Ultima Ratio – Das lukeanische Reich

Mit „Ultima Ratio“ liegt ein interessantes Science-Fiction-Rollenspiel im Eigenverlag und professionellen Design vor. Der Ergänzungsband „Das lukeanische Reich“ stellt nun das Setting des Spiels ausgiebig vor.

von André Frenzer

Wobei die Formulierung „ausgiebig“ auf den ersten Blick ein wenig hoch gegriffen scheint. Denn „Das lukeanische Reich“ ist ein dünner Softcoverband von gerade einmal 48 Seiten. Diese sind allerdings wirklich mit reichlich Informationen gefüllt – gelingt also der Spagat zwischen Kürze und Informationsdichte?

Eröffnet wird der Band mit einer Beschreibung der Frühgeschichte des Settings. Diese liest sich zunächst nicht ungewöhnlich: Vor wenigen hundert Jahren erreichte die Menschheit, welche auf Generationenschiffen ihren sterbenden Heimatplaneten verließ, eine neue Heimat: Lukea. Hier gründen die Menschen ein neues Reich, erforschen und besiedeln nahegelegene Sternensysteme, gründen Kolonien und stoßen schließlich auf andere Spezies, welche diesen Teil des Weltraums bewohnen. Manche Begegnung verläuft friedlich, andere kriegerisch. Nach einem großen Konflikt mit einer insektoiden Rasse kommt es zu einem Bürgerkrieg, der das lukeanische Reich an den Rand der Vernichtung führt. Doch schließlich rauft man sich wieder zusammen und lebt nun in einem Zustand brüchigen Friedens, der von Innen wie Außen bedroht wird. Wem diese Beschreibung aus dem Grundregelwerk bekannt vorkommt, der irrt nicht: Tatsächlich wurde hier auch der gleiche Text noch einmal verwendet.

Wie „Ultima Ratio“-Fans wissen, bringt „MUTTER“ dann die Dystopie ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine künstliche Intelligenz, welcher die Verwaltung aller täglichen Angelegenheiten auf Lukea obliegt. MUTTER sorgt dafür, dass es ihren KINDern – also allen Bürgern des Reiches, die über einen implantierten Kredit-Identifikations-Nano-Datenspeicher, kurz KIND, verfügen – stets gut geht. Das erreicht MUTTER durch totale Überwachung. Wer ohne KIND außerhalb des Systems lebt, gilt als vogelfrei und Gegner des Systems. Einzig in den äußeren Kolonien ist das Leben etwas lockerer. Entsprechend umfangreich ist das Kapitel ausgefallen, das sich den verschiedenen künstlichen Intelligenzen, die das Alltagsleben der KINDer verwalten, ausgefallen. Insbesondere die Hinweise auf den Umgang mit KINDlosen und Mentalisten, die gesondert überwacht werden, sind hilfreich, um das Spiel zu gestalten.

Die nächsten Kapitel widmen sich dem „normalen“ Leben innerhalb des lukeanischen Reiches. Wie funktionieren Geldzahlungen, wie sehen Medien, Sport und Religion in der dystopischen Zukunft aus? Wie erhält man medizinische Versorgung und was landet als Nahrung auf dem Tisch? Während diese Kapitel dabei helfen, den normalen Alltag der KINDer besser zu verstehen, wird es mit den späteren Kapiteln wieder etwas aufregender. Ausführlich werden Sicherheit, Recht & Justiz vorgestellt, darunter militärische Organisationen und einige interessante Strafvollzugsanstalten. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Reisen innerhalb eines Systems und zwischen verschiedenen Systemen. Schließlich runden gesonderte Vorstellungen der größten, eigenständigen Kolonien den Band ab. Neben Hintergrundinformationen haben sich auch ein paar universelle NSC und einige praktische Ausrüstungsgegenstände im Band zusammengefunden.

Tatsächlich ist die Informationsdichte in dem Band enorm hoch. Das macht die Texte zwar streckenweise sehr trocken und anstrengend zu lesen – insbesondere auch, weil das lukeanische Reich sehr gerne Abkürzungen verwendet – doch ist das bei der geringen Seitenzahl verkraftbar. Außerdem wird der Text immer wieder von Hinweisen für Spieler und Spielleiter aufgelockert, welche die trockenen Informationen in spieltischnahe Anregungen übersetzen. Diese Texte setzen Plothooks und Abenteueraufhänger, welche den manchmal arg drögen Fließtext gekonnt unterstützen.

Wie erwähnt erscheint „Das lukeanische Reich“ als vollfarbiger Softcoverband. Die verwendeten Illustrationen bewegen sich auf einem professionellen, anspruchsvollen Niveau, sind aber leider recht selten. Auch das Layout ist professionell und ist gut lesbar. Es orientiert sich an der gelungenen Aufmachung des Grundregelwerks. Wiederum wurde der Band einem guten Korrektorat unterzogen – so finden sich kaum Rechtschreibfehler wieder.

Fazit: „Das lukeanische Reich“ ist ein wertvoller Ergänzungsband für „Ultima Ratio“, der das Sternenreich der Menschheit in aller notwendigen Ausführlichkeit vorstellt. Dies gelingt auf vergleichsweise wenig Platz, wodurch der Text oft trocken wirkt. Dennoch bleibt für Spieler von „Ultima Ratio“ eine glatte Empfehlung.

Ultima Ratio – Das lukeanische Reich
Quellenband
Thomas Klaus, Nikolas Tsamourtzis
Verlag Heinrich Tüffers 2015
ISBN: 978-3-941340-06-0
48 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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