Star Wars Unlimited: Erste Schlacht – Hoth

Die Schlacht um die Eiswelt Hoth – und ich frage mich: hat George Lucas bei dem Wortspiel wirklich gelacht? – ist nach dem Kampf um den ersten Todesstern vielleicht der berühmteste Schlagabtausch zweier Parteien innerhalb der „Star Wars“-Saga. Entsprechend gern und oft wurde dieser Kampf am Spieltisch umgesetzt, etwa als Hexfeld-Orgie 1988 von WestEnd Games oder 2012 als LEGO-Brettspiel. Nun hat sich Asmodee Hoth als Setting für ein Einführungs-Set ihres Sammelkartenspiels „Star Wars Unlimited“ ausgesucht. Also Schneeschuhe an und losgespielt.

von Bernd Perplies

Das Spiel kommt in einer hübsch designten und robusten Spieleschachtel daher, die mit 27x27x5 cm etwas kleinformatiger ist als der klassische 30x30 Spielekarton. Darin enthalten sind ein Spielplan, robuste (!) Papp-Schadensplättchen, zwei komplette 52-Karten-Decks, Spielregeln und noch ein bisschen begleitender Kleinkram, also wirklich alles, was man braucht, um zu zweit loszuspielen. Vor allem der Spielplan fällt sofort ins Auge, denn er ist aus robuster Pappe, sieht schick aus, enthält alle Spielzonen und obendrein noch eine Menge Kurzerklärungen, wozu die einzelnen Felder – Basis, Anführer, Weltraum, Boden, Deck etc. – dienen. Das hat mich spontan begeistert. 

Auch sonst ist alles sehr gut für Einsteiger vorbereitet. Das 8-seitige Regelwerk ist auf die nötigsten Grundregeln beschränkt, zudem gibt es noch knappe Übersichtskarten für den schnellen Zugriff während einer Partie. Die beiden Spieldecks sind thematisch rund um Leia und die Rebellen auf der einen Seite sowie Vader und das Imperium auf der anderen aufgebaut. Sie kommen vorsortiert an, denn wer gar keine Regeln lesen mag, der öffnet mithilfe eines QR-Codes ein Tutorial-Video im Netz, das einen durch die ersten Spielzüge führt. Um den vorsortierten Zustand jederzeit wieder herstellen zu können, sind die Karten von 1 bis 104 nummeriert. 

Das ist natürlich einsteigerfreundlich, aber es ist etwas nervig für Sammler von „Star Wars Unlimited“-Karten. Es sorgt nämlich dafür, dass jede einzelne Karte streng genommen ein Unikat ist. Es mag beispielsweise drei Exemplare der Karte „Gleiter der Renegaten-Staffel“ geben (und des Spielprinzips wegen befinden sich recht viele Karten doppelt und dreifach im Deck). Allerdings haben diese die Nummern 4, 17 und 34, womit sie für penible Sammler zu Varianten werden, die allerdings, wenn nach Nummer sortiert, im eigenen Sammelordner auch noch völlig chaotisch eingeordnet sind. Hier muss jeder Sammler selbst entscheiden, wie er damit umgeht.

Grundsätzlich ist das Set nämlich für Sammler eine wahre Freude. Alle enthalten Karten sind exklusive Specials, es gibt also keine einfachen Wiederverwertungen. Darüber hinaus sind die Illustrationen durch die Bank erfreulich hochwertig. Hier wurden talentierte Zeichner engagiert, die sich auch sichtlich Mühe gegeben haben. Das ist in den normalen Haupt-Sets, etwas „Legenden der Macht“, bei Weitem nicht immer der Fall! Für knapp 20 Euro ist das Set also für Sammler meines Erachtens ein sicherer Sofortkauf. 

Aber in einem Einsteiger-Set geht es natürlich primär um die Spielbarkeit. Wie genau das Spiel abläuft, dazu möchte ich an dieser Stelle nichts sagen. Die Spielregeln habe ich ausführlich in meiner Rezension zum „Star Wars: Unlimited – Der Funke einer Rebellion (Zwei-Spieler-Starter)“ vorgestellt. An diesen hat sich auch absolut nichts geändert. Knapp gesagt: „Star Wars Unlimited“ ist wirklich einsteigerfreundlich und schnell gelernt. Die Herausforderung besteht letztlich dann darin, aus den Karten, die einem zur Verfügung stehen, taktisch das Beste zu machen. In welcher Reihenfolge man welche Karten spielt und welche Effekte man damit auslöst, kann mitunter spielentscheidend sein, vor allem gegen Ende.

Das gilt auch in diesem Einsteiger-Set, wenngleich auf einem recht einfachen Niveau. So geht Asmodee hier spürbar zwei Schritte zurück und beschränkt etwa die Schlüsselwörter auf „Offensive“ (man bekommt einen Bonus beim Angriff), „Wachposten“ (muss zuerst zerstört werden, bevor andere Einheiten in der gleichen Zone oder gar die Basis attackiert werden dürfen) und „Wiederherstellen“ (heilt Basisschaden). Es gibt keinerlei Extra-Marker, weder die Macht noch Soldaten oder Jäger. Auch die Karteneffekte sind eher einfach gehalten und erfordern nicht viel Nachdenken – zumindest auf den ersten Blick.

Denn beim Spielen enthüllt sich ein tückischer Umstand: Dieses Einsteiger-Set ist nicht so fair gebalanced, wie man es vielleicht gern hätte. Das Imperium hat fast durchgehend die stärkeren Einheiten, bis hin zu schweren Brocken wie AT-ATs und Sternenzerstörern. Wenn der imperiale Spieler also nicht so dumm ist, sich auf Geplänkel mit Bodentruppen einzulassen, sondern stur und mit aller Macht die Basis angreift, wird er den Rebellenspieler höchstwahrscheinlich schlagen. Das passt zum Schlachtverlauf im Film „Das Imperium schlägt zurück“, ist aber natürlich für ein Einsteigerspiel eher unbefriedigend. Zumal der Rebellenspieler mit ständigem Mangel zu kämpfen hat: Er hat zu wenig Wachposten im Deck, zu wieder „Heiler“ und zu wenig Karten, die beispielsweise extra Ressourcen generieren und so einen Vorteil bieten könnten, weil man etwa Luke und Han schneller spielen kann als der Gegner seine hochgerüstete Kriegsmaschinerie.

Anders herum gesprochen bedeutet das, dass das Rebellendeck alles andere als „leicht“ zu spielen ist. Denn wenn man gegen Vader und seine Truppen siegen will, muss man sehr genau überlegen, welche Strategie man wählt. So empfiehlt es sich in meinen Augen beispielsweise, die Imperialen so konsequent wie möglich zu dezimieren, auch wenn man dadurch erstmal weniger Schaden an der feindlichen Basis anrichtet. Denn lässt man die Imps gewähren, wird ihr Schadenspotenzial rasch krass hoch, vor allem, wenn Vader selbst ins Spiel eingreift. Auch sollte man sich nicht verlocken lassen, Karten, die eine feindliche Einheit erschöpfen können, zu früh zu verheizen. Es ist viel wichtiger, kurz vor Ende einen AT-AT zu blockieren als zu Beginn einen Schneetruppler, überspitzt ausgedrückt. Insofern sollte sich gerade der Rebellenspieler sehr genau anschauen, welche Karten er zu Beginn sicher auf der Hand hat und die Möglichkeit eines Mulligans, also des optionalen erneuten Ziehens von 6 Karten, wirklich nutzen.

Es kann natürlich sein, dass blutige Anfänger das Problem nicht so haben, weil der imperiale Spieler sich auf Gefechte am Boden und im Raum einlässt. Aber selbst mein Sohn, der nicht viel Erfahrung mit „Star Wars Unlimited“ hat, weiß mittlerweile, dass es darum geht, die Basis zu zerstören. Mit diesem Wissen hat er als Imperialer mich mehrfach geschlagen. Und ich konnte nicht wirklich etwas dagegen tun. Das spricht schon für ein gewisses Ungleichgewicht im Deck-Design. Und das wiederum könnte Rebellen-Fans frustrieren.

Fazit: Sieht man davon ab, dass das Vader-Deck deutlich leichter zu spielen ist als das Leia-Deck, weil es einfach die stärkeren Einheiten hat, liegt mit „Star Wars Unlimited: Erste Schlacht – Hoth“ ein wirklich tolles Einsteiger-Set vor, das alles enthält, was man für erste Partien braucht und beispielsweise den alten „Star Wars: Unlimited – Der Funke einer Rebellion (Zwei-Spieler-Starter)“ in Sachen Qualität auch nochmal übertrumpft (robuster Pappspielplan, feste Papp-Spielmarker). Sammler erfreuen sich zudem an den zahlreichen exklusiven Karten, die überdies fast durch die Bank sehr schön aussehen. Bei dem sehr guten Preis von knapp 20 Euro, gibt es dafür von mir eine glatte Kaufempfehlung, auch wenn man kein Interesse an Sammelkarten hat und bloß ein kurzweiliges „Star Wars“-Kartenspiel sucht. Es würde mich freuen, wenn gelegentlich weitere thematische Sets – etwa zur Schlacht um Endor oder zum Kampf um Naboo – erscheinen würden.

Star Wars Unlimited: Erste Schlacht – Hoth
Kartenspiel für 2 Spieler ab 12 Jahren
FFG/Asmodee 2025
EAN: 0841333134471
Sprache: Deutsch
Preis: 19,99 EUR

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