Allein gegen die Flut

Bei „Allein gegen die Flut“ handelt es sich um ein Solo-Abenteuer, bei dem man sich als Professor nach Esbury aufmacht, um Nachforschungen zu seltsamen Ereignissen anzustellen. Was harmlos mit einer Versteigerung von seltenen Objekten beginnt, entwickelt sich rasch zu einem lebensbedrohlichen Kampf gegen Monster. Bei diesem Abenteuer erstellt man sich zunächst einen Charakter, und dann erlebt man eine Geschichte, die je nach getroffener Entscheidung, geschaffter Probe oder Zufall einen anderen Verlauf nimmt.

von Alice

E. Wood ist Professor der Archäologie an der Miskatonic-Universität in den 1920ern. Als er vom Tod von Professor Harris erfährt, beschließt er, in dessen Heimat nach Esbury zu reisen, um herauszufinden, was vorgefallen ist. Harris hat sich mit dem alten Indien befasst und war im Besitz einiger seltener Funde. Diese werden nun von seiner Frau versteigert, was merkwürdige Leute anlockt – unter anderem verdächtig aussehende Männer in schwarzen Anzügen und einen Mann, der ein seltsames, orangenes Gewand trägt. Als Harris’ Frau die Funde gewinnbringend versteigert, kommt die Frage auf, ob sie wirklich so traurig über den Tod ihres Mannes ist. Von dessen Forschungen scheint sie zumindest wenig überzeugt zu sein, denn die Funde könnten eine Gefahr für die Menschheit bedeuten, was sie jedoch nicht ernst nimmt. Bereits am nächsten Tag breitet sich ein seltsamer, grüner Nebel in Esbury aus und es gibt Sichtungen von unheimlichen Wesen. Wood gerät bei seinen Nachforschungen schon bald in bedrohliche Situationen und muss sich Mächten stellen, denen er nicht mehr gewachsen ist. Gibt es in Harris’ Unterlagen möglicherweise einen rettenden Hinweis?

Bevor es losgeht, erstellt man sich einen Charakter. Hierfür wird Professor Ellery Wood zur Verfügung gestellt, den man auch als Eleanor Wood spielen kann, welche aber die gleichen Werte hat. Auf die Handlung hat das Geschlecht keine Auswirkung, im Gegenteil, hat man eher den Eindruck, dass das Abenteuer eigentlich für einen männlichen Charakter geschrieben wurde. Professor Woods Werte müssen noch in einen Charakterbogen übertragen werden und 70 Fertigkeitspunkte dürfen hierbei frei verteilt werden. Das Gefühl, damit wirklich einen bedeutenden Unterschied zu erhalten, hat man jedoch nicht. Es wäre sinnvoller gewesen, gleich den ausgefüllten Charakterbogen zur Verfügung stellen, bestenfalls zusätzlich noch als PDF zum Download. Wer den vorgefertigten Charakter nicht spielen möchte, wird vermutlich eher komplett einen eigenen erstellen. Grundsätzlich ist das zumindest möglich, jedoch ist im Rahmen eines Soloabenteuers natürlich etwas schwierig, wirklich auf diesen einzugehen, weshalb Professor Wood die geeignetere Wahl ist, unter anderem auch, weil die ausgewählten Fertigkeiten gut zum Abenteuer passen.

Für dieses Soloabenteuer sollte man die Regeln des Pen-&-Paper-Systems kennen. In ausführlicher Form kann man diese im Grundregelwerk nachlesen, das meiste Notwendige erhält man jedoch bereits in diesem Soloabenteuer. Hätte man noch die ein oder andere Regel ergänzt, bräuchte man das Grundregelwerk für dieses Abenteuer nicht mehr unbedingt, was ganz praktisch gewesen wäre. Zudem wurden vereinzelte Regeln ohnehin schon vereinfacht.

Hat man alle Vorbereitungen abgeschlossen, kann es mit der Geschichte losgehen. Diese ist in kurze Textabschnitte aufgeteilt, die auf weitere Textabschnitte verweisen. Wo man weiterliest, hängt entweder von einer getroffenen Entscheidung oder dem Ergebnis von Proben ab. So erlebt man Stück für Stück ein Abenteuer, bei dem man viel Aufregendes entdeckt oder sehr schnell stirbt. Es lohnt sich, mehrmals von vorne zu beginnen und immer wieder andere Wege auszuprobieren. Bis man alle Möglichkeiten kennengelernt hat, können zahlreiche Stunden vergehen. Es gibt unzählige Bedrohungen, die ganz im Stile des „Cthulhu“-Universums häufig zu einem grausamen Tod führen, was anfangs etwas frustrierend sein kann. Nach ein paar Versuchen entwickelt man jedoch ein Gefühl dafür, welche Situationen man besser meiden sollte, und kann seine Herangehensweise optimieren.

Eine Geschichte, bei der sich getroffene Entscheidung auf den weiteren Verlauf der Handlung auswirken, hat einen besonderen Reiz. Die düstere Stimmung des „Cthulhu“-Universums kommt gut rüber, da es zahlreiche Schockmomente gibt und dieses Abenteuer nur schwierig zu bestehen ist. Zwischendurch sieht man immer wieder detailreiche Illustrationen in Schwarz-Weiß, welche die Atmosphäre noch besser zur Geltung bringen.

Fazit: Eine spannende Geschichte, bei der getroffene Entscheidungen und Würfelproben Auswirkungen auf den weiteren Verlauf haben, bietet einen besonderen Reiz. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man mehrere Versuche brauchen und neue Wege ausprobieren, was viele Stunden Freude am Spiel bringt. Die ein oder andere Kleinigkeit hätte man noch optimieren können, aber insgesamt ist dieses Soloabenteuer sehr gut gelungen.

Allein gegen die Flut
Soloabenteuer
Nicholas Jonson
Pegasus Spiele 2023
ISBN: 978-3-96928-065-2
78 S., Softcover, deutsch
Preis: 14,95 EUR

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