X-Code

Wenn die Welt am Abgrund steht, ist es an der Zeit, sich zu dem Terminal des Supercomputers zu begeben und den rettenden, 12-stelligen Code einzugeben. Und hat man die Welt erst gerettet, hatte man auch noch Spaß dabei.

von Kai Melhorn

Ich komme nicht umhin, mich mit der Seite des Spiels als erstes zu beschäftigen, die mich am meisten geärgert hat, eigentlich noch immer ärgert. Dann habe ich es abgehakt und kann mich den wichtigen und guten Dingen dieses Spiels aus dem Hause Amigo widmen. Der Autor Kasper Lapp, der mit „Magic Maze“ vor gar nicht allzu langer Zeit einen Überraschungshit landete, entführt die Spieler dieses Mal nicht in eine Fantasy-Welt. Vielmehr sind die Spieler Computerspezialisten von der guten Sorte, die Angriffe eines kriminell agierenden Hackerkollektivs abwehren. Soweit, so gut.

Aber die thematisch gedachten, ein- und überleitenden Texte sind dermaßen abwegig und technisch unsinnig formuliert, dass ich selbst jetzt noch mit dem Kopf schütteln muss. Ich fühlte mich sofort in die Zeit der Akustikkoppler zurückversetzt, und es schien mir, als wären die Texte in der Zeit des Films „War Games“ (1983) entstanden und unverändert in das Spiel übernommen worden.

Anmerkung zu Spoilern: Es sei einleitend noch angemerkt, dass ich mich an einigen Stellen eher vage ausdrücken werde, da dieses Spiel darauf aufbaut, es in mehreren Runden zu entdecken. Es bietet also einige Überraschungen, die ich in dieser Rezension nicht verraten möchte.

Das Material



Die Box im Standard-Brettspiel-Format gehalten und teilt sich in zwei Teile. Neben dem Spielplan, der Anleitung, einer Sanduhr und diversen Karten, ist ein Tresor eingebaut. Es gibt drei Türen, die erst nach Anweisung geöffnet werden dürfen, wenn nämlich alle Herausforderungen des aktuellen Levels geschafft wurden. An allen Materialien gibt es grundsätzlich nichts auszusetzen. Einzig das Grafikdesign ist eher funktional ausgefallen und entspricht damit zwar dem technischen Thema des Spiels, vermochte mich aber nicht wirklich zu begeistern.

Das Spiel

Wem „Magic Maze“ zu anstrengend war, weil fast gar nicht kommuniziert werden durfte, wird hier mit dem Gegenteil konfrontiert. In möglichst kurzer Zeit müssen die Spieler geschickt kooperieren und Kartenkombinationen auf einem Spielbrett ablegen, bis alle 12 Felder mit Karten belegt sind und damit der Code geknackt wurde. Nach einfachen Regeln werden Karten aufgenommen, getauscht, abgeworfen und eingesetzt. Dazu dürfen sich die Spieler austauschen und alle Informationen ihrer Karten preisgeben. Es ist jedoch nicht erlaubt, die Karten auf den Tisch zu legen.



Alles wäre so schön einfach, wenn man für diese Aufgabe nicht nur drei Minuten Zeit hätte. Denn drei Minuten sind wenig und dadurch wird es ganz schön hektisch. Zwar bekommt man die Möglichkeit, die Sanduhr auch mal umzudrehen, aber wie bei „Magic Maze“ sollte man von dieser Option nicht zu früh Gebrauch machen. Denn spielt man die passenden Karten aus, wird die Sanduhr sofort umgedreht und der Sand der den Spielern gerade noch zur Verfügung stand, ist verloren. Besitzt man die notwendigen Karten, bleibt man auf ihnen solange sitzen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Wertvoller Platz in der beschränkten Kartenhand ist dann blockiert.

Nach dem ersten Sieg kann man sich dem nächsten Level widmen, der natürlich eine größere Herausforderung darstellt. Hat man die ersten Level der Grundregeln bestanden, darf man sich den wahren Gefahren widmen. Man öffnet den ersten Tresor und dahinter befinden sich dann einige Überraschungen, die hier natürlich nicht verraten werden. Nur so viel: Die Regeln werden erweitert und es kommen neue Materialien hinzu.



Insbesondere unerfahrene Gruppen agieren hektischer und lauter, was durchaus anstrengend sein kann. Hat man ein wenig Erfahrung gesammelt, weiß man schon eher, worauf es ankommt und kommuniziert gezielter. Dann werden die Spiele aber auch anspruchsvoller, man kommt also nicht zur Ruhe. Zudem wird die Stimmung konzentrierter und Fehlverhalten führt  zu einer Niederlage. Verliert die Gruppe wegen eines Missverständnisses, kann sich auch mal eine gereizte Stimmung ausbreiten. An diesem Spiel werden mit Sicherheit keine Freundschaften zerbrechen, aber ein anderes Spiel als Stimmungsaufheller für zwischendurch im Schrank zu haben, ist mit Sicherheit keine ganz schlechte Idee. Aus meiner Sicht ist das kein Nachteil des Spiels und somit von meiner Seite nicht als Kritik zu verstehen. Aber es kann auch nicht schaden, das im Hinterkopf zu haben.

Fazit: Das Spiel hat bei uns ganz gut gezündet. Es beginnt recht einfach und steigert sich langsam, sodass wir nur wenige Probleme hatten, uns durch die meisten Level zu kämpfen. Man sollte sich auf der anderen Seite auch nicht zu früh freuen, denn schwierig wird es durchaus noch. Der Aspekt des sich entwickelnden Spiels war ja schon bei „Magic Maze“ vorhanden und wurde hier ausgebaut. Die Spannung vor dem Öffnen der nächsten Tür ist eine durchweg positive Erfahrung und tut dem Konzept sehr gut. In Summe ist „X-Code“ ein schönes, kooperatives Kommunikationsspiel mit prima Hektik-Faktor und einer Menge Potenzial bei der Integration des Themas.

X-Code
Brettspiel für 2 bis 8 Spieler ab 10 Jahren
Kasper Lapp
Amigo 2018
EAN: 4007396018523
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,99

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