Wolverine – Im Dunkel der Nacht

„In Alaska kann man auf tausend Arten sterben“, lässt uns ein alter Seemann zu Beginn dieses Comics wissen. Die beide Special Agents Sally Pierce und Tad Marshall wurden nach Burns in Alaska entsendet, um den dortigen, rätselhaften Morden nachzugehen. Ihren bisherigen Höhepunkt erreichte diese Mordserie, als auf einem Fischfangkutter die gesamte Besatzung mit tiefen Klauenschnitte aufgefunden wird. Logan, der neue Einwohner, wird als Hauptverdächtiger auserkoren. Ein Hörspiel-Podcast als Panini-Comic – hochspannend!

von Daniel Pabst

Im Jahre 2018 lief als erster original Marvel-Podcast in Hörspielform: „Wolverine – The Long Night“ (https://www.wolverinepodcast.com/episodes-season-1/) und stieß auf ein großes Echo. Benjamin Percy entwickelte dafür ein umfassendes Drehbuch, welches in der Comic-Adaption nun auch auf Deutsch bei Panini Comics erhältlich ist. Wie liest sich diese Version des ca. 5-stündigen Audio-Thrillers als 124-seitiger Comic? Vermag auch diese Version zu fesseln? Was hat „Wolverine – Im Dunkel der Nacht“ mit der fabelhaften TV-Serie „Twin Peaks“ von David Lynch gemein? Interesse geweckt?

Mit dem Künstler-Team, bestehend aus Marcio Takara (Zeichnungen und Tusche), Matt Milla (Farben) und Ramone (Lettering) wurde die Geschichte von Benjamin Percy farblich in eine düstere, frostige und geheimnisvolle Atmosphäre verwandelt. Die Umsetzung ist ihnen wahrlich gelungen! Die häufigen Ortswechsel durch die kleine Stadt Burns sind stimmungsvoll in Szene gesetzt worden. Beispielhaft wandern wir vom Hafen, zum Polizeirevier, zur Rechtsmedizin, in eine Höhle, in den Wald, in eine Bar, in eine Villa, in einen Wohnwagen und weiter in verwahrloste Hütten.

In Begleitung der beiden Special Agents tun sich für die Leserinnen und Leser die Abgründe des Kleinstadtlebens auf. Die anfängliche Idylle einer abgeschiedenen Gegend, in der jeder jeden und jede kennt, verkommt zusehends. Ein erster Berührungspunkt zu der TV-Serie „Twin Peaks“ kommt einem da in den Kopf.



Doch werden die Morde aufgeklärt? Je tiefer die Special Agents graben, desto mehr Verdächtige finden sie in dem Städtchen Burns, so zum Beispiel den reichen Inhaber eines Sägewerks, wie auch eine geheime Sekte, die die Stadt als verloren glaubt, da dort dunkle Mächte ihr Unwesen treiben würden. Ein surreales und mystische Element, das hier eingebaut wurde und nicht das einzige in der Handlung bleiben wird. Oh, wie gut hätte diese Geschichte auch von David Lynch erdacht worden sein!

Das dunkle und rätselhafte Setting steht im starken Kontrast zu den populären und meist familiengerechten Superhelden-Blockbustern, die man von Marvel so gewöhnt ist. Auch der von Hugh Jackman verkörperte, namensgebende Filmheld der X-Men „Wolverine“ tritt im Band nur spärlich auf. Wenn man vom Helden mit den Krallen aus Adamantium hört, so erfolgt dies oft lediglich als Rückblende. Er – und seine Klauen – sind den Special Agents und damit auch uns Lesern und Leserinnen stets einen Schritt voraus.

Die Gedankenwelt und Aktionen der Titelfigur bleiben somit Langezeit eine „Black Box“. Dies bringt den Vorteil, dass es bis kurz vor Schluss unklar bleibt, ob das Blut der Opfer wirklich von seinen Klauen tropft. Die Mischung aus Mystery-Thriller und investigativen Krimi macht es für die Leserinnen und Leser zu jeder Sekunde spannend. Wer dann noch Spaß an einer Prise „Twin Peaks“ à la David Lynch hat, der ist bei diesem Comic genau richtig.

Fazit: „Wolverine – Im Dunkel der Nacht“ ist ein rundum packender Comic, der einfach keine Wünsche offen lässt. Selbst, wer nichts mit Marvel am Hut hat oder Superhelden wie Wolverine nicht leiden kann, der sollte zu diesem Comic greifen und ihn lesen.

Wolverine – Im Dunkel der Nacht
Comic
Benjamin Percy, Marcio Takara
Panini Comics 2021
ISBN: ?978-3-7416-2334-9
124 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 15,00

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