Valngress – Die Ruinenstadt

Von Fans für Fans erstelltes Material kann eine tolle Sache sein. Es ergänzt und erweitert offizielle Verlagspublikationen und das meist zu einem unschlagbar günstigen Preis. Doch oft ist die Qualität nicht mit Verlagsware zu vergleichen. Wie steht es um „Valngress – Die Ruinenstadt“, einer Fan-Publikation für „Dungeonslayers“?

von Jens Krohnen

Sogenanntes „Fanwerk“ hat bei „Dungeonslayers“ eine lange Tradition. Immerhin war das Grundregelwerk in seinen ersten Inkarnationen nicht nur frei im Internet verfügbar, bevor sich der Uhrwerk-Verlag dem Spiel annahm, sondern stand und steht auch unter einer offenen Creative-Commons-Lizenz. Das öffnet Fanmaterial und -konvertierungen natürlich Tür und Tor und eine emsige Community pflegt die Homepage www.dungeonslayers.net auch nach wie vor mit viel Hingabe. Kein Wunder also, dass es die eine oder andere Fanpublikation auch zur Printveröffentlichung geschafft hat. Eine davon ist also „Valngress – Die Ruinenstadt“. Das aus der Feder von Marcus Bone stammende und von einer Fangruppierung namens „Die Grenzlandslayer“ übersetzte Setting- und Abenteuerheft erscheint als 56-seitiger Softcoverband mit Klammerbindung.

Was aber erwartet den geneigten Leser nun? Valngress ist eine uralte, bereits vor tausend Jahren untergegangene Elfenstadt. Sie war einst Zentrum eines weltumspannenden Imperiums, welches aber in relativ kurzer Zeit aufhörte zu existieren. Nachdem die Elfen vor irgendetwas geflohen waren, ließen sie ihre Hauptstadt dem Verfall anheimfallen. Da Valngress inmitten des äquatorialen Dschungels gelegen war, dauerte es nicht lange, bis die üppige Vegetation die verfallenden Ruinen überwucherten. Heute, rund ein Jahrtausend später, ist Valngress noch immer ein beeindruckender Anblick. Doch statt den einstmals hier herrschenden Elfen haben sich verschiedene Vertreter böser Völker in den Ruinen eingenistet – und natürlich eine erkleckliche Anzahl von Abenteurern und Schatzsuchern, die in den Ruinen nach sagenumwobenen Schätzen und weltverändernden, magischen Artefakten suchen.

Die ersten zwanzig Seiten des Bandes sind der Ruinenstadt selbst gewidmet. Der Autor zeichnet dabei gelungen ein lebendiges Bild von der aktuellen Situation in der Ruinenstadt, ohne sich jedoch zu sehr in Details zu verlieren. Gerade die offenen Fragen um den Hintergrund des Niedergangs der Elfen bleiben unbeantwortet, um „Valngress“ so generisch und portierbar wie möglich zu halten. So hat jeder Spielleiter die Möglichkeit, die untergegangene Hauptstadt in sein Setting zu integrieren. Die nächsten Seiten sind einigen optionalen Regelergänzungen rund um den Aufenthalt in Valngress gewidmet. Hieran schließen sich dann hilfreiche Werkzeuge wie Zufalls- und Ausrüstungstabellen, Abenteueraufhänger, beispielhafte Ruinenbilder und ein kurzes Bestiarium an.

Mit „Die Kammern des Todes“ ist auch gleich ein sogenannter „Dungeon 2 go“ enthalten, ein kurzes Abenteuer, dass zum sofortigen Losspielen einlädt. Hier kann eine frisch eingetroffene Abenteuergruppe erste Erfahrungen mit den Ruinen von Valngress sammeln und ein wertvolles, magisches Artefakt aus den lichtlosen Gewölben unter einem verfallenden Kloster bergen. Als Einstiegsabenteuer ist „Die Kammern des Todes“ recht gut gelungen, insbesondere, weil das Auffinden des Artefakts zu Folgeabenteuern einlädt. Schlussendlich ist der Dungeoncrawl aber ein wenig dünn und simpel geraten, worüber auch die wirklich hübsch gestalteten Detailkarten des Gewölbes nicht hinwegtäuschen können.

„Valngress – Die Ruinenstadt“ ist etwas uneinheitlich, aber auf einem ordentlichen Niveau bebildert. Insbesondere die abgebildeten Karten und kleinen Vignetten sind hübsch anzusehen. Die Fehlerquote ist ebenfalls niedrig ausgefallen, sodass ich technisch guten Gewissens eine gute Note vergeben kann.

Fazit: „Valngress – Die Ruinenstadt“ ist eine gelungene Publikation für alle, die gerne ein wenig selbst Hand an ihr Setting legen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt in jedem Fall, sodass auch Spielleiter anderer Systeme gerne einen Blick riskieren dürfen. Unschlüssige können sogar zunächst einen Blick in das vollständige Gratis-PDF riskieren. Was kann da noch schiefgehen?

Valngress – Die Ruinenstadt
Quellen- und Abenteuerband
Marcus Bone, Siegfried Cordes u. a.
Selbstverlag 2017
56 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,00

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