Star Wars Marvel Comics-Kollektion 20: Poe Dameron – Schwarze Staffel

Luke Skywalker, Han Solo, Lando Calrissian, Wedge Antilles – die Helden der „Star Wars“-Saga sind allesamt Top-Piloten. Diese Tradition setzt sich natürlich auch in „Das Erwachen der Macht“ fort. Der beste Pilot der Galaxis heißt hier Poe Dameron, ein junges Flieger-Ass, das ein direkter Nachkomme von Wedge sein könnte. Im Auftrag des Widerstands fliegt er tolldreiste Missionen, doch seine größte Mission beginnt in Ausgabe 20 der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“: die Suche nach Luke Skywalker!

von Frank Stein

Der vorliegende, 146-seitige Hardcoverband versammelt die US-Comic-Bände „Poe Dameron #1-6“, die zwischen April und September 2016 erschienen sind und zwei Dreiteiler – „Black Squadron #1-3“ und „Lockdown #1-3“ sowie den One-Shot „SaBBotage“ umfassen. Auf Deutsch ist die Sammlung bereits als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband im April 2017 herausgekommen. „SaBBotage“ war darin nicht enthalten. Diese Story fand sich allerdings bereits in „Star Wars Magazin #23“, das im November 2017 bei Panini zu erwerben war. Soll heißen: Der vorliegende Band bietet etwas mehr als die Sonderband-Ausgabe und das im Hardcover bei einem Aufpreis von 1 Euro (im Vergleich zum 2017er-Softcover).

Der rote Faden der ersten zwei Abenteuer, die das Piloten-Ass mit seiner handverlesenen Truppe bestehen muss, ist der Versuch, dem Aufenthaltsort von Luke Skywalker näher zu kommen. Da sich der Jedi bereits seit Jahren im Verborgenen aufhält, ist eine direkte Suche unmöglich. Stattdessen muss der Forscher Lor San Tekka gefunden werden – das ist der alte Mann, den Poe Dameron ganz zu Beginn von „Das Erwachen der Macht“ in dem Dorf trifft, das kurz darauf von der Ersten Ordnung dem Erdboden gleichgemacht wird. Es heißt, dass es keinen heiligen Ort und keinen Jedi-Tempel gibt, den Lor San Tekka nicht besucht hat. Wenn jemand weiß, wo sich Skywalker versteckt, dann er. So zumindest glaubt es General Leia Organa, die Anführerin des Widerstands, die Poe Dameron entsendet, um ihren Bruder aufzuspüren.

Mit seinen Pilotenfreunden Snap Wexley (der jugendliche Held aus der Roman-Trilogie „Star Wars – Nachspiel“), Karé Kun, L'ulo, Jess Pava (wir kennen sie als Luke-Fan aus dem Jugendroman „Star Wars: Die Waffe eines Jedi“) und dem Techniker Oddy Muva macht sich Dameron an die Arbeit. Ihr erstes Ziel ist eine Enklave religiöser Einsiedler, die ein mystisches Riesen-Ei bewachen und verehren. Natürlich ist Lor San Tekka nicht mehr dort, dafür taucht das Imperium auf und ein wunderbarer neuer Antagonist namens Agent Terex hat seinen Auftritt, eine Art imperialer Errol Flynn. Wenig verwunderlich gerät die Lage außer Kontrolle, wobei die Story am Ende sehr … eigenwillig wird.

Im zweiten Abenteuer verschlägt es die Piloten um Dameron in ein privat geführtes Gefängnis, wo er sich mit dem Hutten Grakkus treffen muss, der ein großer Fan von Jedi-Artefakten ist (das wissen wir aus „Star Wars Marvel Comics-Kollektion 5: Showdown auf dem Schmugglermond“, wo er auch schon auftrat). Doch die Verhandlungen nehmen eine unerfreuliche Wende, als erneut Agent Terex auf der Bildfläche erscheint. Plötzlich sehen sich Dameron und die anderen gezwungen, sich einen Weg aus dem Gefängnis freizukämpfen. Zum Glück hat der Top-Pilot ein kleines, kugelförmiges Ass im Ärmel.

Es ist schön, dass sich „Star Wars“ nach langen Jahren der Jedi-Übermacht im alten Expanded Universe mit Beginn der Ära Disney wieder verstärkt den „einfachen Helden“ zugewandt hat, die schon immer ihren Teil zur Saga beigetragen haben. Charmante Schurken, mutige Piloten, sinistre Agenten – davon kann man nie genug haben. Dabei gefallen hier insbesondere die Verbindungen, die zum Film „Das Erwachen der Macht“ und seinen Begleitwerken gezogen wurden. Aber auch die neuen Figuren – insbesondere der unangepasste Agent Terex, der, einem CIA-Operative im Feld ähnlich, eher mit Verbrechern Deals macht als sich an offizielle Prozeduren zu halten – funktionieren sehr schön.

Optisch gehört „Schwarze Staffel“ auf jeden Fall zu den besseren „Star Wars“-Comics. Phil Noto versteht sein Handwerk einfach. Die Figuren sind sehr gut zu erkennen und liegen deutlich im Fokus der Panels. Die Hintergründe wirken dagegen etwas detailarm, was aber nicht stört. Störend sind eher der ein oder andere Story-Ausrutscher von Autor Charles Soule. Gerade das Finale des ersten Abenteuers ist ein ziemlich großer WTF-Moment und nicht im positiven Sinne. Überhaupt hat man das Gefühl, dass sich Soule passagenweise eher an George Lucas' Vorbildern, wie dem „Flash Gordon“-Serial orientiert hat, als an „Star Wars“ selbst. Dass das Ganze dennoch zum Lesespaß wird, liegt vor allem an den Charakteren und hier insbesondere der treffsicheren Inszenierung von Poe Dameron.

Als Nachtisch gibt es mit „SaBBotage“ eine kleine, süße Geschichte um BB-8, der beherzt nachhilft, damit ein schüchterner Widerstandspilot und eine ebenso schüchterne Technikerin zueinander finden. Die Zeichnungen mögen eher schlicht sein, aber die Handlung selbst ist immerhin herzerwärmend.

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort ordnet die „neue“ Reihe um Poe Dameron in den „Star Wars“-Kontext ein, begleitet von einem Variant-Cover von „Star Wars: Princess Leia #1“, das überhaupt keinen inhaltlichen Bezug hat, aber hübsch aussieht. Die Cover-Galerie am Ende bietet alle 6 Comic-Cover von Phil Noto.

Fazit: Der Einstieg in die Abenteuer von Poe Dameron macht auf jeden Fall Laune – aber man muss als Leser zwei, drei ungewöhnliche Story-Entscheidungen verdauen. Die interessanten Figuren und das gelungene Artwork von Phil Noto helfen dabei, über einzelne Handlungsschwächen hinwegzusehen. Alles in allem ein lesenswerter Anfang.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 20: Poe Dameron – Schwarze Staffel
Comic
Charles Soule, Philo Noto
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-2675-0
146 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 15,99

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