Thorgal – Band 1: Die Rache der Zauberin

Thorgal ist eine Fantasy-Serie aus der Feder von Jean van Hamme und dem Pinsel von Grzegorz Rosinski. Das erste Album erschien im Jahre 1980 in Frankreich. Seitdem hat es die Serie auf 34 Bände und einige Nebenreihen gebracht, sodass sie den meisten Lesern zumindest vom Namen her ein Begriff sein dürfte. Der Splitter Verlag hat nun die Serie neu aufgelegt. Das erste Album „Die Rache der Zauberin“ wollen wir uns einmal näher anschauen.

von Morgath

Das Album besteht aus zwei Geschichten. In „Die Rache der Zauberin“ hat Thorgal seinen ersten Auftritt: halbnackt an einen Pfahl im Meer angekettet, wartet er darauf, dass die Flut ihn ertränkt oder die Kälte des Winters ihn in die Knie zwingt. Das alles hat er Gandalf zu verdanken, nicht dem Zauberer aus Herr der Ringe, sondern einem hinterhältigen Wikinger-König, der noch nie gut auf ihn zu sprechen war (warum erfährt man in späteren Alben). Dass seine Tochter Aaricia sich in Thorgal verliebt hat, war ihm auch stets ein Dorn im Auge. Das Schicksal von Thorgal scheint besiegelt, da erscheint die geheimnisvolle Slive. Die rothaarige Frau mit nur einem Auge ist als Zauberin oder gar als Hexe verschrien. Sie bietet Thorgal einen Handel an. Sie befreit ihn, wenn er ihr dafür ein Jahr bedingungslos dient. Thorgal missbilligt den Pakt, hat aber letztlich keine andere Wahl, als einzuwilligen. Und tatsächlich: Schon bald steht Thorgal vor der Wahl, ob er sein Wort hält oder es bricht, um das zu tun, was er für moralisch richtig hält. Wie wird er sich entscheiden?

Die zweite Geschichte „Fast das Paradies“ beginnt damit, dass Thorgal in eine Eisspalte fällt und in einem wunderschönen Garten erwacht. In diesem leben drei hübsche Schwestern, die wollen, dass Thorgal ihr gemeinsamer Ehemann wird. Wahrlich ein Paradies für jeden Mann! Doch Thorgal wäre nicht Thorgal, wenn er dieses Angebot annehmen würde. Statt ein Leben im Saus und Braus zu führen, sucht er nach einem Ausweg aus dem Paradies …

Die erste Geschichte beginnt fulminant, geht packend weiter und hat ein würdiges Ende. Und das alles nur auf dreißig Seiten! Auch die zweite Geschichte ist absolut gelungen. Ein wahrer Genuss, sie zu lesen, mit einem überraschenden Ende. So erzählt ein Meister seine Geschichten! Van Hamme hat nicht nur eine blühende Phantasie, sondern versteht es auch, diese in eine spannende Geschichte zu packen. Sein Erzählstil, der nahezu ohne Erzähler auskommt, ist besonders eindringlich und sucht seines gleichen. Neben zwei gut erzählten Einzelgeschichten finden sich auch die ersten Andeutungen, dass Thorgal kein normaler Wikinger ist, sondern eine geheimnisvolle Vergangenheit hat (welche in den späteren Bänden erzählt wird). Zudem wird erklärt, woher er seine markante Narbe unter dem rechten Auge hat.

Zusätzlich zu den beiden Geschichten gibt es noch einen 24 Seiten langen Blick hinter die Kulissen. Hier findet man eine Übersicht über die gesamte Serie, ein kurzes Porträt über die Macher, Informationen über die Wikinger und ihre Kultur und einige Skizzen. Zwar nichts, was man unbedingt braucht, aber ein nettes Beiwerk. Der Comic erscheint als Hardcover in der beim Splitter-Verlag gewohnt hochwertigen Qualität. Der Preis von 13,80 Euro ist berechtigt.

Fazit: Thorgal ist eine tolle Serie und „Die Rache der Zauberin“ ist ein toller Einstieg. Hier sieht man zwei Meister am Werk. Insgesamt ein mehr als gelungener Comic, den ich jedem Fantasy-Interessierten ans Herz legen kann.


Thorgal – Band 1: Die Rache der Zauberin
Comic
Jean van Hamme, Grzegorz Rosinksi
Splitter-Verlag 2016
ISBN: 978-3-86869-338-6
72 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 13,80

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