The Walking Dead – Der Widerstand

Die Zombies sind zurück, aber noch gibt es eine Widerstandsgruppe, die als Menschen überleben will. Sie ist in die Ecke gedrängt und muss strategisch zusammenarbeiten, um eine Restchance zu haben, die Orte gegen die Angreifer zu verteidigen. Willkommen zu einer hervorragenden kooperativen Umsetzung des Inhaltes der TV-Serie „The Walking Dead“.

von Lars Jeske

Um es vorwegzunehmen: Spontan ist bei dieser Umsetzung des Stoffs jetzt alles richtig gemacht worden, was mich beim ersten Spiel zu dieser TV-Serie gestört hat. Der Schwerpunkt liegt jetzt eindeutig mehr auf dem kooperativen Element, wobei sich die Spieler wirklich absprechen müssen, um zusammen erfolgreich zu sein. Auch wurde das (Würfel)Glück miniert, was das Spiel strategischer macht und dadurch so viel besser und mit verringertem Frustfaktor. Das Spielziel ist überleben. Gegen das Spiel, also gegen die Zeit.

Das Spielmaterial von „The Walking Dead – Der Widerstand“ ist von ähnlicher Qualität wie beim Vorgänger (beide Spielen haben übrigens nichts miteinander zu tun und sind auch nicht kompatibel). Es gibt diverse Pappmarker, Würfel, Karten, Charaktertableaus und vier Ortsfelder, die den variablen Spielplan ergeben. Die Karten sind erneut sehr dünn, aber da alle relativ gleichmäßig genutzt werden, sind sie nach häufigerem Spielen nicht zu unterscheiden. Oder man nutzt Standardhüllen, um schnell Abhilfe zu schaffen. Er wurden erfreulicherweise wieder Bilder der Serie benutzt, was der Atmosphäre zuträglich ist. Allein für die Verbündeten-Marker hätte man unterschiedliche Bilder nehmen können, aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau. Kurzum, das Spielmaterial geht vollkommen in Ordnung und ist ebenso wie die Spielanleitung angemessen.

Der Spielaufbau ist sehr variabel und lädt zum wiederholten Spiel ein. Zum einen wählt zu Beginn jeder der bis zu vier Mitspieler aus den sechs Charakteren einen aus, den sie für die Dauer des Spiels repräsentieren. Dem weiteren Verlauf der 2. bis 4. Staffel folgend stehen natürlich Rick, Andrea und Glenn zur Auswahl, neben Maggie und den Publikumslieblingen Michonne und Daryl. Dabei spielen sich alle Charaktere unterschiedlich, da sie je eine andere Anführereigenschaft haben, die sie reihum als Startspieler gelten machen können. Diese Optionen reichen vom Heilen, über Nahrung beschaffen, bis hin zu Objekte weitergeben. Dadurch sind je nach Wahl andere Strategien möglich und sinnvoll. Zum anderen ist der Spielaufbau variabel. Die vier Orte (Stadt, Gefängnis, Highway und Farm) werden beliebig in einen 2x2-Block ausgelegt und angrenzend zufällig die guten Karten des Spiels (Ausrüstung, Munition, Nahrung und Verbündete) gelegt. Somit hat man sehr viele Varianten, die mal schwerer, mal leichter sind.

Das Spielprinzip ist kurzweilig und interessant. Wie auch in der Serie ist die Kooperation der ein bis vier Spieler Hauptbestandteil des Spiels. Die Spieler spielen zusammen, das heißt entweder gewinnen alle oder keiner, denn es gilt die Beißer zwölf Runden lang in Schach zu halten. Es gilt die Orte zu verteidigen und am Leben zu bleiben. Pro Runde werden erst die Figuren bewegt, dann Ereigniskarten ausgewertet, der Fernkampf und Nahkampf abgehandelt, bevor die Beißer zuschlagen und eine neue Runde beginnt.

Im Details sieht es so aus: Reihum gibt es in jeder Runde einen Anführer, der kostenlos die Gruppenmitglieder maximal ein Feld weit bewegen kann, also deren Einsatz für die Runde koordiniert. Wer wird in die Stadt geschickt, um dort Munition zu holen? Sollten Daryl und Rick den Highway säubern, bevor dort zu viele Beißer auftreten? Da das allein zu einfach wäre, müssen auch noch die zwei an jeden Mitspieler zugeteilten Ereigniskarten ins Kalkül gezogen werden. Diese haben negative Auswirkungen auf verschiedene Ortsteile oder die Charaktere die dort stehen. Ist es also sinnvoll, in der Stadt zu bleiben oder erwarten einen dort zusätzliche drei Gegner? Sollen außer mir noch alle anderen ihre Ausrüstung abgeben müssen? Nachdem das Bewegen entschieden ist, darf eine in diesem Ortsteil verfügbare Ressourcenkarte gezogen werden und gegebenenfalls ein Teil mit einem Mitspieler getauscht werden. Diese Tauschoption ist bei diesem Spiel auch wirklich sinnvoll. Anschließend werden die Ereigniskarten ausgewertet. Der Anführer übernimmt ja die Verantwortung in der Spielrunde, also muss er mehr ausbaden und beide seiner Karten zählen. Bei den übrigen Mitspielern muss, wenn sie dann dran sind, nur eine ausgeführt werden, nachdem deren Zug analog stattfand (Bewegung, Karte ziehen, Tauschen).

Nach diesem planerisch-strategischen Teil folgt jetzt der mit etwas Glück behaftete Kampf gegen die Beißer. Zuerst gibt es die Option, zusammen im Fernkampf zu kämpfen oder jeder allein im Fern- oder Nahkampf. Mit Hilfe von ein bis drei Würfeln (je nach Waffenart) wird die Gesamtsumme ermittelt, für jeweils fünf erwürfelte Punkte wird ein Beißer erledigt. Die Rückschläge der Beißer sind einfach und ohne Würfelglück abgehandelt. Jeder noch existierende Beißer verursacht einen Schadenspunkt. Somit kann man besser planen, da alle Gegner gleichstark sind und man vorher schon weiß, was passieren kann. Zuerst verletzten sie die Charaktere auf den Ortsfeldern und dann zerstören sie den Ressourcenkartenstapel. Dies ist ein sehr toller Spielmechanismus. Die Widerstandsstärke jedes Ortes ist quasi die Anzahl der Restkaten des korrespondierenden Ressourcenstapels. Also je mehr die Spieler freiwillig Karten ziehen oder die Beißer unbehelligt lassen, desto eher ist der Stapel alle. Sobald überhaupt ein Stapel aufgebraucht ist, haben die Spieler verloren. Ist das nach zwölf Runden nicht der Fall, haben sie gewonnen. Das Leben kann manchmal so einfach sein.

Neben dem angesprochenen variablen Spielaufbau, bietet auch die unterschiedliche Spieleranzahl ihren Reiz. Mit zunehmender Spieleranzahl wird es leichter, die Beißer in Schach zu halten, da die Orte besser verteidigt werden können. Allerdings werden auch freiwillig mehr Ressourcenkarten gezogen, was wiederum den Beißern hilft. Es ist also ein schönes Dilemma. Die Karten sind ansonsten nur zu schnell alle, wenn man gierig ist oder etwa lange die richtige Munitionsart sucht.

Tendenziell wird das Spiel jedoch leichter, wenn man mehrere Spieler hat, die sinnvoll zusammenarbeiten. Als Einzelspieler hat man nur gelegentlich Ziehpech und wenn Ereignisse immer den gleichen Ort treffen, hat man keine Chance. Somit ist es gutes Spiel, um den Gemeinschaftssinn zu fördern. Ab 16 Jahren ist es wie immer nur wegen des Themas. Das ist aber fast nur nebensächlich. Man hätte auch das Vertreiben der Ritter / Cowboys / Wegelagerer nehmen können. Und bei „Risiko“ hat man ja auch nie angegriffen, sondern die besetzten Länder befreit.

Das Spiel hat also alles, was es benötigt. Zufallskomponenten (Spielplanauslegung, Ressourcenkartenverteilung, Charakterwahl, etc.), strategische Elemente, überschaubares Würfelglück, einfache Regeln und vieles mehr an Positivem. Hinzu kommen sogar noch verschiedene Spielmodi und Schwierigkeitsgrade die wirklich spielswert sind. Ebenso Varianten, wie beispielsweise mit geheimen Zielen, bei dessen Erfüllung man trotz Niederlage noch allein gewinnen kann. Wenn mir jetzt nur noch etwas Negatives einfallen würde …

Fazit: „The Walking Dead – Der Widerstand“ ist ein überraschend tolles Spiel und schlägt vor allem den direkten Vorgänger um Längen. Es ist wirklich kooperativ und der Spielverlauf hängt sowohl vom Glück ab, als auch von den variablen Strategien der Spieler. Der übergestülpte Spielmechanismus passt gut zur Geschichte, fängt also den Geist der Serie sehr gut ein. Es ist leicht erklärt und leicht zu spielen, also auch für Gelegenheitsspieler geeignet. Mitdenken für Spieleprofis ist dennoch gefordert, also ist es auch für diese kurzweilig. Da es nur ca. 40 min. dauert, kann es sowohl als Hauptspiel als auch als Warm-Up für Spieleabende genommen werden. Es ist einfach, großartig und empfehlenswert. Eines der besten und passendsten Spiele zu einem Film/einer Serie überhaupt.


The Walking Dead – Der Widerstand
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 16 Jahren
Matt Hyra
Kosmos 2014
EAN: 4002051692308
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 29,99

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