Undaunted: Nordafrika

„Undaunted“ geht in die zweite Runde. Nach „Undaunted: Normandie“ kämpfen wir nun im Jahr 1940 in Nordafrika um den Sieg. Dabei stehen sich diesmal die britische Armee (Long Range Desert Group, LRDG) und die italienischen Armeeverbände (Regio Esercito, RE) gegenüber. 11 Szenarien lang begeben wir uns in einen spannenden Wüstenkrieg.

von Sabrina

Inhalt


Enthalten sind 1 Anleitung (DE), 1 Szenarioheft, verschiedene Marker, 22 Geländeteile und 4 zehnseitige Würfel. Zudem gibt es für jede Armee die passenden Karten und Plättchen für die Soldaten, Fahrzeugkarten sowie Kontrollmarker.

Zum Spiel

„Undaunted: Nordafrika“ greift das bekannte Spielsystem von „Undaunted: Normandie“ auf. Wir versuchen, unsere Starthand zu verbessern und unsere Armee bestmöglich einzusetzen. Je nachdem, in welchem Szenario wir uns bewegen, haben wir unterschiedliche Einheiten und Fahrzeuge zur Verfügung. Jedes Szenario wird mit einer Hintergrundgeschichte eingeleitet. Es folgt eine Auflistung der zu nutzenden Einheiten und ein Plan, wie das Spielfeld aufzubauen ist. Zudem erhält jede Seite ein Missionsziel, welches es zu erreichen gilt, um das Spiel zu gewinnen. So viel zu den Gemeinsamkeiten zu „Undaunted: Normandie“.



Aber es gibt auch grundlegende Unterschiede. Passend zum Thema gibt es neue Aktionen, Soldatentypen, Fahrzeuge und Stützpunkte. Bei „Nordafrika“ stellt jedes Plättchen einen einzelnen Soldaten dar und nicht eine Einheit von Soldaten. Wenn ein Plättchen vom Spielfeld entfernt wird, kommen alle dazugehörigen Kampfkarten aus dem Spiel. Die Plättchen können nicht wieder ins Spiel kommen, wie es bei „Undaunted: Normandie“ möglich war. Bei „Nordafrika“ könnt ihr die Kontrolle über ein Geländeteil übernehmen, auch wenn Feinde anwesend sind.

Grundlegender Spielablauf


Nach Vorgabe des Szenarios wird das Spielfeld aufgebaut. Anschließend werden das Startdeck aus rund 12 Karten und die Reserve für jede Armee zusammengestellt und im eigenen Spielbereich bereitgelegt. Zu Beginn jeder Runde ziehen beide Gegner, wie bei einem Deckbuilder üblich, vier Karten vom Deck auf die Hand auf. Eine Karte davon wird verdeckt ausgespielt, um die Initiative (Startspieler*in) zu ermitteln. Ausschlaggebend dafür ist die Höhe der Zahl in der linken oberen Ecke der Karte. Wer den höheren Kartenwert vor sich liegen hat darf die Runde starten. Die gespielte Karte kommt danach auf dem Ablagestapel und kann nicht für die Runde genutzt werden.



Schon hier beginnt das Taktieren. Denn welche Karte lege ich weg? Möchte ich als erste drankommen, bin ich gezwungen, eine „hohe“ Karte auszuspielen. Dafür kann ich aber auch die Aktion/en dieser Einheit nicht nutzen, die ich gerade vielleicht dringend bräuchte. Da mir für jede Runde nur eine begrenze Anzahl an Einheiten und Aktionen zur Verfügung steht, muss ich gut abwägen, was sinnvoll ist.

Wer die Initiative bekommen hat, darf als erstes die restlichen drei Karten in beliebiger Reihenfolge ausspielen und jeweils eine Aktion der Einheit ausführen. Beispielsweise weitere Einheiten von der Reserve ins Deck holen, die Einheit auf dem Spielplan bewegen, feindliche Einheiten angreifen (simuliert durch Würfelwurf), neues Gelände erkunden oder beschädigte Fahrzeuge reparieren. Das Spiel endet, sobald eine Armee die jeweilige Siegbedingung geschafft hat. Das kann bedeuten, dass bestimmte Punkte auf dem Spielfeld erobert, Objekte gesprengt oder bestimmte gegnerische Einheiten zerstört werden müssen.



Was mir gefällt und was nicht

Das Regelwerk ist größtenteils gut verständlich geschrieben und logisch aufgebaut. Aufgrund der Vielzahl an Aktionsmöglichkeiten, muss man gerade zu Beginn jedoch viel herumblättern und nochmal nachlesen. Zwar sind die einzelnen Aktionen im hinteren Teil des Regelwerks und im Szenarienbuch nochmals auf eine Doppelseite zusammengefasst, aber das benötigt aufgeschlagen doch recht viel Platz auf dem Tisch. Hier wäre eine DIN-A4 große Spielübersicht für jeden Spielenden hilfreich gewesen. Abhilfe schafft hier eine selbsterstellte Kopie. Fürs bessere Verständnis enthält das Regelbuch eine Beispielrunde, die hilft, die Regeln zu verinnerlichen.

Das Material und vor allem die Schachtel sind von sehr guter Qualität. Nur beim Inlay muss ich Abzüge machen. Zwar befindet sich immerhin ein gut strukturiertes Inlay in der Schachtel, aber ich vermute, dass viele ihre Deckbuilderspiele sleeven. So auch ich. Leider passen dann die Karten nicht mehr in die Schachtel. Ich habe mir daher eine extra Deckbox gekauft, um die Karten aufzubewahren. Ich hoffe, dass dies beim nächsten Spiel besser gelöst wird.



Die Illustrationen von Roland MacDonald gefallen mir ausgesprochen gut. Sowohl die individuellen Zeichnungen als auch das Vergeben von Namen für die einzelnen Soldaten erzeugen ein stimmungsvolles, wirklichkeitsnahes Flair. Auch, dass die Bezeichnungen der Einheiten nicht übersetzt, sondern möglichst die originalen Bezeichnungen genutzt werden, finde ich passend. Beides hilft dabei, sich in die Historie und ins Geschehen einzufinden. Es gibt aber auch kritische Stimmen, die die unterschiedlichen Bezeichnungen eher verwirrend finden und die lieber eine einheitliche Übersetzung ins Deutsche gehabt hätten.

Was mir ebenfalls sehr gut gefällt, sind die unterschiedlichen Szenarien mit historischem Hintergrund, die durch das Erscheinungsbild des modularen Spielfeldes noch unterstützt werden. Allerdings braucht es schon eine gewisse Zeit, um alles aufzubauen. Das mag nicht allen gefallen.



Auch wenn die „Undaunted“-Reihe einen historischen Bezug hat und diesen auch wiedergibt, möchten die Autoren kein 100% wirklichkeitsgetreues Nachspiel von real stattgefundenen Kämpfen produzieren. So sind die Namen der Soldaten und Einheiten zwar wirklichkeitsgetreu, aber es handelt sich nicht um real existierende Personen. Das Hauptaugenmerk der Spielentwicklung war, die Erfahrungen eines Platoon-Commanders bestmöglich nachzuempfinden, anstatt die exakte Realität vor Ort abzubilden.

Bei den Golden Geek Awards 2020 wurde „Undaunted: Nordafrika“ als bestes 2-Spieler-Spiel ausgezeichnet und landete bei der Wahl zum besten Wargame auf dem 2. Platz.

Wer noch nicht genug hat, darf sich schon auf die Erweiterung „Undaunted: Verstärkung“ freuen, welche im März 2023 in deutscher Sprache ausgeliefert werden soll. Sie kann sowohl mit dem ersten als auch mit dem zweiten Teil kombiniert werden und ermöglicht das Spiel zu viert.



Fazit:
Das Thema Krieg darf einen nicht abschrecken, um an der „Undaunted“-Reihe Gefallen zu finden. Der Würfelmechanismus beim Angriff bringt eine recht hohe Glückskomponente mit ins Spiel. Wen beides nicht stört, der findet hier einen schönen, thematischen Deckbuilder mit taktischer Tiefe, ohne zu komplex zu sein. Vielleicht ein Wargame für Einsteiger? Ich empfehle unbedingt, gleich zwei oder drei Szenarien am Stück zu spielen, um ins Spiel reinzukommen. Ansonsten kann es recht frustrierend sein, sich immer wieder neu einlesen zu müssen. Zumal das erste Szenario nur als „lockerer“ Einstieg zu verstehen ist. Das Spiel wird erst mit dem zweiten Szenario komplexer und spannender und steigert sich bis zum letzten Kampf. Ich bin definitiv schon auf die Erweiterung gespannt und werde mir diese mit Sicherheit zulegen.

Undaunted: Nordafrika
Brettspiel für 2 Spieler*innen ab 14 Jahren
David Thompson, Trevor Benjamin, Roland MacDonald
Spieleschmiede/Osprey Games/Giant Roc 2022
EAN: 7141236662488
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 35,00

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