DSA 147: Drachenschatten II: Der Nabel der Welten

Der Umbilicus, das geheimnisvolle Artefakt der Hesindekirche, ist verloren. Im Kampf gegen den Drachenkult und deren echsische Anführerin konnten die Magierin Avesa, der Streuner Dartan und der Gossenmagier Gorodez nur knapp dem Tode entrinnen. Um das Artefakt wieder zu erlangen und die Pläne der Drachenkultisten zu durchkreuzen, entwickeln die drei einen riskanten Plan, der sie mitten unter ihre Feinde führen wird. Sie ahnen jedoch nicht, dass die Kultisten schon davon ahnen und ihnen eine gefährliche Attentäterin entgegensenden. Und auch ein weiterer Spielstein bewegt sich, der nicht auf ihrer Seite zu stehen scheint.

von Ansgar Imme

Der zweite Teil der Geschichte „Drachenschatten“ von Michael Masberg bringt die Geschichte aus den zwei Zeitebenen zu einem Ende. Der Zweiteiler dient dabei als Vorgeschichte, Hintergrund und Verbindung der vierbändigen Rollenspiel-Kampagne zur „Drachenchronik“ und zum Computerspiel „Drakensang“. Michael Masberg sollte jedem halbwegs aktiven „DSA“-Spieler ein Begriff sein, da er die letzten Jahre an allen wichtigen Spielhilfen, mehreren Anthologien sowie Abenteuern beteiligt war.

Zum Inhalt

Der sogenannte „Verkünder“ des Drachenkults hat die Gruppe aus der Magierin Avesa, ihrem Liebhaber und Gardisten Horadan, dem Magier Gorodez und dem alten Freund Avesas aus Jugendtagen – Dartan – ausgeschaltet, schwer verletzt und einen der ihren sogar getötet. Doch die Verbliebenden geben nicht auf und schmieden einen besonderen Plan, in die Mitte des Kults vorzudringen und den Umibilicus zurückzuerobern. Die gefährlichste Aufgabe kommt dabei Avesa zu, die sich dazu in die Hände der gefürchteten und berüchtigten Königin der Unterwelt Vinsalts – Niam von Bosparan – begeben muss. Doch kann man dieser trauen? Nichtsahnend, dass auch ihre Widersacher vom Drachenkult ahnen, dass sie überlebt haben, machen die Gefährten sich auf den Weg in das Zentrum der Umtriebe. Doch das Ritual des Kults scheint schon weit fortgeschritten.

Zeitgleich hat sich auch der Draconiter Borson Erantes etwas von seinen schweren Verwundungen erholt, die ihm durch Flammen aus seinen eigenen Händen und dem Inneren widerfahren sind. Er bittet um eine Audienz bei der Erhabenen Magisterin der Magister und berichtet ihr von seinen Visionen von schuppenden Wesen am Himmel, brennenden Städten und gar Flüssen sowie Chaos, welches die Welt ergreift. Auf ihren Rat begibt er sich nach Silas, wo einst der Heilige Geron den Umbilicus barg, ehe er diesen nach Kuslik brachte. Doch auch die Weißmagierin Praiodane Almira Werckenfels und ein Inquisitor begleiten ihn, um den Magier Gorodez zu fassen, der aufgrund mehrerer Taten gesucht wird. Doch die Kräfte in Borsons Inneren lassen sich kaum noch beherrschen.

Etliche Jahre vor der Zeit der beiden obigen Handlungen begleitet man erneut den Magier Killgorn von Punin, der in die geheimnisvollen Pläne des Erzmagiers Taphîrel eingebunden ist und auf die mysteriösen Menacoriten trifft, die den Limbus, den Zwischenraum zwischen den Sphären, bewachen. Doch einer unter diesen scheint falsch zu spielen, sodass Killgorn ein Bündnis mit seiner ehemaligen Geliebten Kiranya von Kutaki sucht. Gemeinsam mit ihr und dem Abtprimas der Draconiter stellen sie sich in einer waghalsigen Aktion den verbliebenden Menacoriten entgegen. Doch dann entfaltet sich erst der Plan des Gegners.

Bewertung

Nachdem der erste Band nach einer etwas langsamen Einführung dann rasant seinen Lauf genommen hatte, steht der zweite Band dem in nichts nach, nur dass hier keine lange Einführung mehr nötig ist. Der Cliffhanger des ersten Bandes wird zu Beginn gleich aufgelöst, und die Handlung lässt dann sowohl den Protagonisten als auch dem Leser eine kurze Verschnaufpause, in der die Ausgangsphase aller Parteien neu strukturiert wird. Danach geht es mit Spannung und Tempo weiter, bei dem mal die eine und mal die andere Partei einen Vorteil gewinnt und somit der Leser nicht vor Überraschungen gefeit ist. Vor allem der Part um den Magier Killgorn in der Vergangenheit nimmt endlich Fahrt auf, und es klärt sich langsam, was hinter alldem steckt. Schön und auch überraschend ist hier zudem die Auflösung am Ende des Romans, wie diese Handlung mit den Ereignissen Jahre später verbunden ist.

In den Beschreibungen erkennt man ansonsten, dass Michael Masberg sich in der Welt des „Schwarzes Auges“ und in Aventurien auskennt. Sowohl die Beschreibungen der Städte, die unterschiedlichen Merkmale verschiedener Spezies und vor allem der gute Einbau der Magie lassen Spieler tief in die Welt eintauchen. Allerdings ist hier auch anzumerken, dass die beiden Romane eher für Kenner der Welt des „Schwarzen Auges“ geeignet sind, da diese Beschreibungen von Gegenden oder die Umsetzung von Zaubersprüchen wesentlich besser einzuschätzen wissen als Neulinge, die an vielen Stellen die Hintergründe der Handlung und viele Erklärungen wohl eher verwirrend finden.

Von der großen Figurenriege bleiben vor allem Avesa und Gorodez sowie zum Teil Killgorn im Gedächtnis hängen, wobei vor allem bei Avesa eine Entwicklung zu beobachten ist. Auch wenn Avesa die Hauptfigur zu sein scheint, so kann gerade Gorodez immer wieder punkten. Sein übertriebenes Selbstvertrauen wird dabei allerdings regelmäßig ordentlich zurechtgestutzt. Killgorn bleibt dagegen immer nur ein halber Sympathieträger, da doch eine gewisse Arroganz aus ihm spricht. Etwas schade ist, dass sein späteres Schicksal eher im Nebensatz geklärt wird, wobei man sich hier als Leser mehr gewünscht hätte. Aber vielleicht wollte der Autor hier auch noch die Möglichkeit für weitere Romane lassen, da ja auch zu seinem Schüler Gorodez nicht so viel aus der Vergangenheit bekannt ist. Die anderen Nebenfiguren werden mal mehr und mal weniger genau charakterisiert, passen sich aber gut in die Handlung ein, ohne zu sehr als reine Stichwortgeber zu agieren. Für „DSA“-Kenner ist natürlich das Auftreten etlicher Prominenter aus dem Rollenspiel eine schöne Überraschung.

Zu loben ist zudem, wie im ersten Band, der Anhang des Bandes mit einem ausführlichen Glossar wichtiger Begriffe, einer Erklärung von Zaubersprüchen sowie Angaben zu Götter- und Dämonennamen, Währung, Maße und Zeitangaben.

Fazit: Eine gute Fortsetzung, die das Niveau des ersten Bandes hält und an manchen Stellen sogar noch etwas übertrifft sowie vor allem einiges an Magie und „Effekten“ bietet. Interessante Charaktere, eine spannende Handlung, oft mit einer Prise Humor versehen, und ein Höhepunkt zum Ende machen eine Empfehlung leicht (wobei man natürlich den ersten Band gelesen haben sollte)!

Drachenschatten II: Der Nabel der Welten (DSA-Roman Nr. 147)
Rollenspiel-Roman
Michael Masberg
Ulisses Spiele 2013
ISBN: 3890641598
380 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 11,95 / EUR 9,99 (EPUB)

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