Allein gegen den Frost

Bei „Allein gegen den Frost“ handelt es sich um ein Solo-Abenteuer, bei dem man sich als Forscher oder Forscherin in eine noch unberührte Region Kanadas aufmacht. Hierfür vervollständigt man einen vorgegeben Charakterbogen, bekommt Nicht-Spieler-Begleiter und erlebt eine Geschichte, die je nach getroffener Entscheidung, geschaffter Probe oder Zufall einen anderen Verlauf nimmt.

von Alice

Dr. L. C. Nadelmann ist Professor der Anthropologie an der Miskatonic-Universität in den 1920ern. Schon lange ist er von der Urgeschichte Nordamerikas fasziniert, und er wartet über ein Jahr bis genug finanzielle Mittel für eine Forschungsreise in das sagenumwobene Tal des Nordhanninah zur Verfügung stehen. Inzwischen steht die Reise kurz bevor, weshalb die letzten Vorbereitungen getroffen werden müssen. Es dauert überraschend lange, einen Wildnisführer zu finden, da die meisten von Schauergeschichten abgeschreckt sind, die man sich über das Tal erzählt. An motivierte Studenten mangelt es jedoch nicht, sodass sich schnell 3 Begleiter anschließen. Anfangs fühlt sich die Expedition an wie Urlaub. Von einem Paddelboot aus beobachtet die Gruppe die friedliche Natur und zahlreiche Wildtiere. Schon bald entwickelt sich die Reise allerdings zu einem Albtraum. Die Schauergeschichten scheinen mehr Wahrheit als erwartet zu enthalten, und der Überlebenskampf beginnt.

Bevor es mit dem Abenteuer losgeht, erhält man den Charakterbogen für Nadelmann. Die grundlegenden Eigenschaften und die Hintergrundgeschichte sind vorgegeben, die Fertigkeiten kann man jedoch frei verteilen. Außerdem kann Nadelmann auch weiblich sein, was sich sogar auf den Handlungsverlauf auswirkt. Als Begleiter erhält man 3 Studenten und eine Wildnisführerin. Hierbei handelt es sich um vorgefertigte Charaktere, auf deren Fertigkeiten man ebenfalls würfelt. Die Charakterbögen findet man am Ende des Buches oder kann diese als PDF herunterladen, wodurch die Handhabung vereinfacht wird und diese mehrfach verwendet werden können. Für die Erstellung des Charakters sollte man das „Cthulhu“-Rollenspielsystem bereits kennen oder im Besitz des Grundregelwerks sein. Bei den wenigen Regeln, die man für dieses Abenteuer benötigt, wäre es eigentlich schön gewesen, man hätte sie einfach beigefügt.

Hat man alle Vorbereiten getroffen, kann es mit der Geschichte losgehen. Diese ist in kurze Textabschnitte aufgeteilt, die auf weitere Textabschnitte verweisen. Wo man weiterliest, kann von verschiedenen Faktoren abhängen. Entweder muss man erst eine Probe ablegen, eine Entscheidung treffen oder ein Zufallswurf entscheidet dies. So erlebt man Stück für Stück ein Abenteuer, bei dem man viel Aufregendes entdeckt oder sehr schnell stirbt. Es lohnt sich, das Abenteuer mehrmals von vorn zu beginnen und immer wieder andere Wege auszuprobieren. Bis man alle Möglichkeiten kennengelernt hat, können zahlreiche Stunden vergehen. Es gibt unzählige Bedrohungen, die ganz im Stile von „Cthulhu“ häufig zu einem grausamen Tod führen, was anfangs etwas frustrierend sein kann. Nach ein paar Versuchen entwickelt man jedoch ein Gefühl dafür, welche Situationen man besser meiden sollten, und kann seine Herangehensweise optimieren. Da vieles von Glück abhängt, ist man trotzdem vor Gefahren nicht geschützt. Zum Glücksfaktor gehören die Proben, aber auch überraschend häufig reine Zufallswürfe, die nicht von den Fertigkeiten abhängen.

Die grundlegende Idee dieses Soloabenteuers hat Potenzial und nutzt mehrere interessante Aspekte. Eine Geschichte, bei der sich getroffene Entscheidung auf den weiteren Verlauf der Handlung auswirken, hat einen besonderen Reiz. Die Stimmung des „Cthulhu“-Universums kommt gut herüber, da es zahlreiche Schockmomente gibt. Auch, dass dieses Abenteuer nur schwierig zu bestehen ist, vor allem nicht frei Verlusten, gehört dazu. Zwischendurch sieht man immer wieder detailreiche Illustrationen in Schwarz-Weiß, welche die Stimmung noch besser zur Geltung bringen.

Schade ist jedoch, dass sich in den Texten zahlreiche Fehler eingeschlichen haben, wodurch die gekonnt aufgebaute Stimmung wieder verloren geht. Einige Textabschnitte kann man über mehrere Wege erreichen, doch wird man feststellen, dass diese nicht auf jeden der vorhergehenden Texte passend sind. Mal sucht man nach einem Begleiter, dessen Leiche man bereits entdeckt hatte oder es fehlt jemand, der eigentlich noch hätte da sein sollen. Neben solch groben Fehler gibt es auch zahlreiche Unstimmigkeiten in feinen Details, wie unter anderem darüber, wer hinter wem läuft. Selbst bei Texten, die nur über eine Option erreichbar sind, blättert man immer wieder zurück und überprüft den Verweis auf die Nummer des folgenden Textes, weil die Vermutung nahe liegt, dass man sich vertan hat, nur um festzustellen, dass man sich doch nicht geirrt hat. Die Texte passen einfach nicht zusammen, wenn man beispielsweise aus einer Bewusstlosigkeit erwacht, ohne zuvor bewusstlos geworden zu sein. Es ist übrigens auch möglich, mehrmals die gleichen Situationen zu erleben, die nicht dafür vorgesehen waren.

Fazit: Das Soloabenteuer bringt mehrere interessante Ansätze mit und hat grundsätzlich Potenzial. Die Texte benötigen jedoch eine Überarbeitung, da sich unzählige Fehler eingeschlichen haben, wie zum Beispiel die Suche nach einem Begleiter, dessen Leiche man in einem vorherigen Abschnitt bereits gefunden hatte. Schön wäre auch gewesen, hätte man die wenigen Regelkenntnisse, die man benötigt, noch mit in dieses Buch gepackt, damit man nicht extra im Grundregelwerk nachschlagen muss.

Allein gegen den Frost
Soloabenteuer
Glenn Rahman, Gavin Inglis
Pegasus Press 2022
ISBN: 978-3-96928-053-9
108 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 9,95

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