Arkham Horror – Das Kartenspiel (Neuauflage)

„Angst ist die älteste und stärkste Empfindung des Menschen, und die älteste und stärkste Angst ist die Furcht vor dem Unbekannten.“

– H. P. Lovecraft

von Dennis Bisenius

2016 kam das Spiel „Arkham Horror“ ursprünglich heraus. 2017 eroberte das Spiel mit dem deutschen Release auch Deutschland und neue Kampagnen und Solo-Szenarien halten den Spielspaß seitdem hoch. Zudem bekommen die Kampagnen jeweils noch eine „Rückkehr zu…“-Box spendiert, in denen die Kampagnen in leicht geänderter Version erneut gespielt werden können. Und wem das nicht reicht, der kann auf Print-&-Play-Szenarien und -Kampagnen zurückgreifen, die von den Fans des Spiels entworfen wurden.

Doch was genau ist „Arkham Horror – Das Kartenspiel“? „Arkham Horror – Das Kartenspiel“ ist ein sogenanntes Living Card Game. Und das zweite von mittlerweile drei Living Card Games aus dem Hause Fantasy Flight Games, das voll kooperativ gespielt wird. Den Start machte „Der Herr der Ringe“ und als neuestes Mitglied der kooperativen LCGs ist „Marvel Champions“ erschienen.

In „Arkham Horror – Das Kartenspiel“ schlüpfen die Spieler in die Rolle von Ermittlern, welche unheimliche Vorfälle in einem Amerika der 1920er Jahre untersuchen. Dabei durchlaufen die Spieler in der Regel eine Story, die über mehrere Spiele erzählt wird und erhalten währenddessen Traumata, Schwächen und Erfahrungspunkte. Während die ersten zwei negative Auswirkungen auf einen Charakter haben, können mit den Erfahrungspunkten neue und in der Regel bessere Karten für das eigene Ermittlerdeck gekauft werden. So entwickelt sich nicht nur die Story weiter, nein auch der eigene Charakter entwickelt sich wie in einem Rollenspiel weiter und passt sich den Geschehnissen und dem eigenen Spielstil an.



Die Szenarien, welche in Kampagnen zusammengefasst werden, können auch losgelöst voneinander gespielt werden, was aber nur halb so viel Spaß macht. Da sind die Standalone-Szenarien, die eine abgeschlossene Story bilden, eher zu empfehlen. Jedes Szenario bietet neue Monster und Ereignisse, und jede Kampagne bringt ein paar neue Effekte und Mechaniken mit ins Spiel, sodass man immer auf eine Überraschung gefasst sein muss. Auch die Spielkomplexität wird mit späteren Kampagnen größer, aber das geht schrittweise, sodass man sich gut durchgeführt fühlt.

Das Spiel ist in vier Phasen unterteilt, die jede Runde durchlaufen werden.

Die Mythosphase (wird in der ersten Runde übersprungen):
Hier wird die Agenda der Gegenseite vorangetrieben. Ist die letzte Agenda abgehandelt, endet in der Regel das Spiel und die Ermittler haben eine Niederlage erlitten. Auch wenn die Ermittler in einer Kampagne ein Szenario nicht erfolgreich beenden, wird die Kampagne mit dem nächsten Szenario weitergespielt und der Fortlauf der Kampagne wird durch das Ende (egal ob erfolgreich oder nicht) beeinflusst. Ist das Spiel noch nicht vorbei, ziehen alle Spieler nacheinander eine Begegnungskarte. Hier passieren böse Dinge oder es kommen neue Gegner (wie Kultisten, Monster oder Bandenmitglieder usw.) ins Spiel.



Die Ermittlerphase:
Die Ermittler dürfen in beliebiger Reihenfolge aktiviert werden und agieren. Jeder Ermittler, der aktiviert ist, muss erst seine drei Aktionen abhandeln, bevor der nächste Ermittler aktiviert werden darf. Es gibt eine Vielzahl an Aktionen, die einem Ermittler zur Verfügung stehen. Er kann nach Hinweisen suchen, Gegner angreifen, sich bewegen, eine Karte ausspielen oder eine spezielle Aktion von einer vor ihm ausliegenden Karte auslösen.

Die Gegnerphase:
In dieser Phase werden die Gegner im Spiel aktiviert. Alle Gegner, die mit einem Spieler in einen Kampf verwickelt sind, machen körperlichen und/oder geistigen Schaden in der angegebenen Höhe. Manche Gegner verfolgen die Ermittler, wenn sie nicht schon mit einem Ermittler in einen Kampf verwickelt sind.

Die Unterhaltphase:
Alle Karten werden spielbereit gemacht und jeder Ermittler generiert eine Ressource und zieht eine Karte. Im Anschluss wird geprüft, ob alle Ermittler ihr Handkartenlimit einhalten.

Je nach Szenario und Verlauf des Spiels kann es ein wenig unübersichtlich werden. Schnell ist mal eine Karte übersehen, die ein Spieler vor sich ausliegen hat und die negativ auf ihn einwirken würde. Auch die Orte, welche durch Karten dargestellt werden, können, wenn mehrere Gegner, Spieler und Effekte (auch durch Karten dargestellt) an ihnen anhängen, sehr schnell überladen wirken. Hier bietet es sich an, die kleinen Ermittlerkarten durch kleinere Münzkapseln auszutauschen, in denen Ausdrucke von den entsprechenden Ermittlern enthalten sind. Dies schafft ein wenig Platz auf dem einzelnen Orten und dem Tisch.

Ganz generell ist das Spiel durch Spielmatten (wie auf den Fotos abgebildet - die gehören nicht zum Inhalt der Box), Acrylmarker sowie 3D-gedruckte Organisatoren für Charakter- und Szenariokarten sehr gut zu individualisieren. Es gibt im Netz auch einige Listen, um die einzelnen Charaktere mit Lego-Figuren nachzubauen, was aber schnell sehr kostspielig wird.



Nun ist 2021 eine neue Auflage der Grundbox in einem angepassten Format erschienen. Die neue Box bietet auf den ersten Blick gleich zwei Verbesserungen. Zum einen liegt dem Spiel jetzt ein Stoffsäckchen für die Chaosmarker bei, das in der Ursprungsversion fehlte. Das Fehlen des Säckchens hatte bei vielen Spielern Unmut erzeugt.

Die Box von 2016 enthielt zudem nur für zwei Ermittler ausreichend Ermittlerkarten, sodass man für vier Spieler zwei Grundboxen benötigte. Aber auch für ein oder zwei Spieler war eine zweite Grundbox interessant, da jede Karte für die einzelnen Ermittlerklassen nur einmal vorhanden war, obwohl jede Karte zweimal in einem Ermittlerdeck enthalten sein darf. Hier ist nun gleich genug Spielmaterial für vier Spieler enthalten.

Diese Änderung wirkt sich in einem höheren Preis aus. Meiner Meinung nach ist dies aber auch gerechtfertigt, da man auf eine zweite Box verzichten kann. Zudem kann man einfacher in das Geschehen einsteigen, da man in der Box direkt zu jedem der fünf Ermittler ein spielfertiges Deck vorfindet. Diese Decks sind auch für den leichteren Einstieg separat verpackt. So kann sich jeder Spieler einen Ermittler greifen und loslegen.

Auch die Szenarien sind in je drei Packs verpackt, sodass auch hier alles gut sortiert ist und man mit einem Griff alles hat, um die jeweiligen Szenarien zu starten.

Darüber hinaus ist die Grundbox deutlich besser designt. Es gibt ein Plastik Inlay mit zwei großen und zwei kleinen Fächern. Nun können die Karten sehr gut in die Box sortiert werden und mit den „Rückkehr zu…“-Boxen hat man auch Kartentrenner, die die Sortierung noch einmal erleichtern.



Wer nach den drei Szenarien nach mehr giert, auch dem wird geholfen. Denn die bisher erschienenen Kampagnen kommen nach und nach in einem neuen System auf den Markt, die gleich mehrere Vorteile bieten. Die Kampagnen wurden früher in einer größeren Startbox, gefolgt von sechs kleinen Kapiteln, angeboten. Hier kam es immer mal wieder vor, dass Spieler und Gruppen die Kampagnen nur lückenhaft bekommen haben, da die einzelnen Sets vergriffen waren. In Zukunft besteht ein Zyklus aus zwei Boxen. Die erste Box enthält die komplette Kampagne. In dieser Box befindet sich auch ein Ringbuch, das die ganze Kampagne organisiert. Früher wurden einzelne lose Seiten (oft auch Doppelseiten) den einzelnen Packs beigelegt, was eine Sortierung etwas aufwendiger gestaltete. Die zweite Box enthält alle neuen Ermittler und alle Ermittlerkarten. Dies hat zur Folge, dass man bei Bedarf als Einzelspieler und/oder als Gruppe sich mehrere Sets der Ermittlerkarten kaufen kann, ohne die Kampagnenkarten in überflüssiger Anzahl mit erwerben zu müssen. Das Einzige, was mich an den Ermittlerboxen stört ist, dass das Format nicht so toll ist wie die Grundbox und die Kampagnen-Boxen. Das heißt, dass die Ermittlerboxen nicht so gut geeignet sind, um seine Sammlung darin zu sortieren.

Fazit: „Arkham Horror – Das Kartenspiel“ ist meiner Meinung nach nicht nur das Beste der drei kooperativen Living Card Games aus dem Hause FFG, sondern generell mein liebstes Living Card Game, das ich bisher gespielt habe. Der Zeitpunkt, in das Spiel einzusteigen, könnte nicht besser sein. Die Grundbox bietet in einfacher Ausführung nun alles, was bis zu vier Spieler für einen gelungenen Start brauchen.

Arkham Horror – Das Kartenspiel (Neuauflage)

Kartenspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Nate French, MJ Newman
Fantasy Flight Games/Asmodee 2022
EAN:  4015566602816
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,99

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