The Dream-Quest of Unknown Kadath

Der Farb-Horror-Comic „The Dream-Quest of Unknown Kadath“ wurde von I. N. J. Culbard nach einer Geschichte von H. P. Lovecraft adaptiert, die auf Deutsch als „Die Traumsuche nach dem unbekannten Kadath“ erschienen ist. Die Queste ist ein phantastischer Parforceritt durch die Traumlande fast ohne gleichen. Doch was, wenn man schon die Originalgeschichte von Lovecraft kennt?

von Markus Kolbeck

Der Band umfasst rund 144 Seiten (Seitenangaben fehlen im Comic), lässt sich in rund 75 Minuten lesen und wurde 2014 beim Londoner Verlag SelfMadeHero in englischer Sprache als Softcover veröffentlicht. Wer auf diesen Comic aufgrund des Namens Lovecraft aufmerksam geworden ist, wird diesen Schriftsteller wahrscheinlich schon kennen. Für alle anderen: H. P. Lovecraft (1890-1937) ist ein renommierter Horrorautor, der zu seinen Lebzeiten kaum bekannt war, der aber mittlerweile seit einigen Jahrzehnten nachträglich zu Anerkennung als einer der wichtigsten Erzähler unheimlich-phantastischer Geschichten gekommen ist. Lovecraft war unter anderem durch das Werk von Lord Dunsany und Edgar Allan Poe beeinflusst. Der Comic-Zeichner I. N. J. Culbard ist preisgekrönt, unter anderem mit dem British Fantasy Award 2011 für seinen Comic „At the Mountains of Madness“ (ebenfalls adaptiert von der gleichnamigen Geschichte von Lovecraft).

Inhalt

„The Dream-Quest of Unknown Kadath“ handelt von Randolph Carter (einer Figur, die in Lovecrafts Werk häufiger auftaucht), der sich in den Traumlanden auf die Suche nach einer fabelhaften Stadt macht, von der er geträumt hat. Die Traumlande sind Menschen normalerweise nur über die eigenen Träume zugänglich. Sie sind eine pseudomittelalterliche Welt, pseudo weil es Fabelwesen, Magie und Götter gibt. Carter macht sich auf seiner Traumreise, die ihn über Land, über Wasser und durch die Luft führt, Freunde und Feinde. Langsam kommt er seinem Ziel näher, doch gerät er in Gefangenschaft, muss sich großen Gefahren widersetzen und wird durch Kreaturen der Traumlande wie die riesigen Gugs bedroht. Im Hintergrund scheint ihn eine unbekannte Macht zu belauern. Nicht alle wollen, dass Carter sein Ziel auch erreicht!

Kritik

Der Comic ist komprimierter als die zugrundeliegende Geschichte. Oft wird die Reise zwischen den verschiedenen Schauplätzen gerafft oder gleich übersprungen. Das dabei Zeit vergeht, wird durch kreative Sequenzen bebildert, zum Beispiel durch ein Segelschiff, mit dem Carter reist, das sich in verschiedenen Wetterlagen befindet. Von einer traumhaften Geschichte wie dieser hätte ich mir mehr Fantasie bei der Gestaltung der Zeichnungen gewünscht. So sind viele der Städte nur als einfarbige Silhouetten gezeichnet. Andererseits bleibt so auch viel Spielraum für die eigene Fantasie. Die Geschehnisse erschließen sich im Übrigen ausschließlich über die Bilder und die Dialoge, die Carter mit verschiedenen Figuren führt, wie Weise und Herrscher. Eine Erzählerstimme gibt es nämlich nicht.

Fazit: Der Comic ist zeichnerisch und handwerklich solide! Große Fantasykunst ist er aber wohl eher nicht. Ich hätte mir deutlich mehr Fantasie bei der Umsetzung der Zeichnungen gewünscht, denn gerade Lovecrafts Traumlande begrenzen selbige kaum oder gar nicht – nun denn. Falls man Lovecrafts Geschichte kennt, ist es von Vorteil, wenn Zeit seit dem Lesen vergangen ist. Dann sind zumindest Teile des Comics überraschend. Vor allem weil Lovecraft den Großteil der kreativen Vorarbeit geleistet hat, wie das Ausdenken der Traumlande, der Motive und der Handlung, gebe ich Culbards an sich gelungenem Werk nicht meine ganze Zustimmung! Es kann aber einem Phantastik-Fan durchaus Spaß machen.

The Dream-Quest of Unknown Kadath
Horror-Comic
I. N. J. Culbard
SelfMadeHero 2014
ISBN: 978-1-906838-85-0
144 S., Softcover, englisch
Preis: GBP 14,99

bei amazon.de bestellen