The Divine Chronicles 4: Erlösung

Mit letzter Kraft wird das Biest in Avriels Box gefangen. Aber der Preis ist hoch, Landon und Chavis werden mit in die Box gesogen, um auf immer gegen das Biest kämpfen zu müssen. Ein Ausweg ist schwierig gegen den Meister der Zeit, der seinerseits unbedingt entkommen will. Werden ihre Verbündeten in der realen Welt eine Lösung finden?

von Lars Jeske

Das Wichtigste vorab: Diese Übersetzung ist lesbar geraten. Das heißt die Wort- und Grammatikfehler beschränken sich auf das für ein Buch mit über 350 Seiten normale Maß und sind nicht so destruktiv ablenkend, wie im unmittelbaren Vorgängerband der Reihe. Dadurch steht die Geschichte glücklicherweise wieder im Mittelpunkt und man wird als Leser nicht unnötig abgelenkt und aus diesem hinreichend spannenden Werk in Michael Forbes Urban-Fantasy-Setting gerissen.
 
Zur weiteren Erleichterung haben die bisher lediglich durchnummerierten Kapitel mit diesem Band zudem auch Überschriften von Personen. Das hilft insofern, als dass sich die Sichtweise im Roman ändert. Bisher waren wir in den ersten drei Bänden als Leser immer an der Seite von Landon, nun wird auch aus der Perspektive anderer Hauptfiguren berichtet.  

Der Grund dafür liegt logischerweise in der bisherigen Handlung. Da wohl niemand mit dem viertenBuch einer Fortsetzungsserie einsteigt, hier ein kurzer Rückblick auf die jüngsten Geschehnisse. Das Böse schwappte in Form des Biestes über die Welt, und den zusammengewürfelten Protagonisten rund um die Diuscrius Landon und Charis blieb nur die Wahl, die legendenumwobene „Box von Avriel“ zu finden und auch zu reparieren – neben der Tatsache diese zu benutzen. Sie hilft, um, wie seinerzeit, den Kampf von Avriel und dem Biest unter Pari-Bedingungen in abgeschlossener Isolation abseits der menschlichen Welt auf einer Zwischenebene ohne Auswirkungen auf jegliches Leben auf der Erde austragen zu lassen. Zu dumm, dass sich Landon dabei dafür opfern musste, um erneut einen Gegenpart zum Biest auf die Waagschale zu legen. Ebenso wurde Charis mit in die Box gerissen und ist fortan an seiner Seite zu finden.

Dadurch, dass das Biest in der Box die Kontrolle über die Realität hat, übt er so oft es geht Vergeltung an den beiden für seine aktuelle Situation, wieder in der Box gefangen zu sein. Denn ihm gelingt es immer wieder, eine neue Realität in der Box zu erschaffen, in welcher er die beiden immer wieder auf bestialische Weise tötet. Nur um dann im Anschluss einen neuen Albtraum zu generieren, um die beiden wieder zu ermorden. Zuerst immer Charis, damit Landon deren Tötung mit ansehen und durchleiden muss. Immer und immer wieder. Um Landon zusätzlich zu zermürben, wird den beiden Diuscrius auch eine gemeinsame Tochter (die es abseits dieser erfundenen Episoden nicht gibt) beigestellt, die nach Möglichkeit auch in jeder neuen Inszenierung ermordet wird. Perfiderweise bleiben von jedem Durchlauf immer Bruchstücke haften, damit die Qualen umso unerträglicher werden.

Unterdessen versuchen ihre Mitstreiter außerhalb der Box, Mittel zu finden und Wege zu beschreiten, um Landon und Charis aus der Box zu befreien. Sie wollen ihnen die Ewigkeit unter Qualen ersparen, gleichzeitig das Biest jedoch nicht erneut freisetzen.

Als Grundkonzept des Buches ist diese Realitätsrücksetzungen in der Box eine stimmige Idee, die eine großartige Prämisse und genügend Spannung für den Hauptteil des Werkes anbietet. Der Leser bleibt aufgrund des Spannungsbogens dabei und fragt sich immer wieder, ob es gelingt, die beiden zu befreien, was diese Tochter darstellt oder ob das Böse wirklich aus der Welt fernzuhalten ist.

Alte und neue Charaktere runden das Ensemble der illustren Figuren ab, wodurch man sowohl einen Wiedererkennungswert als auch Neuerungen für dieses Gesamtsetting geboten bekommt. Leider sind nicht alle Verläufe der Handlung nachvollziehbar oder logisch erklärbar und auch sind ein paar der Szenen zu repetitiv, da man diese aus den bisherigen Bänden so oder so ähnlich auch bereits kennt. Eine andere Art von Zeitschleife. Vor allem wenn Charaktere anhand fadenscheiniger Begründungen (mal wieder) die Seiten wechseln oder die Beweggründe nicht nachvollziehbar sind, bekommt der Roman einen faden Beigeschmack. Als wenn in Summe für etwa 50 Seiten keine wirkliche Handlung eingefallen oder die Charakterentwicklung ins Stocken geraten wäre. Somit ist das Buch okay, aber nicht überragend.

Fazit: Die anfängliche Prämisse wurde in „The Divine Chronicles 4: Erlösung“ nicht optimal in Szene gesetzt und somit bei dieser dramaturgisch überaus interessanten Idee eine Menge Potenzial verschenkt. Die bekannten Charaktere dürfen wieder einmal mitwirken, ohne wirklich Neuerungen für den Leser bereit zu haben. Ohne wirkliches Highlight ist die Story dennoch in Ordnung und stilistisch solide umgesetzt. Keine außergewöhnliche Kost, aber für Fans oder bisherige Leser der Reihe hinreichend interessant, um kurzweilige Unterhaltung und Ablenkung aus der Welt zu bedeuten.  Für den Retardationsteil der Gesamtreihe annehmbar, nachfolgend muss aber wieder mehr Spritzigkeit kommen, um die verbliebenen Leser der Reihe für die nachfolgenden drei Bände weiter bei der Stange zu halten. Denn nichts ist schlimmer, als wenn das Ende der Welt bevorsteht und es keinen interessiert, ob oder wie es abgewendet werden kann.

The Divine Chronicles 4: Erlösung
Urban-Fantasy-Roman
Michael R. Forbes
Mantikore Verlag 2020
ISBN: 978-3-96188-104-8
386 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 13,95

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