The Walking Dead 13: Kein Zurück

In der kleinen Enklave Alexandria kehrt nach der Aufnahme der großen Gruppe um Rick langsam wieder Ruhe ein. Die Integration in den fast schon vergessenen Alltag einer friedlichen Gesellschaft fällt nicht allen gleichermaßen leicht. Denn nur der Wachsame ist bereit, reagieren zu können, und eine gute Vorbereitung war noch nie von Nachteil …

von Lars Jeske

Bei der Integration vieler Menschen, die bereits sehr lange als geschlossene Gruppe miteinander unterwegs waren, sollte es richtig viele Reibereien und Cliquenbildungen geben. Aber wider Erwarten gelingt es dem ehemaligen Kongressabgeordneten Monroe, der die kleine Zuflucht Alexandria leitet, jedem aus „Ricks Gruppe“ so gut ins Gewissen zu reden und jeden so zu integrieren, dass alle voneinander profitieren können. Den Neuankömmlingen schlägt nicht einmal Skepsis entgegen, als sie nach ihren Fähigkeiten mit in den Alltag integriert werden.

Auch hier gilt es, das Lager weiter zu befestigen, Nahrung und Medikamente zu beschaffen und die allgemeine Ordnung einer immer größer werdenden Gemeinde aufrechtzuhalten. Eine Rolle, die Rick aufgrund seiner Vorgeschichte wie auf den Leib geschneidert sein müsste. Aber dafür wäre es nötig, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, aber das ist vor allem für ihn leichter gesagt als getan. Den Verlust seiner Frau hat er noch immer nicht verwunden und die schizophrenen Phasen nehmen kein Ende. Der normale Alltag ist auch nichts mehr für ihn, vor allem, wenn man so sorglos mit dem eigenen Leben ist, wie die Bewohner Alexandrias. Dadurch entstehen endlich einmal Reibereien in dieser Idylle. Um seinen inneren Krieg zumindest etwas zu befrieden, versucht Rick zu helfen wo er kann. Doch auch das geht nicht immer gut.

Abraham unterdessen ist als Muskelprotz mit dem Trupp unterwegs, der für die Befestigung neue Betonplatten organisiert. In einer brenzligen Situation kommt es zu einem Konflikt, der zu viel gleichzeitig in Bewegung setzt, um nicht in einer dramatischen Eskalation zu enden. Gabriel, dem das Cover von „Kein Zurück“ gewidmet ist, hat unterdessen nur eine kurze Szene, in der er allerdings eine Eingebung von Gott erhält. Als offener Teil der Geschichte gestaltet sich die Beschaffung von Medikamenten von Glenn und Heath. Ungewollt machen sie nicht nur Beißer, sondern auch eine andere plündernde Gruppe auf sich aufmerksam. Deren Art und Weise, sich ihre Beute zu organisieren, ist ein krasser Gegensatz zu der Lebenssicht in Alexandria. Falls also dieser friedliebende Ort entdeckt wird …

In „Kein Zurück“ wird primär auf die bekannten Charaktere geblickt und inwieweit sie sich mit dem entspannten Leben zurück in einer einst so normalen und langweiligen Welt arrangieren und integrieren können. Die Spuren der Ereignisse sind bei jedem anders manifestiert und bringen die Charaktereigenschaften noch deutlicher zur Geltung. Sehr gut ist das auch in den Gesichtern, also der Mimik widergespiegelt. Dieses Mal sind die Zeichnungen wieder passend, die Gesichter wirken auch lebendiger und die Emotionen lassen sich gut ablesen. Zusätzlich gibt es jedoch auch so viele neue Figuren und Interaktionsmöglichkeiten, dass die knapp 130 Seiten der neuesten Ausgabe vieles thematisch nur anreißen können. Langsam werden es zu viele handelnde Personen, die dann auch noch weiterentwickelt werden müssen, ohne die globale Handlung zu vernachlässigen. Ein Spagat, der erst einmal gelingen muss, um den Leser bei der Stange zu halten. Durch die vielen Einzelszenen die allen gerecht werden sollen, ist der Comic viel zu schnell ausgelesen, ohne dass es einen großen Schritt in der Geschichte gegeben hätte. Im Mittelpunkt steht das Ankommen an einem friedlichen Ort, weg aus der Wildnis. Kein Blick zurück.

Fazit: „Kein Zurück“ beschreibt das Durchatmen der bisherigen Protagonisten an einem friedlichen Ort und das Kennenlernen von vielen neuen Personen in Alexandria. Im Mittelpunkt steht dieses Mal das einschneidende Erlebnis, wieder im Alltag anzukommen, ohne immer mit drei offenen Augen zu schlafen und ohne zu wissen, wann die Nahrung ausgeht. Aber nicht jeder kommt mit diesem Frieden zurecht, was neue Seiten und vor allem Abgründe aufzeigt. Wenig Gewalt und viele Worte gibt es im neuesten Band, der den Grundstein für viele weitere Ereignisse legt. Ein solides Werk, welches Fans der Comicreihe mehr als wohlwollend goutieren werden.

The Walking Dead 13: Kein Zurück
Comic
Robert Kirkman, Charlie Adlard, Cliff Rathburn
Cross Cult 2018
ISBN: 978-3-95981-907-7
132 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 8,99

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