Star Wars: Schurken, Rebellen und das Imperium

Am 23. Mai 1983 hatte die damals abschließende Episode „Return of the Jedi“ der spektakulären „Star Wars“-Saga in New York ihre Premiere. Passend zum 40-jährigen Jubiläum kam 2023 eine Reihe Comic-Sonderausgaben in den USA heraus, die hier jetzt – leicht verspätet – als dicker deutscher Sammelband vorliegen. Schauen wir mal, was sich Marvel zur Feier des Films ausgedacht hat.

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband vereint in deutscher Übersetzung die sechs englischsprachigen Jubiläumshefte „Return of the Jedi: Jabba’s Palace: The Four Favors“, „Return of the Jedi: Ewoks“, „Return of the Jedi: Lando“, „Return of the Jedi: Empire: Operation: Endor“, „Return of the Jedi: The Rebellion: The Kill Shot“ sowie „Return of the Jedi: Max Rebo: The Max Rebo Band“, die im Monatsabstand zwischen März und August 2023 erschienen sind. Im November 2023 wurde dann noch ein englischer Sammelband mit dem recht deskriptiven Titel „Scoundrels, Rebels and the Empire“ herausgebracht. Die deutsche Version aus dem Mai 2024, die wie immer im Softcover und limitierten Hardcover erschienen ist, orientiert sich daran.

Geschrieben und gezeichnet wurden die Comic-Ausgaben von sechs verschiedenen Teams, was für sehr unterschiedliche Erzählweisen und visuelle Erlebnisse sorgt. Alle Namen aufzuzählen, würde hier den Rahmen sprengen, zu den bekannteren Kreativen des Teams zählen vermutlich Jody Houser, Daniel José Older, Alyssa Wong und Rachelle Rosenberg. Ansonsten sind sehr viele neue Talente am Start, die sich dann teilweise ab 2024 auf verschiedene Comic-Reihen verteilt haben.

Inhaltlich bietet der Sammelband – man erkennt es schon an den Einzeltiteln – eine relativ bunte Mischung. Zweimal begeben wir uns in Jabbas Palast, zweimal geht es nach Endor, zweimal sind wir im All unterwegs. Auffällig ist dennoch, dass die Comics um die wichtigen Protagonisten der Saga eher einen Bogen machen. Stattdessen werden kleine Füll-Geschichten erzählt, die sehr in der Peripherie des Erzähl-Settings von „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ angesiedelt sind.

In „Vier Gefallen“ erfahren wir, warum der alte Dolmetscherdroide von Jabba in Ungnade gefallen ist. Im Film wird er gerade im Droidenfolterkeller des Palast zerstört, während C-3PO und R2-D2 ihren neuen Job beim Gangsterboss antreten. Die Geschichte erzählt von einer netten Intrige in Jabbas Palast, die einmal mehr zeigt, dass dort niemand niemandem trauen kann. Nachteilig auf das Ganze wirkt sich natürlich das vorhersehbare Ende aus.

„Ewoks!“ bringt die gleichnamigen Fellknäuel in ihrer Baumstadt auf Endor zusammen. Man erzählt sich beim Lagerfeuer drei sehr kurze Geschichten über Freundschaft, Mut (im Angesicht des Schreckens) und die Kraft einer Vision, doch das Ganze bleibt leider ziemlich banal, obwohl die Botschaft, wie sehr uns Erzählungen inspirieren können, sicher nett gemeint ist.

Die am Besten mit dem Kinofilm verbundene Story ist zweifellos die namens „Lando“, in welcher der gleichnamige Schurke zusammen mit Chewbacca auf der Suche nach Plänen für Jabbas Palast ist. Wozu er die genau braucht, sei mal dahingestellt – im Film schleicht sich keiner der beiden dort im Gemäuer herum –, aber immerhin wird der Versuch thematisiert, Han Solo zu retten. Abgesehen davon ist die Geschichte auch nett aufgebaut und inszeniert, und es gelingt binnen weniger Seiten, eine von Landos Verflossenen sympathisch einzuführen.

„Operation: Endor“ schlägt wieder in die Kerbe „kann man lesen, muss aber nicht sein“. Ein junger Techniker eines vom Imperium in Dienst gepressten Unternehmens fliegt nach Endor, um dort Kommunikationssysteme zu vernetzen. Dabei eckt er mit seiner naiven Art überall an und stolpert zudem über Informationen, die er nicht haben sollte. Das Ganze endet nicht gut für ihn, die Botschaft des Finales ist durchaus nicht ohne schwarzen Humor. Alles in allem ist die Geschichte gar nicht schlecht erzählt, aber da nicht mal eine Nebenfigur des Kinofilms auftritt, liegt darin nur bedingt Nährwert – insbesondere im Rahmen so eines Jubiläumsbandes.

Nach dem Ausflug zum Imperium geht es mit „Der Todesschuss“ auf die Seite der Rebellen. Wenige Tage vor der Schlacht um Endor mehren sich Gerüchte, dass ein Attentat auf Mon Mothma durchgeführt werden soll. Obwohl sich die Allianz-Anführerin (etwas unglaubwürdig) dagegen sträubt, Ressourcen für entsprechende Nachforschungen zu binden, schickt Admiral Ackbar zwei seiner besten Leute – Kes Dameron und Shara Bey, als Eltern von Poe Dameron ein beliebtes Bindeglied zwischen der klassischen und der Sequel-Filmtrilogie – los, um der Sache auf den Grund zu gehen. Wenn man genauer darüber nachdenkt, ergibt die Handlung nicht so wirklich Sinn. Immerhin aber tauchen bekannte Gesichter wie Mon Mothma und Ackbar auf.

Zum runden Ende geht es zurück in Jabbas Palast. Netter Gag: Das erste Panel der Geschichte mit dem Titel „Die Max Rebo Band“ ist ein direkter Bezug zur ersten Story in diesem Band. Danach folgt eine etwas eigentümlich nachdenkliche Abhandlung über das Leben mit dem Tod, dem sich der melancholisch wirkende Max Rebo ausgesetzt sieht. Letztlich läuft es aber auf ein Beobachten des Geschehens während der Filmhandlung aus anderer Perspektive hinaus. Irritiert wird der Alt-Fan nebenbei, weil sich die Kreativen für eine sehr seltsame Anatomie der ortolanischen Spezies entschieden haben. Es stimmt, dass selbige im neuen Kanon nach wie vor unklar war (nur in den Legends sind die Ortolaner eindeutig elefantenähnliche Humanoide), aber es ist dennoch eine unnötige Neuinterpretation.

Am Ende steht eine wirklich umfangreiche Cover-Galerie, die sehr schön anzusehen ist, auch wenn jeweils vier Cover pro Seite abgebildet wurden.

Fazit: In Summe bleibt ein gemischtes Gefühl nach der Lektüre zurück. Während die meisten der Geschichten mit namhaften Protagonisten punkten, bleiben die ganz großen Namen – just Luke, Han, Leia, die das Cover zieren, oder auch Vader, Moff Jerjerrod oder der Imperator – außen vor. In ein paar Fällen werden immerhin Schicksale von Nebenfiguren beleuchtet, in anderen bleibt der Bezug zum Kinofilm „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ rein aufs zeitliche und räumliche Setting beschränkt. Der Unterhaltungswert schwankt von gut („Lando“) bis sehr mäßig („Ewoks!“). So bleibt am Ende eine Anthologie im gehobenen Mittelfeld, die vielleicht darunter gelitten hat, dass mit „From a Certain Point of View: Return of the Jedi“ ebenfalls im Jubiläumsjähr ein fetter Kurzgeschichten-Band bei Random House erschienen ist, der viele mögliche Geschichten und Protagonisten „weggeschnappt“ hat.

Star Wars: Schurken, Rebellen und das Imperium
Comic
Marc Guggenheim, Jody Houser, Rachelle Rosenberg u. a.
Panini Comics 2024
ISBN: 978-3-7416-3797-1
208 S., Softcover, deutsch
Preis: 25,00 EUR

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