Undaunted: Stalingrad

„Undaunted“ geht in die nächste Runde. Wir befinden uns diesmal im Jahr 1942. Im Gegensatz zu den Vorgängern fechten wir aber nicht auf unterschiedlichen Schlachtfeldern diverse Kämpfe aus. Nein, „Undaunted Stalingrad“ wird im Kampagnenmodus gespielt. 15 Szenarien lang begeben wir uns in einen zermürbenden Krieg um Stalingrad.

von Sabrina

Inhalt

Das Spiel enthält 1 allgemeine Anleitung (DE) plus eine Anleitung für die Kampagne, 2 Kampagnenhefte für jede Armee, 375 Spielkarten, 129 Geländeteile, 4 zehnseitige Würfel und 204 Pappplättchen.

Zum Spiel

„Undaunted: Stalingrad“ greift das bekannte Spielsystem von „Undaunted: Normandie“ auf. Wir versuchen unsere Starthand zu verbessern und unsere Armee bestmöglich einzusetzen, um das individuelle Szenarienziel zu erreichen. Nach 15 Szenarien, die aufeinander aufbauen, steht die siegreiche Armee fest: die Rote Armee oder die Wehrmacht.

Grundlegender Spielablauf

Nach Vorgabe des Szenarios wird das Spielfeld aufgebaut. Anschließend werden das Startdeck aus rund 12 Karten und die Reserve für jede Armee zusammengestellt und griffbereit platziert. Zu Beginn jeder Runde ziehen beide Gegner, wie bereits bei den Vorgängern, vier Karten vom Deck auf die Hand auf. Eine Karte davon wird verdeckt ausgespielt, um die Initiative (Startspieler*in) zu ermitteln. Ausschlaggebend dafür ist die Höhe der Zahl in der linken oberen Ecke der Karte. Wer den höheren Kartenwert vor sich liegen hat, darf die Runde starten. Die gespielte Karte kommt danach auf dem Ablagestapel und kann nicht für die Runde genutzt werden.

Schon hier beginnt das Taktieren. Denn welche Karte lege ich weg? Möchte ich als erstes drankommen, bin ich gezwungen, eine „hohe“ Karte auszuspielen. Dafür kann ich aber auch die Aktion/en dieser Einheit nicht nutzen, die ich gerade vielleicht dringend bräuchte. Da mir für jede Runde nur eine begrenze Anzahl an Einheiten und Aktionen zur Verfügung stehen, muss ich gut abwägen, was sinnvoll ist. Wer die Initiative bekommen hat, darf als erstes die restlichen drei Karten in beliebiger Reihenfolge ausspielen und jeweils eine Aktion der Einheit ausführen, beispielsweise neues Gelände erkunden, Einheiten auf dem Spielplan bewegen, weitere Einheiten von der Reserve ins Deck holen oder feindliche Einheiten angreifen (simuliert durch Würfelwurf). Das Szenario endet, sobald eine Armee die jeweilige Siegbedingung geschafft hat.

Soweit so bekannt.

Nun wird durch einen Statuscode ermittelt, wie es weiter geht. Während der Kampagne verliert ihr dauerhaft Einheiten. Aber es kommen auch neue Einheiten und strategische Möglichkeiten ins Spiel hinzu – oder Einheiten erhalten eine Beförderung mit einer höheren Initiative, einer verbesserten Aktion oder gänzlich neuen Aktionen. Ihr spielt, im Gegensatz zu den Vorgängern, immer am gleichen Ort beziehungsweise in der gleichen Stadt. Der Zustand der Stadt wird mit unterschiedlichen Geländeteilen simuliert. So könnt ihr Geländeteile befestigen, um in späteren Missionen einen Verteidigungsbonus zu erhalten. Ihr könnt Gebäude auch beschädigen, um den Verteidigungsbonus zu verringern oder die Häuser komplett zerstören.

Ein weiterer Clou: Jede Person besitzt ein eigenes Kampagnen-Heft, in welchem die Geschichte aus dessen Sicht weitererzählt wird. Je nach Ausgang des Szenarios entwickelt sich die Geschichte weiter, sodass auch bei nochmaligem Spielen die Spannung erhalten bleibt.

Ersteindruck

Wie auch bei den Vorgängern ist das Regelwerk größtenteils gut verständlich geschrieben und logisch aufgebaut. Aufgrund der Vielzahl an Aktionsmöglichkeiten muss man gerade zu Beginn viel herumblättern und nochmal nachlesen. Hier wäre eine DIN A4 große Spielübersicht für jeden Spielenden hilfreich gewesen. Wer mit den Vorgängern vertraut ist, wird allerdings keine Schwierigkeiten haben, ins Spiel zu kommen.

Das Material und vor allem die Schachtel sind von sehr guter Qualität. Ein gut strukturiertes Inlay hilft den Überblick zu behalten, und alles bleibt an seinem Platz. Sogar die Karten können diesmal gesleeved werden. Die Illustrationen von Roland MacDonald gefallen mir ausgesprochen gut. Sowohl die individuellen Zeichnungen als auch das Vergeben von Namen für die einzelnen Soldaten erzeugen ein stimmungsvolles, wirklichkeitsnahes Flair. Der modulare Aufbau der Stadt mit den Veränderungen unterstützt ebenfalls das Einfinden ins Geschehen von 1942. Es braucht schon eine gewisse Zeit, den Spielplan aufzubauen und die richtigen Einheiten parat zu legen. Das mag nicht jedem gefallen. Auch ist der Ausgang nicht durch rein strategisches Agieren bestimmt. Die Würfel erzeugen einen relativ hohen Glücksfaktor. Dass eine 0 immer gewinnt, sehe ich daher auch kritisch. Ich habe die Kampagne noch nicht durchgespielt, daher kann ich nicht beurteilen, ob es im Laufe der Kampagne möglich ist, einen schlechten Start oder ein ganz schlecht laufendes Szenario wieder auszugleichen. Von Vorteil ist, dass man zu jeder Zeit das Spiel zurücksetzen kann. Es wird nichts beklebt oder anderweitig zerstört.

Übrigens: Auch wenn die „Undaunted“-Reihe einen historischen Bezug hat und diesen auch wiedergibt, möchten die Autoren keinen 100% wirklichkeitsgetreues Nachspiel von real stattgefundenen Kämpfen produzieren. So sind die Namen der Soldaten und Einheiten zwar wirklichkeitsgetreu, aber es handelt sich nicht um real existierende Personen. Das Hauptaugenmerk der Spielentwicklung lag darauf, die Erfahrungen, einen Schützenzug zu führen, bestmöglich nachzuempfinden, anstatt die exakte Realität vor Ort abzubilden.

„Undaunted: Stalingrad“ hat 2022 den Golden Geek Award in der Kategorie „Wargames“ gewonnen.

Fazit: Das Thema Krieg darf einen nicht abschrecken, wenn man an der „Undaunted“-Reihe Gefallen finden will. Der Würfelmeachanismus beim Angriff bringt eine recht hohe Glückskomponente mit ins Spiel. Wen beides nicht stört, der findet hier einen schönen, thematischen Deckbuilder mit taktischer Tiefe, der jedoch nicht zu komplex ist. Wer noch kein Spiel der Reihe gespielt hat, sollte sich erst einmal „Undaunted: Normandie“ anschauen, um einen Eindruck zu gewinnen. Ansonsten mach dich auf und führe deine Truppen in die Schlacht und gewinne die Kontrolle über Stalingrad! Denn für Fans von „Undaunted“ ist dieser Teil fast schon ein „Muss“.

Undaunted: Stalingrad
Brettspiel für 2 Spielende ab 14 Jahren
David Thompson, Trevor Benjamin, Roland MacDonald, Robbie MacNiven
Spieleschmiede / Giant Roc 2023
EAN: 9781472852670
Sprache: Deutsch
Preis: 99,99 EUR

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