World of Warcraft – Blutschwur

Das erfolgreichste Online-Rollenspiel der Welt, „World of Warcraft“, hat spannende Geschichten hervorgebracht. Auch „Blutschwur“ scheint alles Nötige für ein packendes Drama im Gepäck zu haben: Der Kataklysmus hat die Länder der Horde verwüstet. Als die Anführer der Horde glauben, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, erhebt eine neue Bedrohung ihr Haupt. Doch lohnt sich die Lektüre?

von André Frenzer

Der insgesamt 152 Seiten umfassende Comic wird mit einer kurzen Einleitung eröffnet, in der die wichtigsten Protagonisten kurz porträtiert werden. Außerdem wird die Geschichte kurz zeitlich eingeordnet: „Blutschwur“ spielt kurz nach dem Kataklysmus, der die Länder der Horde heimsuchte und damit ebenfalls kurz nach der Machtübernahme von Garrosh Höllschrei als neuen Befehlshaber der Horde.

Dann geht es auch gleich los: Autor Doug Wagner – bisher mit den Comics „I.C.E.“, „The Ride“ oder dem Crossover „Witchblade / Red Sonja“ in Erscheinung getreten – erzählt in „Blutschwur“ die Geschichte einer Milizeinheit, die sich aus Mitgliedern verschiedenster Völker, die alle unter dem Banner der Horde vereint stehen, zusammensetzt. Ein Untoter, ein Troll-Druide, eine orkische Schamanin, ein Blutelf und ein tapferer Taurenkrieger müssen sich einer unerwarteten Bedrohung stellen: Die Zentauren, bisher eher am Rande der Gesellschaft stehend, haben sich neu formiert und bedrohen nun die Länder der Horde. Sie gehen außergewöhnlich geschickt und intelligent vor – warum, das gilt es nun für die zusammengewürfelte Truppe herauszufinden. Gut, dass sie bald Unterstützung von einem Orkkrieger erhalten, der eigentlich der Horde den Rücken kehren wollte …

Die Handlung von „Blutschwur“ ist sehr rasant und actionreich. Kaum eine Doppelseite vergeht, auf der nicht mit gewaltigen Äxten aufeinander eingedroschen wird. Doch leider sind auch viele Irrungen und Wendungen in der Geschichte vorhersehbar und so oder in ähnlicher Form bereits einhundert Mal erzählt worden. Sei es die innere Zerrissenheit des Orkkriegers, der sich eigentlich von der Horde abgewandt hatte und nun in Zeiten höchster Not zurückkehrt. Oder die vorprogrammierten Konflikte innerhalb der Miliztruppe, die sich natürlich alle im Laufe der Handlung in Wohlgefallen auflösen, damit während des großen Endkampfes alle auch Rücken an Rücken stehen können, ohne sich gegenseitig zu massakrieren. Dabei bleiben die Protagonisten der Geschichte blass und konturlos – zuviel Platz wird den Kämpfen eingeräumt, zu wenig Raum bleibt für eine tiefergehende Charakterzeichnung.

Jheremy Raapack als Zeichner – dem einen oder anderen vielleicht von seiner Arbeit an den „Marvel“-Comics „X-Men vs. Hulk!“ oder den DC-Titeln „WildCats“ oder „Resident Evil“ bereits bekannt – erledigt seine Aufgabe dabei gut, aber nicht überragend. Er versteht es, die Actionszenen wirklich bewegt darzustellen. Gerade in den ruhigen Momenten erscheinen mir seine Bilder aber ein wenig blass und lieblos. Gut gefallen hat mir die sehr unterschiedliche Aufteilung der Panels, die gerade bei den großen Kämpfen für ein unruhiges und hektisches Bild sorgen.

Fazit: Ein technisch gut gemachter Comic-Band mit einer rasant erzählten, actionreichen Geschichte ohne viel Tiefgang. Wer ein Wiedersehen mit den Völkern der Horde feiern möchte, kann hier natürlich zugreifen. Das gilt ebenso für Sammler. Wer wiederum auf der Suche nach einer innovativen Fantasy-Geschichte ist, der wird hier leider nicht fündig.


World of Warcraft – Blutschwur
Comic
Doug Wagner, Jheremy Raapack
Panini Comics 2013
152 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,95

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