Zoo-Botanica Aventurica

Ganze acht Jahre ist es nun her, dass die letzte von Schmidt Spiele herausgegebene DSA-Box „Drachen, Greifen, Schwarzer Lotus – Die Flora und Fauna Aventuriens“ erschienen ist. Für 55,- DM bekam man seinerzeit drei Bücher und zwei – mehr oder minder taugliche – Farbtafeln (exemplarische Tiere und Pflanzen). Buch 1 enthielt das „Bestiarium Aventuricum – Handbuch der aventurischen Tierwelt“ (270 Seiten), Buch 2 das „Herbarium Aventuricum – Aventurische Pflanzen aller Art und Herkunft“ (176 Seiten) und Buch 3 nannte sich „Drachen, Greifen, Schwarzer Lotus“ (Nutztiere, Regelergänzungen zu Jagd und Kampf auf 104 Seiten). Bringt der eben veröffentliche Hardcoverband „Zoo-Botanica Aventurica“ (ZBA), der als Nachfolger dieser Box gilt, Neuerungen und Verbesserungen und welche sind das?

von Jorge C. Kafka

 

Diese Fragen sind recht schnell beantwortet. Alle Kreaturen- und Pflanzenwerte wurden von der Redaktion sorgfältig überprüft, korrigiert und den Regeln der Vierten Edition angepasst. Insgesamt neu sind fünf zum Teil kleinere Kapitel: Das größte darunter widmet sich den übernatürlichen Kreaturen, dann gibt es eines zum Thema (Jagd)Trophäensammlung, zu tierischen Produkten in der Alchimie, zur Beziehung zwischen Tieren und der Magie und eine Zusammenstellung der ungewöhnlichsten Nutztiere Aventuriens.

Von den „inneren Werten“ des Bandes kurz zu den „äußeren“. Die Reihe der Hardcoverbände bedingt leider, dass die nutzbringende, platzsparende und handliche Form der beiden alten DIN A5-Bände für das Bestiarium und das Herbarium aufgegeben werden musste. Obwohl diese beiden kleinen Bände keinen Index besaßen, konnte der Spielleiter komfortabler mit ihnen arbeiten, als es jetzt mit dem großformatigen und entsprechend schweren Hardcoverband möglich ist. Dafür verfügt ZBA im Gegenzug über einen zwölfseitigen Index (Anhang V) und zwei farbige Lesebändchen.

Nun aber wieder zurück zum Inhalt von ZBA. Nach einem kurzen Vorwort und Erläuterungen zur Benutzung des Buches widmet man sich auf knapp 60 Seiten zunächst der Tierwelt Aventuriens. Die Besonderheiten im Kampf gegen Tiere – wie man sie zum Teil bereits im Band „Mit blitzenden Klingen“ der Box „Schwerter und Helden“ findet – wurden ein wenig ausgearbeitet. Unter anderem ist einiges zum Thema Rüstungsschutz und Attacken bzw. Paraden zu lesen. Wie man sich gegenüber heiligen Tieren verhalten darf oder soll? Das erfährt man hier. Das Thema Tiere und Magie ist besonders interessant, denn Tiere in der Zauberei und die Zauberei in der Tierwelt führen in Spielrunden immer mal wieder zu heißen Diskussionen.

Tiere und Pflanzen als Lebensgrundlage mag für besonders naturverbundene oder im Ländlichen angesiedelte Abenteuer nützlich sein. Über das Abrichten, die Dressur und Ausbildung von Tieren und die verschiedenen Ausbildungsstufen kann man einiges nachlesen. Ebenso findet man ein umfangreiches Kapitel über Reit-, Last- und Nutztiere mit Unterkapiteln zur Pferdezucht (mit einem Wörterbuch zur Pferdekunde), berühmten Gestüten und Zuchten, namhaften Brandzeichen und Marken, den Rossmarkt, der Pferdehaltung (Fütterung und Ausrüstung) und der Reitkunst. Dem Thema Ausbildung von Reit- und Zugtieren widmet man sich alleine auf sieben Seiten ausgiebig.

Natürlich werden auch andere Tierrassen berücksichtigt; Tierische Begleiter wie Hunde, Katzen, Vögel, Affen und (andere) Vertrautentiere sind genauso vertreten wie diverse Nutztiere (Geflügel, Rinder usw.). Das Kapitel über die die übernatürlichen Kreaturen behandelt neben den Drachen auch Feenwesen, Gestaltwandler, Greifen und Werwesen. Den Abschluss zur Tierwelt bildet das Kapitel über die Jagd.

Auf mehr als 120 Seiten folgt nun das Bestiarium von Achaz bis Zyklopen. Alle Einträge darin sind alphabetisch sortiert. Neu sind die sinnvollen Querverweise bei einigen Einträgen auf andere DSA-Publikationen, sodass es dem Leser erleichtert wird, weitere Informationen über das Objekt seines Interesses zu finden.

Der zweite große Teil des Bandes, der zur Pflanzenwelt Aventuriens, wird eingeleitet mit einer umfassenden Übersicht über die verschiedenen Pflanzenarten. Regengrüne und immergrüne Bäume, Sträucher, Kakteen und Trockenpflanzen, Blumen und Kräuter des Waldes, der Wiese und des Gartens (auch die giftigen), die dämonischen Pflanzen und die Kultur- und Nutzpflanzen werden ausführlich dargestellt. Neben den dämonischen Pflanzen ist besonders spannend das (leider viel zu kurze) Kapitel zum Thema Abhängigkeit und Suchterkrankungen.

Auf gut 50 Seiten folgt dann das alphabetisch sortierte Herbarium von Alraune bis Zwölfblatt. Neu ist die Einteilung der Pflanzen in fünf verschiedene Kategorien: Nutz- und Heilpflanzen, giftige, übernatürliche und gefährliche Pflanzen. Bei der einen oder anderen Pflanzenart kommt es natürlich zu Überschneidungen und sie wird mehreren Kategorien zugeordnet.

Abgeschlossen wird der Hardcoverband mit fünf Anhängen. Anhang I enthält eine Vielzahl an Landschaftstabellen, mit deren Hilfe man sich einen Überblick über die verschiedenen Landschaftstypen Aventuriens mit ihren charakteristischen Tieren und Pflanzen schaffen kann. Anhang II listet giftige Tiere und wichtige Giftpflanzen auf. Man erfährt ihre Stufe, Hauptwirkung, Verbreitung und auf welcher Seite im ZBA sie beschrieben wird. Anhang III stellt eine allgemeine, vollständige Pflanzentabelle der im Herbarium besprochenen Arten dar. Kurz und knapp werden noch einmal wichtige Informationen wie zum Beispiel das Verbreitungsgebiet, die Probenzuschläge, die Erntezeit und die Grundmenge aufgelistet. Anhang IV gibt eine Unzahl an Tier- und Pflanzennamen in verschiedenen aventurischen Sprachen wie unter anderem Isdira und Tulamidya wider. Und Anhang V ist der zwölf Seiten umfassende Index für die ZBA.

Fazit: Der Hardcoverband „Zoo-Botanica Aventurica“ hinterlässt etwas gemischte Gefühle. Einerseits ist es ein handwerklich und inhaltlich sehr solides und umfangreiches Buch, andererseits enthält es im Vergleich mit „Drachen, Greifen, Schwarzer Lotus“ sehr wenig neues und man mag das handliche Format der früheren Ausgabe ungern missen. Liebhaber gewichtiger Hardcoverbände schaffen sich den roten Wälzer natürlich trotzdem an. Wer mit der Vierten Edition neu in DSA eingestiegen ist und die alte Box nicht besitzt oder kennt, ist mit dem Buch ebenfalls ganz gut bedient. Wer hingegen bereits „Drachen, Greifen, Schwarzer Lotus“ sein Eigen nennt und/oder als Spielleiter hinreichend Praxis im Konvertieren bzw. regellosen Einsatz von Tieren und Pflanzen hat, der darf die 35,- Euro ruhig sparen.


Zoo-Botanica Aventurica – Tiere und Pflanzen des Schwarzen Auges
Quellenbuch
Chris Gosse (Hrsg.)
Fantasy Productions 2004
ISBN: 3-89064-288-8
304 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 35,00

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