World of Warcraft – Das Abenteuerspiel

„Warcraft“ und kein Ende. Mit dem neuen „World of Warcraft – das Abenteuerspiel“ gelingt der einfache Einstieg in die Brettspielwelt von „World of Warcraft“. Leichte Regeln und ein bisher „Warcraft“-untypisches Spielkonzept wollen weitere Spieler an den Spieltisch locken. Ob das gelingt?

von Lars Jeske

Da der „World of Warcraft“-Markt noch lange nicht gesättigt ist, gibt es mit dem „WoW-Abenteuerspiel“ nunmehr das dritte Brettspiel um die Charaktere der Allianz und Horde auch in der deutschen Version. Corey Konieczka, der Überarbeiter des Klassikers „Warrior Knights“ (von Derek Carver), war hierbei als Autor tätig.

Der Einstieg

Auf einem großen Spielplan (56 cm x 84 cm) betritt man erneut die World of Warcraft. Dieses Mal in einem „Abenteuerspiel“, welches man als Light-Version des zeit- & materialintensiven Brettspiels ansehen kann. Da der Karton „nur“ die Standardgröße hat, fällt die Ausstattung dementsprechend etwas einfacher aus. Es gibt ein paar stabile Marker, vier Kartenhalter aus Plastik für die kleinen Herausforderungskarten, vier Figuren, die man schon vom Brettspiel her kennt, lediglich drei Würfel und die Hauptkomponente des Spiels: jede Menge Karten. Alles in allem also weniger Spielmaterial, jedoch gut auf einander abgestimmt und für einen leichten Spieleinstieg geeignet.

Die Anleitung trägt das Übrige dazu bei. Die 27 Seiten sind wie gewohnt übersichtlich gestaltet, verständlich geschrieben und recht üppig mit Beispielen und Bildern ausgestattet. Selbstverständlich hilft es einem etwas, schon mit den immer bei „Warcraft“ verwendeten Symbolen vertraut zu sein, da auch hier diese Symbole verwendet werden. Zur Festigung der Regeln ist auf der Rückseite noch eine gute Kurzübersicht zusammengestellt, sodass man im Prinzip nichts mehr nachschlagen muss. Dennoch klappt das durch den angefügten Index sehr schnell.

Das Spielziel der 2 bis 4 Spieler ist etwas untypisch für „Warcraft“, gilt es doch, als erster acht Ehrenpunkte zu erringen (man könnte sie auch Siegpunkte nennen). Man erfüllt Quests, für die man je nach Schwierigkeitsgrad 1 bis 4 Punkte erhält. Zumeist muss man dafür spezielle Orte bereisen oder eine bestimmte Art von Gegner besiegen. Theoretisch ist dies in den angegebenen 90 bis 120 min. machbar.

Das Spiel spielen

Neben den einfachen und verständlichen Regeln sind auch Spielaufbau und Startaufstellung schnell erledigt. Jeder wählte einen der vier bekannten Helden (Allianz: Jäger oder Hexenmeisterin, Horde: Krieger oder Magierin), bekommt das zugehörige Fertigkeitskartendeck, zieht von diesem drei Karten, erhält zwei Startquests und beginnt in einer Stadt seiner Wahl.

Pro Runde gibt es vier Phasen, die jeweils der aktive Spieler durchläuft, bis das Spielziel erreicht ist und das Spiel sofort endet. In der Bewegungsphase ermittelt man via Würfelwurf die zur Verfügung stehenden Energiepunkte für diese Runde, sowie die Schritte, die man sich maximal bewegen darf. Wenn man nach der Bewegung auf einem Feld stehen bleibt, beginnt die Erkundungsphase. Nach dieser gibt es dann definitiv einen Kampf in der Herausforderungsphase und schließlich gilt es in der Verwaltungsphase Questmarker einzusammeln oder neue Beutestücke auszurüsten.

Die Spielkonzepte

Es gibt meiner Meinung nach zwei besondere Spielkonzepte, die das Spiel tragen.

Das erste ergibt sich aufgrund der Weltkarte. Diese ist in gewohnter Manier sehr bunt, beim zweiten Blick jedoch übersichtlicher als gedacht (wenngleich man immer etwas die Orte suchen muss). Es handelt sich jedoch um keine Landkarte im eigentlichen Sinne, vielmehr sind über verschiedenfarbige Felder bestimmte Orte der „World of Warcraft“-Welt zu erreichen. Die einzelnen Felder sind dabei grau, grün, gelb oder rot unterlegt, was mit den Stufen der Helden korrespondiert. Man darf somit erst dann die entsprechenden Felder betreten, wenn man mindestens diese Stufe erreicht hat. Um auch die schweren Aufgaben zu erfüllen, gibt es spezielle Orte auf dem Brett, an denen man aufsteigen kann. Folglich wird die Welt immer größer und man darf erst später gefährlichere Orte besuchen.

Das andere Konzept ist das Fertigkeitskartendeck, welches für jede der Figuren einzigartig ist. Wenn man die entsprechenden Energiekosten bezahlen kann, helfen die 23 Karten dem eigenen Vorankommen in der Welt oder behindern die Gegner. Zumeist ist deren Wirkung mit dem Spielzug beendet, jedoch werden, wenn alle Karten verbraucht sind, diese erneut gemischt und stehen wieder zur Verfügung. Obwohl man manchmal etwas Glück braucht, um die benötigten Karten zu ziehen, ist diese Komponente eine interessante Spielidee. Dadurch behält jeder Charakter seine Einzigartigkeit bei, und es gibt aufgrund des Kartenziehglücks keine generell besseren Helden.

Da man jede Runde einen Kampf ausstehen muss, kurz etwas zu den sehr einfachen Kampfregeln. Jede Figur (egal ob Charakter oder Monster) hat, wie zu erwarten war, vordefinierte Werte für Angriff (Fern- oder Nahkampf) und Verteidigung, wobei lediglich der Angriffswert durch einen W6 gesteigert werden kann. Wenn man weniger erreicht, als den festgelegten Verteidigungswert seines Widersachers, ist der Angriff nicht erfolgreich. Zusätzlich ist der Kampf so geregelt, dass es zum einen nur eine Kampfrunde in diesem Einer-gegen-Einen-Kampf gibt, zum anderen haben die Monster lediglich einen Lebenspunkt. So man das Monster nicht trifft, wird, ähnlich zu „Runebound“, die Stelle markiert und diese Herausforderung für den nächsten Abenteuermutigen zur Seite gelegt. Bei einem Sieg dreht man die Karte um und hat den aufgedruckten Gegenstand erbeutet (Waffe, Trank, Rüstung etc.).

Geteilter Meinung kann man über die Ereignismarker sein. Es gibt je zweimal fünf positive und fünf negative Marker, die durch die Spieler in der Entdeckungsphase gezielt (aber verdeckt) auf dem Spielbrett verteilt werden können. Wer auch immer als nächstes auf so einem belegten Feld zu stehen kommt, löst alle dortigen Marker aus.

Die Spielerfahrung

Das Spiel ist vorrangig für die Jugend konzipiert, da es schneller und bunter als die bisherigen Ableger ist, sowie weniger Vorbereitungszeit (für Spielaufbau und Erklärungen) benötigt. Man sollte auch noch recht gute Augen haben, da die Questkarten zum Teil mit sehr kleinem Text versehen sind. Auf Charakterkarten wurde verzichtet, jedoch hat jede Figur ein paar Fertigkeitskarten zum Anlegen. Wenn dann auch noch die gefundenen Gegenstände hinzukommen verringert sich die Übersichtlichkeit etwas. So keine großen Grübler mit am Tisch sitzen, gestaltet sich der Spielverlauf auch bei vier Spielern recht flüssig und es gibt eine vertretbare „Downtime“. Die angegebene Spieldauer hat sich leider wieder als etwas zu optimistisch herausgestellt.

Der Vergleich: Abenteuerspiel – Brettspiel

Beim Abenteuerspiel ist alles einfach gehalten, was ein schnelleres Spielen mit geringerer Einstiegshürde bedeutet. Auch das Grundthema Horde vs. Allianz steht nicht mehr im Mittelpunkt (nun kämpft jeder für sich), und es gibt verschiedene Missionsziele (beim Brettspiel muss man immer spezielle Gegner vertreiben). Die Kämpfe wurden eindeutig in den Vordergrund gerückt, dafür wurde sinnvoller Weise das Kampfsystem vereinfacht, nicht zuletzt um langatmige Würfelorgien zu vermeiden. Auf eine komplizierte Charakterentwicklung und -verwaltung wurde komplett verzichtet. Anstatt der diversen Fertigkeiten und Talente gibt es einen Stapel mit 23 Fertigkeitskarten.

Fazit: Meiner Meinung nach ist das Spiel gut geeignet, um mit der „Warcraft“-Welt abseits des Computers in Berührung zu kommen. Leichte Regeln, ein schneller Aufbau und geringe Komplexität sprechen für sich. Strategisch macht es dennoch einiges her. Wer sich in die Offline-Thematik sogar noch weiter vertiefen will, greift anschließend zu einem der anderen Titel, je nach persönlicher Vorliebe. Wenn einem das Erstellen des eigenen Charakters nicht ausgefeilt genug war oder man lieber Kämpfe mit 10 und mehr Würfeln austragen möchte, dem sei das komplexere (und zeitintensivere) „World of Warcraft – Das Brettspiel“ empfohlen. Reine Duelle sind mit dem „Miniatures Game“ besser abzuwickeln. Und für die TCG-Fraktion gibt es auch etwas. „Warcraft“ ist überall und für alle da. Perfektes Merchandising für ein Computerspiel.

Anmerkung: Im Grundspiel stehen die vier Charaktere Burbonn Fang, Sandrai Darkshine, Grumbaz Crosblood und Sofeea Icecall zur Auswahl. Wem dieses nicht ausreicht, der kann auf bisher vier (englische) Erweiterungen zurückgreifen: Brandon Lightstone, Artumnis Moondream, Zowka Shattertusk und Dongon Swiftblade. Hier gibt es jeweils die Figur mit ihren 23 Fertigkeitskarten und auch ein paar neue Quests. Die nächste geplante Serie sind die Erweiterungen für Shailara Whiterblade, Thundershot, Wennu Bloodsinger und Brebo Bigshot.


World of Warcraft – Das Abenteuerspiel
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler
Corey Konieczka
Fantasy Flight Games / Heidelberger Spieleverlag 2008
EAN: 4-015566-010628
Spielbrett, Spielregeln, 4 Spielfiguren, 106 Marker, 332 Karten, 4 Kartenspender, 3 Würfel, deutsch
Preis: 29,95 Euro

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