5 Towers

„5 Towers“ ist Programm bei dem bei Pegasus erschienenen Kartenspiel von Deep Print Games: Wir bauen im Wettbewerb an fünf Kartentürmen. Die Regeln sind dabei so schlank wie die niedlich gestalteten Türme selbst. Dürfen wir dann auch turmhohen Spielspaß erwarten? Rapunzel wird es uns verraten.

von LarsB

Wie geht’s?

„5 Towers“ ist ein Kartenspiel und kommt als solches im klassischen Spielkartenboxformat daher. 75 Karten im 2- und 3-Spielerspiel sowie die vollen 110 Karten im Spiel zu viert oder zu fünft werden gemischt und stehen als Zugstapel bereit. In einer Spielrunde werden nun fünf Karten in die Auslage aufgedeckt. Die Karten zeigen je ein mehr oder weniger breites Turmbauteil, welches entweder für den Aufbau des pinken Candyturms, des lilanen Gruselturms, des grün-braunen Baumturms, des grauen Metallturms (rock on) oder des gelben Sandturms Verwendung finden können. Die Breite des Turmteils ist zum einen grafisch gut dargestellt, zum anderen verrät die aufgedruckte Zahl (0 bis 13) die genaue Breite des Turmteils.

Die Bauregeln sind denkbar einfach: 1.) Die Türme müssen sortenrein gebaut werden. Ein Gruselturmteil etwa hat nichts auf einem angefangenen Candyturm zu suchen. 2.) Die Türme müssen sich von unten nach oben verjüngen und es darf immer nur oben angelegt werden. 3.) Ein Turm mit Spitze (Zahl Null auf der Karte) kann unter keinen Umständen mehr angepasst werden. 4.) Jeder Mitspieler baut an genau fünf (unterschiedlichen) Türmen.

Zugriff auf die Karten bekommen wir durch einen simplen Versteigerungsmechanismus, der erst auf den zweiten Blick seine ganze Tiefe offenbart. Reihum bieten die Spieler auf die Anzahl an Turmkarten, die sie verbauen werden. Der Höchstbietende wird dann aber auch gezwungen sein, die Anzahl der gebotenen Karten zu verbauen. Dazu darf er gegebenenfalls eine bereits vorher verbaute Karte auch wieder abreißen. Nicht realisierbare Gebote sind untersagt und müssen gegebenenfalls rückabgewickelt werden. Und Rückabwicklungen findet nicht nur Rapunzel doof – wahrscheinlich insbesondere im Kontext Frisur und das aufgrund ihrer langen Haare. Gott sei dank gibt es die Karten „Acht“ (auf die Acht darf alles gebaut werden) und „Neun“ (die Neun darf auf alles gebaut werden).

Nicht ersteigerte Karten kommen auf den Ablagestapel, der noch einmal in gemischter Form als zweiter Zugstapel recycelt wird. Sind auch diese Karten verbraucht, werden alle Türme der Spieler gewertet. Jedes Turmteil eines Turmes zählt einen Punkt, jedes Turmteil eines Turmes mit Spitze zählt stattdessen zwei Punkte. Der höchste Turm zählt noch einen weiteren Punkt pro Bauteil. Die abgerissenen Karten kosten schließlich Siegpunkte. Die erste abgerissene Karte sorgt für einen Minuspunkt, die zweite Karte schon für weitere zwei Minuspunkte, die dritte Karte für weitere drei, usw. Ist man also viermal mit der Abrissbirne am Start gewesen, erkauft man sich das mit satten zehn Minuspunkten.

Sehr Gut!

„5 Towers“ lebt vom richtigen Timing, vom Beobachten der Mitspieler, vom Bluffen und unter Druck setzen, vom kühlen Kopf und der Abwägung zwischen Einschränkung der zukünftigen Handlungsmöglichkeiten und dem Einheimsen sicherer Punkte. Dabei ist das Spiel keineswegs so harmonisch, wie es in der Gestaltung daherkommt. Man schadet den Mitspielern niemals direkt, aber die richtige Wahl der Höhe eines Gebots setzt die Mitspieler entweder erheblich unter Druck oder ganz schachmatt für diese Bietrunde. Kann ein Spieler bestimmte Karten nicht mehr verbauen, weil der entsprechende Turm entweder bereits zu hoch oder bereits mit der Spitze abgeschlossen wurde, kann er auch nicht auf sie bieten. Womöglich ist er dann bei der Abgabe der Gebote aufgrund zu vieler abgeschlossener oder hoher Türme gar nicht mehr wettbewerbsfähig.

Ein großer Pluspunkt ist, dass das Spiel so simpel ist, dass es den Spielern auch ohne Minuten langer Denkpausen gelingen kann, den Überblick über die Möglichkeiten der Mitspieler zu behalten und entsprechend zu bieten. Das ist einer der Schlüsselfaktoren dieses Spiels. Man fragt sich bei jedem Gebot, wie hoch man bereit ist zu bieten. Manchmal nimmt man dabei einen kleinen oder sogar großen Nachteil in Kauf. Das macht das Spiel zu einem sehr kompetitiven Spiel. Das sollte man insbesondere im Spiel mit Kindern (und auch mit Erwachsenen) im Blick haben, wenn eine Niederlage sowie der Weg dahin zu unschönen Szenen im Spiel(e)zimmer führen.

Die kurze Dauer des Spiels hilft aber in der Regel hinreichend dabei, die zwischen den Spielern entstandenen Spannungen nicht ins Ungesunde zu steigern. Gleiches bewirken auch die wirklich niedlichen Illustrationen: Die Gestalten auf den Karten erinnern an Willy Wonka, die Ewoks, Saurons Auge, Groot, die Ghostbusters oder einen Dune-Wurm. Nur Rapunzel hat sich in „5 Towers“ die Haare schwarz gefärbt und etwas abgeschnitten. Wurde zu häufig rückabgewickelt?

„5 Towers“ funktioniert in taktischen Kennerspielerunden genauso wie mit Brettspielneulingen oder mit Kindern.

Fazit: „5 Towers“ ist ein sehr niedlich gestaltetes und sehr einfach erklärtes, flottes Kartenersteigerungs- und anlegespiel. Der Versteigerungsmechanismus ist sehr elegant, erfordert interessante Entscheidungen und sorgt für große Spannung – manchmal auch für kleine Spannungen zwischen den Spielern. Der Blick auf die Karten vermag zu entzücken. Nach ein paar Partien hat auch Rapunzel das Thema Rückabwicklungen mit ihrer neuen Frisur im Griff und ist sicher immer gern für eine Partie zu haben. Als Gesamtkunstwerk ragt „5 Towers“ aus der Masse der Kartenspiele heraus.

5 Towers
Kartenspiel für 2 bis 5 Spieler ab 7 Jahren
Kasper Lapp
Deep Print Games / Pegasus 2023
EAN: 4250231738388
Sprache: Deutsch
Preis: 9,90 EUR

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