Valda

Durch ein schicksalhaftes Missgeschick wird Tyr, der Wächter des Weltenbaums Yggdrasil, abgelenkt. Euch stehen die Tore offen. Was für eine Gelegenheit! Da ihr kein Abenteuer scheut und den Tod nicht fürchtet, klettert ihr hinauf. Es erwarten euch Freya, Thor, Loki, Odin, Surtur, Heimdall und auch Tyr. Wem gelingt es, die Gunst der Gottheiten zu erringen? „Valda“ ist ein Brettspiel auf einer mythischen Weltkarte, in der ihr die Rolle eines Wikingers oder einer Wikingerin übernehmt. Welcher Lebende verewigt sich auf Yggdrasil?

von Daniel Pabst

Das Brettspiel „Valda“ wurde von Nathan Vermeulen entworfen und durch eine Kickstarter-Kampagne von 2018 erfolgreich entwickelt. Ursprünglich veröffentlicht wurde das Spiel von Bannan Games. Jetzt wird es von Asmodee Deutschland vertrieben. Enthalten sind: 1 Regelheft, 1 mythische Weltkarte, 5 Spielertableaus, 5 Spielfiguren (Wikinger und Wikingerinnen), 9 Würfel in drei Farben, 150 Spielkarten, 90 Ressourcen, 45 Tempel in 5 Farben, 55 Marker (Holzwürfel) in 5 Farben und 1 „Drakkar“ (Langschiff).

Beim Öffnen des Spiels fällt auf, dass es sich bei „Valda“ um eine „internationale“ Version handelt. Auch wenn die Spielanleitung auf Deutsch ist, sind alle Titel der Spielkarten auf Englisch (etwa „Double Kill“, „Sacrifice“, „Seduction“ oder „War Horn“). Dank eines Appendix in der Spielanleitung von „Valda“
ist dies aber kein Problem. Denn dort wird die Bedeutung der Karten beschrieben. Dank einer recht klaren Ikonografie versteht man so – spätestens nach der ersten Partie – auch, was die einzelnen Karten bewirken.
 
Die Spielzeit beträgt rund 30 Minuten pro Teilnehmenden, sodass man bei einer Spielanzahl von 2 bis 5 Personen auf 1 bis 2,5 Stunden kommt. Ist die Spielanleitung einmal durchgelesen, braucht es kaum Aufbauarbeiten. Der Spielplan wird ausgebreitet. Darauf werden die Spielfiguren (verschiedenfarbige Holz-Figuren) sowie ein Langschiff als Rundenmarker platziert. Es folgen die gemischten Kartendecks der Gottheiten sowie zwei verschiedene Kartendecks („Aktionen-Stapel“ und „Kampf-Stapel“), die an den Spielrand gelegt werden.

Los geht’s! Als Wikingerin oder Wikinger startet ihr euer Abenteuer, indem ihr drei Karten vom „Aktionen-Stapel“ und drei Karten vom „Kampf-Stapel“ zieht. Zu eurer Hand reiht sich vor euch ein eigenes papierenes Spielertableau, welches Vertiefungen hat, in die ihr Marker oder Ressourcen legen werdet. Ziel des Spiels ist es, die Gunst der Gottheiten zu erringen – und selbst zu einem zu werden! Wie ginge es leichter, als „Follower“ zu finden? Die „Follower“ („Anhänger und Anhängerinnen“) dienen in diesem Spiel als Siegpunkte.
 
Jeder Spielzug besteht aus fünf Phasen. Ein Spiel geht über sechs Runden. Gespielt wird reihum. Zu Beginn jeder eurer Phasen würfelt ihr für eure Produktionsstätten (Mine oder Schmiede) entsprechend viele Würfel. Das erzielte Ergebnis lässt euch die Ressourcen (Götterblut, Gold oder Diamanten) schürfen. Diese dienen euch im Laufe des Spiels dazu, Tempel auf dem Spielplan zu errichten. Und dort versammeln sich dann die „Follower“, um die jeweiligen Gottheiten glücklich zu machen – gieren diese doch zu unendlichem Ruhm.

Nachdem ihr die Ressourcen auf das eigene Tableau gelegt habt, zieht ihr in der zweiten Phase zwei Karten von einem der beiden Decks („Aktionen“ oder „Kampf“). Die Karten des „Aktionen-Stapels“ bieten euch weitere Ressourcen, neue „Follower“ oder andere positive Effekte. Die Karten des „Kampf-Stapels“ lassen euch gegnerische Tempel zerstören, „Follower“ töten oder fremde „Follower“ als Geisel zu nehmen.

In der dritten Phase könnt ihr Ressourcen ausgeben, um entweder wirkungsvollere Produktionsstätten zu errichten (um künftig mehr Ressourcen – also mehr Würfel – zu erhalten), oder aber ihr baut bei einer Gottheit einen Tempel. Da es nur fünf Tempelbauflächen pro Gottheit gibt, geht es relativ schnell, bis es zum Kampf um die Bauplätze kommt. Und weil Ressourcen anfangs sehr knapp sein können, heißt es gut zu überlegen, welche Gottheit man für sich gewinnen will. Gleichzeitig aber benötigt ihr eine gute Portion Glück – etwa ob die Mitspielenden eine Kampf-Karte gezogen haben, die erlaubt gegnerische Tempel zu zerstören oder nicht.

Durch die Tempelbauten erhaltet ihr nicht nur die „Follower“, sondern direkt auch neue Fähigkeiten. Passenderweise repräsentieren die Karten der Gottheiten Fähigkeiten, die zu ihnen passen (dies gelingt mal mehr und mal weniger gut). Als Feuerriese ermöglicht Surtur beispielsweise verstärkte Angriffsmöglichkeiten gegen die Mitspielenden, während Loki als Verräter für Chaos sorgt.

Errichtet ihr dann einen zweiten Tempel in einem Gebiet, so bringt er nicht nur einen weiteren „Follower“, sondern verbessert eine eurer (göttlichen) Fähigkeit. Auch verfügt jede Gottheit über eine einzigartige Waffe, welche jederzeit verwendet werden kann! Hier gibt es zum Beispiel Thors Hammer oder Odins Speer zu tragen. Widmet ihr einer Gottheit sogar einen dritten Tempel, so bekommt ihr die „Tempelhoheit“, was den anderen verbietet, weitere Tempel bei dieser Gottheit zu bauen, und einen extra „Follower“. Ab jetzt könnt ihr eine Karte vom Deck der jeweiligen Gottheit ziehen, statt von einem der beiden normalen Decks, was sich lohnt, da die „Götterkarten“ stärker sind und euch neue Optionen im eigenen Spielablauf geben.

Danach folgt in der vierten Phase der Kampf. Hier habt ihr die Qual der Wahl. Welcher Gegner oder welche Gegnerin kommt euch mit der „Follower“-Anzahl besorgniserregend nah? Wie könnt ihr euren Einfluss stärken? Bei welcher Gottheit wollt ihr allein die Hoheit haben? Aus der Hand spielt ihr dann eine Angriffskarte, die der Angegriffene oder die Angegriffene versuchen kann, mit „Schild-Karten“ abzuwehren. In dieser Phase kommt es zu hitzigen Momenten und Diskussionen. Wer sagt nicht, dass von genau dieser Person in der nächsten Runde eine Rache folgen wird?

In der letzten Phase könnt ihr spezielle „Follower“ gewinnen. Allerdings nur, wenn ihr Tempel in Thors Reich, Odins Reich oder Lokis Reich platziert habt. Dann ist die nächste Person am Zug. Das bedeutet, dass eine gewisse Downtime folgen wird – je nachdem wie viel Zeit sich die Mitspielenden für ihre fünf Phasen lassen (anfangs weniger, und je weiter das Spiel voranschreitet, desto mehr) und wie viel diskutiert wird.

Gespielt wird über sechs Runden, was durch ein Langboot („Drakar“), welches auf einem Fluss in der Mitte des Spielplans fährt, symbolisiert wird. Wer das nicht möchte, der kann zum „alternativen Spiel“ greifen, welches dann endet, sobald der Erste 20 „Follower“ gesammelt hat.

Gut gelungen ist bei „Valda“ die Kombination aus „Worker-Placement“, Karten sammeln, ein eigenes Deck bauen, sich gegenseitig attackieren und selbst verteidigen – alles im Setting des mythischen Nordens. Natürlich ist die nordische Mythologie in Form eines (Brett-/Karten-)Spiels nicht neu. Das, was „Valda“ aber verspricht, hält es auch. Es gibt ein klar-strukturiertes Spielsystem, das schnell zu verstehen ist. Das Spiel hat schöne Illustrationen, gute Materialien und durch seine Spieldauer definitiv einen Wiederspielwert.

Die Spielertableaus machen Spaß und auch die eingravierten Würfel sowie die Ressourcen sehen richtig gut aus. Da ist es auch egal, dass die Holzfiguren nicht zwischen den Geschlechtern unterscheiden, und es bei den fünf Spielertableaus drei – allein in der Farbe verschiedene – aufgedruckte Wikinger gibt sowie zwei – allein in der Farbe verschiedene – aufgedruckte Wikingerinnen.

Wer sich für die nordische Mythologie begeistert, Lust auf eine Mischung aus „Worker-Placement“, Kartenziehen, Würfeln und auch Kämpfen hat, der wird an „Valda“ seine Freude haben. Besonders in einer großen Gruppe zeigt sich, wie man mit Sieg und Niederlage umgeht – ist doch alles nur ein Spiel.

Fazit: Mit „Valda“ zieht die nordische Mythologie bei euch ein. Wenn dann noch draußen vor dem Fenster der Wind vorbeipeitscht und der Regen lautstark vom Himmel heruntertrommelt, so wäre die Stimmung wie gemacht für „Valda“! Aber auch mit einer eigenen Playlist im Hintergrund spielt es sich noch immersiver. Das ist nur zu empfehlen. Ein grundsolides Brettspiel mit sehr stimmigen Setting – wie gemacht für Abende mit Freunden.

Valda
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 12 Jahren
Nathan Vermeulen
Asmodee 2023
EAN: 5430000700030
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,99

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