du von deinem Tableau auf den Stadtplan versetzt hast, desto höher der Bonus und desto größer die Auswahl der Boni.
•    Ein Modernisme-Projekt nehmen oder verbessern, um am Spielende Siegpunkte zu generieren (ähnlich wie Siegende-Karten).
•    Ein öffentliches Gebäude bauen (generiert Siegpunkte, 2 Schritte auf der Cerdà-Leiste und einen weiteren Bonus).
•    Die Straßenbahn bewegen und optional einen Fahrgast aussteigen lassen, um die Aktion dieser Straßenzeile ausführen zu dürfen und Siegpunkte zu erhalten. Die Höhe der Siegpunkte richten sich nach den bereits gebauten Straßen. Außerdem gibt es am Ende des Spiels Siegpunkte für ausgestiegene Fahrgäste.

Spezielle Bauplätze generieren einen Bonus (Geld, Tücher, Schritte auf der Cerdà-Leiste oder Siegpunkte, wenn du eine Straße oder Kreuzungen dort baust. Daher will gut überlegt sein, was wo platziert wird. Entweder für den Sofortbonus oder aber auch um im weiteren Verlauf zu profitieren.

Nachdem du deine Aktionen ausgeführt hast, musst du, wenn du kannst, einen Häuserblock (es gibt drei Stufen) auf den Stadtplan bauen. Die zum Bau erforderlichen Einwohner müssen auf den Kreuzungen um den Bauplatz platziert sein. Für einen Häuserblock der Stufe 1 (grünes Gebäudeplättchen) benötigst du beispielsweise zwei Einwohner beliebiger Farbe. Nimm diese Einwohnerplättchen vom Spielplan und lege sie auf die passenden Spalten der Cerdà-Wertungen. Umso mehr Bewohner dort liegen, umso höher die Punkteausbeute beim Bau der Häuser. Ihr könnt Gebäude niedrigerer Stufe durch höherwertige Gebäudekomplexe überbauen. Diese haben speziellere Vorgaben, geben dir aber zusätzlichen Bonusschritte zum Bau der Sagrada (schaltet weitere Boni frei) und bei Gebäudekomplexen der Stufe drei auch zusätzliche Siegpunkte. Da Cerdà jedoch viel Platz und grüne Oasen im Stadtbild wollte und keine zu enge Bebauung, gibt es zur Strafe ein oder zwei Minusschritte auf der Cerdà-Leiste.

Sobald eine Einwohnerleiste einen Abschnitt der Wertung komplett gefüllt hat, wird die Zwischenwertung ausgelöst. Je nachdem, wie gut ihr die Mengenziele erfüllt habt, und je nachdem, wie weit ihr auf der Cerdà-Leiste fortgeschritten seid, erhaltet ihr Punkte. Achtung: Nach jeder Cerdà-Wertung wird euer Marker wieder zurückgesetzt und die Jagd nach Anerkennung beginnt von vorne. Sobald die dritte Cerdà-Wertung ausgelöst (und gewertet) wurde, wird das Spielende eingeläutet. Am Ende kommen noch Punkte für auf dem eigenen Spieltableau freigeschalteten Plätze (platzierte Pflastersteine, Fahrgäste) und für die im Spiel erworbenen Modernisme-Projekte dazu. Modernisme-Projekte geben euch, wie bei den Zwischenwertungen, gewisse Ziele vor, die ihr bestmöglich erfüllt haben, solltet.

Im Solo-Modus spielt ihr gegen den wohl berühmtesten Architekten Barcelonas, Antoni Gaudí. Er wird in Gestalt eines Meeples kartengesteuert über den Spielplan bewegt. Welche Aktionen Gaudí ausführt, wird ebenfalls durch die Karten bestimmt.

Spieleindruck

„Barcelona“ vereint gekonnt viele bereits bekannte Mechanismen wie Worker-Placement, Plättchen legen, freischalten/ verbessern von Feldern auf dem persönlichen Tableau und das Sammeln von Punkten über persönliche und allgemeine Ziele. Sehr positiv sind die zahlreichen Variationsmöglichkeiten, unterschiedliche Wertungsplättchen und Gebäude und dass die Aktionsmöglichkeiten auf dem Spielplan einmal vorgedruckt sind und zusätzlich durch Plättchen variabel abgeändert werden können.

In der Anleitung trifft man immer wieder auf grüne Kästchen mit historischen Notizen und Anmerkungen des Autors. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen und sollte gerne öfter in Anleitungen auftauchen. So wird nachvollziehbar, was sich Autoren bei der Entwicklung gedacht haben. Auch manchmal auftauchende Regelfragen bleiben somit nicht unbeantwortet im Raum stehen. „Was hat sich der Autor mit dieser Leiste, Aktion, Mechanik wohl gedacht? … Ah, okay, von dem Hintergrund her ergibt es Sinn.“

Grundsätzlich ist „Barcelona“ kein kompliziert zu lernendes Spiel. Nach ein paar Runden hat man die Regeln und Aktionsmöglichkeiten gut verinnerlicht. Die Vielzahl an Möglichkeiten und Entscheidungen machen „Barcelona“ schlussendlich zu einem komplexen Hirnzwirbler. Die bunte Grafik vereinfacht das ganze sicher nicht, aber ich finde sie für das Thema durchaus passend. Man denke nur an die vielen bunten Bauten der Stadt von Antoni Gaudí. Die vier beigefügten Übersichtskarten zeigen die wichtigsten Informationen bezüglich Zugablauf, Schlusswertung und Ikonografie und sind sehr hilfreich.

Die Downtime kann schon recht hoch werden, da die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, wie gesagt sehr vielfältig sind und meine Mitspielenden mir, bis ich wieder dran bin, einen Strich durch die Rechnung machen können. Großes und explizites Vorausplanen ist nicht möglich. Daher solltet ihr, um Wartezeiten so minimal wie möglich zu halten, unbedingt immer Alternativzüge im Kopf haben. Aufkommende Kettenzüge vereinfachen das Ganz ebenfalls nicht. Die Zeitangabe von 60 bis 90 Minuten ist somit sehr sportlich und eher für sehr geübte „Barcelona“-Spielende erreichbar. Die Dynamik ist zu zweit eine gänzlich andere als zu viert. Erstens verändert es die Wartezeit extrem, zweitens ist die Interaktion auf dem Spielplan mit vier Personen wesentlich höher. Am besten beides ausprobieren und schauen, was euch persönlich besser gefällt.

Man kann „Barcelona“ als sehr belohnend empfinden, da es fast immer und für alles Punkte gibt. Oder aber als Punkterechenmonster. Ganz schnell besteht die Gefahr, dass man vergisst, sich Punkte zu nehmen, oder sich nicht erinnert, ob die Punkte bereits genommen wurden. Daher ist es gut, aufeinander achtzugeben und dass jemand die Punkteleiste mit im Blick behält.

Fazit: „Barcelona“ kombiniert hervorragend bereits bekannte Mechanismen. Dabei ist die thematische Einbettung meines Erachtens sehr gut gelungen. Die Wartezeit zwischen den Zügen darf einen nicht stören. Insbesondere bei den ersten Partien kann die Spieldauer schnell mal zwei Stunden und länger betragen. Wen das nicht stört und wer ein gut verzahntes Eurogame sucht, sollte sich „Barcelona“ unbedingt mal anschauen. Ich freue mich jedenfalls schon darauf, neue Taktiken auszuprobieren. „Barcelona“ wird bei mir in Zweier- oder Dreier-Besetzung sicher öfter auf den Tisch kommen. Denn es gibt viel auszuprobieren.

Barcelona
Kennerspiel für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
Dani Garcia, Aleksander Zawada
Giant Roc 2023
EAN: 4255682700229
Sprache: Deutsch
Preis: 60,00 EUR

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