"Zombies sind so 80er". Dieser Satz ist längst überholt, sind Zombies doch gerade der Hype nach den Vampiren. Wie passend, denn bekanntlich kommen Zombies ja auch immer wieder und wieder, wenn man sie nicht richtig beseitigt. Gab es früher Filme wie "Zombie" oder "Dawn of the Dead", ist jetzt die TV-Serie "The Walking Dead" als Aufbereitung des Themas Zombies State of the Art.

Die Comics von Robert Kirkman (Autor) werden relativ brutal, aber realistisch umgesetzt und vom Sender AMC als "The Walking Dead" ausgestrahlt. Mittlerweile läuft die Serie auch in Deutschland richtig erfolgreich. Kein Wunder also, dass das Merchandise-Portfolio erweitert wurde. Neben einem Kartenspiel, Sammelkarten und diversen Figuren, gibt es auch das offizielle Brettspiel. Oft und gern nimmt sich der Franckh-Kosmos-Verlag dieser Lizenzspiele an (vgl. Tolkien-Universum, „Tribune von Panem“, „Biss“-Reihe, u. a.), so auch in diesem Fall.

Das Material und die Gestaltung des von Cory Jones entworfenen "The Walking Dead – Das Spiel" spiegelt grob die Handlung der ersten Staffeln wieder. Sowohl was die Schauspieler angeht (also den im Spiel benutzten Bildern), als auch die Orte die eine Rolle spielen. Frei nach der Devise "Erst schießen, dann fragen." geht es beim Spiel darum, mit aufkreuzenden Beißern kurzen Prozess zu machen, um nicht selber erwischt zu werden. Von der Story her geht es für die 1 bis 4 Spieler selbstverständlich darum, zu überleben bis das Spielziel erreicht ist. Dieses besteht darin, die vier Eckpunkte des quadratischen Spielplans zu bereisen, beide Begegnungen zu überstehen und als erster mit den erhaltenen Plättchen ins Camp zurückzuziehen.

Der Spielplan, der einen auch schön 80s vage an "Trival Pursuit" erinnert, zeigt in der Mitte das Camp als Start- und Zielpunkt. Umlaufende Felder gibt es zu den vier Ecken, den Stationen, die es allesamt im Spielverlauf zu erreichen gilt. Jeder Spieler bekommt eine Charakterkarte (u. a. stehen Rick, Shawn oder Andrea zur Auswahl), ein paar Startausrüstungskarten und zwei Verbündete, die als Lebenspunkte gelten. Das Spielprinzip beziehungsweise die Umsetzung hingegen ist wirklich alt. Wie bei „Mensch Ärger Dich Nicht“ ist die offensichtliche Strategie, immer hohe Zahlen zu würfeln. Ein No-Brainer, was man mit viel Ironie aufs Thema münzen kann. Gedacht also vor allem für Zomiefans, da es ähnlich zu anderen Zombiespielen wie "Zombies!!!" oder "ZombieTown" ist. Allerdings gibt es hier keine Miniaturen für die Zombies/Beißer, denn diese werden durch ein Begegnungsdeck repräsentiert. Pro Runde würfelt man und setzt auf das erreichte Feld (das einen Bonus oder Malus gibt). Dann zieht man eine Karte durch die fast immer eine Begegnung mit einem Beißer ausgelöst wird. So bewegt man sich langsam zu den Eckpunkten. Hier muss man dann zwei Begegnungen überstehen und bekommt das entsprechende Erfahrungsplättchen und einen kleinen thematischen Bonus.

Wenn bei einer Begegnung ein Gegner erscheint, hat dieser eine Stärkezahl. Diese gilt es dann mindestens auszugleichen, sonst wird man gebissen und verliert einen Lebenspunkt (Verbündeten). Bevor man einem 6-seitigen Würfelt wirft, darf man beliebig viele Ausrüstungsgegenstände (zumeist einmalig) einsetzen, um gesicherte Bonuspunkte für den Würfelwurf zu erhalten. Zusätzlich ist der Bezug zu "The Walking Dead" jedoch auch gegeben. Denn obwohl final maximal einer gewinnen kann, können sich die Mitspieler mit einigen Gegenständen untereinander helfen. Dies hat den Hintergedanken, dass die Mitspieler am Leben bleiben und nicht auch zu Beißern werden und dadurch das Spiel weiter erschweren. Falls nämlich ein Spieler seinen letzten Verbündeten verliert und erneut einen Biss erleidet, wird dieser Spieler auch zum Beißer. Das heißt, der scheidet nicht aus, sondern jagt von nun an die übrigen Spieler direkt mit eigenen Aktionskarten. Falls es mindestens zwei Mitspieler erwischen sollte, spielen jetzt sogar diese als "Team Beißer" gegen das "Team Überlebende". Eine interessante Idee, die dann etwas Abwechslung in das Spiel bringt. Als zusätzliche Option gibt es die Möglichkeit, solo zu spielen (etwas schwerer) oder gleich von Anfang an in den zwei Teams.

Dennoch bleibt ein eher durchwachsener Gesamteindruck. Das Spiel hat einfache Regeln, die gut und ausführlich beschrieben sind. Das Spielmaterial ist für das Thema okay und es dauert mit 30-40 Minuten auch nicht zu lange. Leider gibt es wenig Zusammenspiel untereinander oder auch nur eine gemeinsame Strategie. Zumeist ist sich jeder selbst der Nächste. Ebenso wie bei den Charakteren, die sich allesamt nur dadurch unterscheiden, dass jeder einmalig eine Spezialaktion durchführen kann, wurde auch hier etwas vom thematischen Potenzial verschenkt. Die Spannung liegt allenthalben darin, dass die Gegenstände bald ausgehen, die Verbündeten bei Würfelpech ebenfalls schnell wegsterben und es dann wirklich sehr schnell sehr eng wird. Dann hilft nur noch Glück, denn bei einer gewürfelte 6 gewinnt man den aktuellen Kampf automatisch.

Fazit: Auch "The Walking Dead – Das Spiel" reiht sich in die Reihe der Zombiespiele ein, die – Nomen est Omen – No-Brainer sind. Durch den hohen Glücksanteil beim Würfeln und die wenigen strategischen Entscheidungen ist es vor allem für Fans der TV-Serie oder Gelegenheitsspieler gedacht und geeignet. Und selbstverständlich für Fans des Themas. Nicht unbedingt etwas für Vielspieler oder jene, die nur ungern dem eigenen Würfelglück vertrauen. Freigegeben ab 16 Jahren ist es aufgrund der Thematik, der Rest ist pillepalle. Ich finde hier gibt es noch Potenzial, welches entweder mit Hausregeln angezapft werden könnte oder gegebenenfalls durch Erweiterungen (eine inoffizielle englische findet man online) zur Entfaltung kommt.