Wettlauf nach El Dorado

Das Goldene Land, ein legendärer Ort voll unermesslicher Reichtümer. Auf den Spuren der spanischen Konquistadoren ist schon so mancher dieser alten kolumbianischen Legende gefolgt. Doch trotz aller Bemühungen ist El Dorado eine Legende geblieben. Mit Reiner Knizia und Ravensburger haben sich zwei Schwergewichte der Branche El Dorado gewidmet.

von Michael Wilhelm

Anders als die spanischen Eroberer unter Hernan Cortes geht man in „Wettlauf nach El Dorado“ friedlich vor. Anstelle von Feuer und Schwert gibt vielmehr der durch Indiana Jones legendär gewordene Schlapphut den Ton an. Auf den Spuren des berühmten Archäologen gilt es, ein Team von Spezialisten in Gestalt von Aktionskarten zusammenzustellen, und einen möglichst schnellen Pfad durch den Dschungel zu finden, um als erster in El Dorado anzukommen.

Der Pfad durch den Dschungel wird aus 5 von 7 beidseitig farbenfroh bedruckten Geländetafeln gebildet. Die Geländetafeln zeigen im Hex-Muster grüne (Dschungel), gelbe (Eingeborenendörfer) und blaue (Wasser) Landschaftsfelder, graue Geröllfelder und rote Basislager. An einem Ende der Strecke sind vier Startfelder, am anderen der Zugang zum Goldenen Land. Beim Spiel zu zweit platziert jeder Spieler zwei Holzfiguren auf den Startfeldern, beim Spiel zu dritt oder viert jeweils eine Figur, stilecht mit Schlapphut ausgestattet. Jeder Spieler erhält ein eigenes Start-Deck aus acht Basis-Karten (darunter ein blauer Matrose, drei grüne Forscher und vier gelbe Reisende).

Diese Expeditionskarten werden benötigt, um auf den farblich passenden Feldern der Geländetafel voranzukommen. Die gelben (mit einem Münz-Symbol) können zusätzlich verwendet werden, um aus der Auslage neue Karten (also Expeditions-Teilnehmer) zu kaufen. Von den 18 verschiedenen (mit je drei Exemplaren ausliegenden) Expeditionskarten liegen zu jedem Zeitpunkt sechs zum Kauf bereit. Im Gegensatz zu den Start-Karten mit je einem Symbol gibt es im weiteren Verlauf auch Karten mit bis zu sechs grünen oder vier gelben Symbolen, die natürlich ihren Preis an Münzen haben und teils auch nur einmalig verwendet werden können. Zusätzlich gibt es Karten, die ein, zwei oder drei zusätzliche Karten nachziehen lassen oder andere Sonderfähigkeiten.



Wer schon mal „Dominion“ gespielt hat, fühlt sich hier schnell zuhause. Und wie bei „Dominion“ gilt es, die aktuelle Taktik dem Spielgeschehen und Zeitpunkt anzupassen. Je nach Geländebeschaffenheit benötigt man eher blaue Paddel-Karten, um Flussläufe zu durchqueren oder reichlich grüne Karten für Waldgebiete. Von besonderem Interesse sind die Basis-Lager, da dort ungeliebte Karten entsorgt (das heißt endgültig aus dem Spiel genommen) werden können. Und das beschleunigt im späteren Verlauf das Ziehen guter Karten, denn ein Zug besteht darin, alle Handkarten auszuspielen, damit die eigene Figur (oder zu zweit eine der beiden Figuren) zu bewegen, mit gelben Karten neue Karten zu kaufen und anschließend vier Karten vom eigenen Deck nachzuziehen. Vier Karten sind nicht viel, deshalb ist es so wichtig, die später fast nutzlosen Startkarten loszuwerden und am besten auch mehr als vier Karten ziehen zu können.

Neben diesem (immer noch spannenden und hier auch gut funktionierenden) Deckbau-Mechanismus kommt eine taktische Komponente durch den Aufbau der Landschaftsfelder ins Spiel. Da jedes Feld immer nur von einer Figur besetzt sein kann, sind Blockaden beliebter Felder (etwa Basis-Lager zur Entsorgung ungeliebter Startkarten) oder das Erzwingen von Umwegen möglich. Zusätzlich gibt es Barrieren, die zwischen den Geländetafeln platziert werden und deren Kosten einmalig vom ersten Spieler bezahlt werden müssen, der sie passiert. Dies bremst den führenden Spieler zwar, entscheidet aber im Falle eines gleichzeitigen Ankommens im Ziel über den Sieg.

Neben der hohen Variabilität der Rennstrecke durch die sieben frei kombinierbaren beidseitigen Geländetafeln liegt mit den Höhlenplättchen gleich noch eine Mini-Erweiterung bei. Diese Plättchen werden auf den (undurchdringlichen) Berg-Feldern platziert und eingesammelt, wenn man nebenan stehenbleibt. Die Plättchen bieten einmalig eine Sonderaktion, beispielsweise das Umwandeln einer Expeditionskarte in eine andere Farbe, das Entsorgen einer Handkarte oder das Ziehen einer zusätzlichen Karte.



Das Spiel endet am Ende der Runde, in der ein Spieler das Ziel erreicht. Sollten mehrere Spieler in der selben Runde ankommen, entscheidet die Zahl der erlangten Barrieren. Das ist meist in etwa einer Stunde erreicht.

Fazit: Dem Spiel-designerischen Tausendsassa Reiner Knizia ist es mit „Wettlauf nach El Dorado“ gelungen, ein Deckbau-Spiel mit einem aus variablen Geländetafeln zusammengestellten Wettrennen zu kombinieren. Die spannende und stimmungsvolle Schatzjagd in Indiana-Jones-Manier macht reichlich Spaß, hat einen hohen Wiederspiel-Wert und war völlig zurecht nominiert zum Spiel des Jahres 2017. Für mich war es definitiv schon auf der letztjährigen SPIEL in Essen einer der Höhepunkte.

Wettlauf nach El Dorado
Brettspiel für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Reiner Knizia
Ravensburger 2017
EAN 4005556267200
Sprache: Deutsch
Preis ca. EUR 39,00

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