Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 5 – Padawan oder Piratin?

Der Jedi-Orden ist seit jeher eher streng, asketisch und vielleicht ein bisschen freudlos. Ein Wunder, dass trotzdem so viele Padawane bei der Stange bleiben, obwohl in jungen Jahren die Hormone verrückt spielen und man nichts als Abenteuer, romantischer wie dramatischer Natur, sucht. Sav Malagán gehört nicht zu dieser disziplinierten Sorte. Die Burg der Piratin Maz Kanata auf dem Planeten Takodana zieht sie daher geradezu magisch an. Und dann überschlagen sich die Ereignisse …

von Frank Stein

Die 15-jährige Savina Besatrix Malagán ist Padawan im Jedi-Tempel auf Takodana. Ihr Meister ist ist so trocken wie altes Knäckebrot und der Jedi-Orden mit all seinen Geboten hängt ihr eigentlich gehörig zum Hals heraus. (Warum sie trotzdem noch nicht ausgesiebt wurde, weiß nur Autor Daniel José Older.) Wie verführerisch wirkt da die Festung der berühmten Piratin Maz Kanata – wir kennen sie alle aus „Episode VII“ als Freundin von Han Solo. Da wird gefeiert, wilde Geschichten werden erzählt und gelegentlich sprechen auch mal die Fäuste. Und die bunte Riege exzentrischer Gestalten ist so viel spannender als alle Robenträger im Tempel. Findet Sav, weswegen sie sich regelmäßig bei Maz einschleicht, zuhört und auch mal Schabernack treibt.

Dann jedoch kommt sie per Zufall einer Verschwörung auf die Spur. Gegner von Maz wollen ihr ihre Festung und am besten gleich ganz Takodana abjagen. Das lässt sich die kleinwüchsige Powerfrau natürlich nicht bieten und geht mit einem Kreis enger Freunde in die Offensive. Und für Sav wird ein Traum wahr: Sie darf mitkommen! Dass die Mission ziemlich außer Kontrolle gerät, versteht sich wohl von selbst.

Mit dem fünften Band der „Abenteuer“-Reihe erreichen wir Phase II von „Die Hohe Republik“, was etwa 150 Jahre vor Phase I angesiedelt ist und 380 Jahre vor der Schlacht um den ersten Todesstern. Insofern darf man nicht viele alte Bekannte auf den Seiten erwarten, aber was den Machern möglich war, haben sie genutzt. Sav Malagán war als reife Jedi bereits in Phase I mit von der Partie und verteidigte Takodana gegen die Nihil. Hier ist sie eine junge, tatendurstige Padawan, die sich erste Sporen an der Seite von Maz Kanata verdient. Die haben wir, wie gesagt, schon in „Episode VII“ kennengelernt. Außerdem ist ein eher unerwarteter Nebencharakter mit von der Partie: Dexter Jettster, der schmerbäuchige Besalisk, der in „Episode II“ auf Coruscant ein Diner führt und Obi-Wan gute Tipps auf der Suche nach den Kaminoanern geben konnte. Woher er so viel über die Galaxis weiß? Hier wird es enthüllt, denn bevor er zum Burgerbrater und Pommesfrittierer wurde, war er ein legendärer Prospektor und überall am Rand unterwegs.

Diese drei – und ein paar Neuzugänge – stürzen sich ins Abenteuer, das für sich genommen eher mäßig originell ist. Piraten hier, Piraten da, man entert, kämpft, das Schlachtenglück wandelt sich alle paar Seiten. Da stecken durchaus Kurzweil und Tempo drin, das nur dann und wann herausgenommen wird, um identitätsstiftende Gespräche unter Pubertierenden einzubauen. Klar übrigens, dass Sav auf Mädels steht und ein anderer Pirat in einen Piratenjäger verliebt ist. Nicht dass die Liebe irgendeine Bedeutung für den Plot hätte, aber wenn, dann bitte – ganz dem modernen Disney-Diktat für „Star Wars“ folgend – gleichgeschlechtlich. Dieser Haken ist ebenso gesetzt wie „starke junge Frau, die alten fiesen Knackern die Stirn bietet“. (Zugegeben, das hat „Star Wars“ schon, seit Prinzessin Leia gegen Vader aufbegehrt hat.)

Toni Bruno (Illustrationen) und Michael Atiyeh (Farben) kleiden das Ganze in fröhlich bunte und actionreiche Optik, weder stilistisch mies noch herausragend, gute Massenware, möchte man sagen. Regelrecht wuchtig kommen dagegen die Cover von Harvey Tolibao daher, die – erfreulich als kurze Atempausen in die Handlung eingefügt – ein Epos versprechen, das leider von der Handlung so nicht eingelöst wird.

Die Verbindungen zu den restlichen Geschichten von Phase II ist übrigens dünn wie ein Bindfaden. Der Comic hat keinerlei Berührungspunkte etwa zu „Die Suche nach der verborgenen Stadt“ oder „Pfad der Täuschung“. Einzig die Tatsache, dass es die Helden am Ende nach Jedha verschlägt, stellt eine Verbindung mit dem zentralen Werk „The High Republic: The Battle of Jedha“ her, wo vieles zusammenläuft, was vorher noch einzeln für sich stand. Dabei ist das Ende auf Jedha übrigens offen, man muss also weiterlesen, wenn man erfahren will, wie Savs Abenteuer ausgeht.

Fazit: Wer „Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer“ bislang gelesen hat, erhält hier ein Jugendabenteuer der Jedi Sav Malagán, die lieber Piratin als Padawan sein will. Allerdings kann man auch ohne Vorkenntnisse einsteigen, denn die Story kommt ohne große Bezüge aus und erzählt für sich ein kleines, temporeiches Abenteuer am Rand der Galaxis. Die Geschichte unterhält durchaus, die Zeichnungen sind gutes Mittelmaß. Begeisterungsstürme rufen jedoch weder das eine noch das andere hervor. Am meisten Spaß haben vielleicht junge Mädchen an der Lektüre, die in der mutigen und auch mal frechen Jedi-Anwärterin Sav eine Identifikationsfigur finden. Erwachsene Fans verpassen sowohl generell was „Star Wars“ angeht als auch speziell Phase II von „Die Hohe Republik“ (bisher) wenig, wenn sie den Comic links liegen lassen.

Star Wars – Die Hohe Republik: Abenteuer 5 – Padawan oder Piratin?
Comic
Daniel José Older, Toni Bruno, Michael Atiyeh
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3559-5
100 S., Softcover, deutsch
Preis: 14,00 EUR

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