Almanach der Reiche des Grauens

Es sind gar schreckliche Zeiten für „Pathfinder“-Spieler: Der erfolgreich schwarmfinanzierte Abenteuerpfad „Was ewig liegt“ hat einige zusätzliche Bände im Schlepptau, um den wahren Horror an den Mann zu bringen. Mit dem „Almanach der Reiche des Grauens“ wagt der Ringbote einen ersten Blick auf diese gruseligen, neuen Inhalte.

von André Frenzer

Der „Almanach der Reiche des Grauens“ ist in drei große Abschnitte unterteilt. Das erste Kapitel, „Sucher des Schreckens“, ist den Spielern gewidmet. Hier finden sich zahlreiche neue Optionen, um einen Charakter in einer Horrorkampagne lebendiger zu gestalten, und das Inhaltsverzeichnis verrät: „Arkanisten können auf die Äußeren Klüfte zurückgreifen, so sie denn den furchtbaren Preis dafür bezahlen wollen, während Barden unheimliche Meisterstücke erlernen. Druiden, Jäger und Waldläufer entdecken, was geschehen kann, wenn ihren Tiergefährten Entsetzliches widerfährt. Mönche können einen stärkeren Fokus im dem Schmerz der Selbstverstümmelung erlangen. Auf Mystiker warten neue Flüche, Schamanen können auf Totems aus dem Dunklen Firmament zurückgreifen, während Paktmagier sich mit abnormalen Eidola anfreunden können.“ Diese Vielfalt wird auf gerade einmal 16 Seiten dargeboten, und dennoch sind alle wichtigen Regelelemente prägnant erklärt.

Das zweite Kapitel stellt grauenhafte Orte in dem „Pathfinder“-eigenen Setting Golarion vor. In insgesamt sieben verschiedenen Ortschaften regiert das Grauen: sei es ein einsam gelegenes Dorf in Ustalav, das von einem Fluch vergangener Jahrhunderte heimgesucht wird, eine Insel vor den Küsten der Lindwurmkönige, die von Kannibalen beherrscht wird, oder ein ganzer verlorener Landstrich in Tian Xia, der heute unter dem Fluch einer geisterhaften Herrschaft leidet. Es gibt einiges für die Charaktere zu entdecken. Leider strotzt dieses Kapitel nicht gerade vor Kreativität und so finden sich oft bekannte Versatzstücke in den einzelnen Beschreibungen wieder. Es gibt aber lobenswerte Ausnahmen und insbesondere die verstreuten Zusatzelemente – wie neue Artefakte, Kreaturen oder Krankheiten – werten das Kapitel ziemlich auf.

Das dritte und letzte Kapitel wendet sich dann ebenfalls an die Spielleiter. Vorgestellt werden einige Ergänzungen und praktische Hinweise zu neuen Elementen aus den „Ausbauregeln IX: Horror“. Es finden sich drei neue Verderbnisse wieder, die die bekannten 11 aus den „Ausbauregeln“ ergänzen sowie einige neue Spukerscheinungsvarianten. Auch, wenn gerade die Spukerscheinungen variantenreich und interessant sind, so hätte ich mir das komplette Kapitel doch eher in den „Ausbauregeln IX: Horror“ gewünscht, um die Regeln dort komplett zu haben. Hier wirken sie ein wenig wie Füllmaterial.

Der „Almanach der Reiche des Grauens“ ist ausführlich bebildert. Die 64 Seiten beherbergen die übliche hohe Qualität der „Pathfinder“-Illustrationen. Dass an zahlreiches Kartenmaterial gedacht wurde, um die grauenhaften Ortschaften nutzbarer zu machen, ist ein hübscher Bonus. Das Lektorat hat dieses Mal nicht ganz fehlerfrei gearbeitet, teilweise finden sich ganze Worte an falscher Stelle wieder – die Lesbarkeit ist aber immer gegeben.

Fazit: Der „Almanach der Reiche des Grauens“ ist nicht wirklich Fisch noch Fleisch. Ein paar Seiten für Spieler, ein Haufen Abenteuerideen für den Spielleiter und ein paar Regelergänzungen, die eigentlich in die „Ausbauregeln IX: Horror“ gehört hätten – wirklich überzeugt hat mich dieser „Almanach“ nicht. Wer unbedingt weitere Regeln zum gepflegten Horrorspiel sucht, wird hier fündig – alle anderen können getrost zu spannenderen Werken greifen.

Almanach der Reiche des Grauens
Quellenband
James Jacobs, Thurston Hillmann u. a.
Ulisses Spiele 2016
ISBN: 978-3957525291
64 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

bei amazon.de bestellen