Star Wars Comic-Kollektion 120: Agent des Imperiums – Doppeltes Spiel

Das war’s. Es ist vorbei. 120 Bände lang hat die „Star Wars Comic-Kollektion“ neuen Fans und alten Sammlern die besten Werke der Ära Dark Horse präsentiert, von „Dark Empire“ bis „Crimson Empire“, von „Knights of the Old Republic“ bis „Legacy“, von den Film-Adaptionen bis zur „Infinities“-Trilogie. Zum Abschluss wird nochmal ein Doppelschlag geboten, der es in sich hat.

von Frank Stein

Es war nicht alles gut, was Dark Horse in seiner Zeit als Besitzer der „Star Wars“-Comic-Lizenz (1991 bis 2014) gemacht hat, aber man muss ihnen schon zugestehen, dass sie verdammt viele Volltreffer gelandet haben. Ein paar wurden im Teaser schon genannt. Spannende, oftmals moralisch durchaus ambivalente Charaktere, die das Expanded Universe bereichert haben, und dramatische Geschichten, die auch ohne die Superwaffe des Monats zu fesseln vermochten, waren die Markenzeichen vieler Comics. Im vorliegenden letzten Band zeigt sich Dark Horse noch einmal  von seiner besten Seite. Und auch wenn ich ein paar der Lücken, die in der „Star Wars Comic-Kollektion“ verbleiben (man hätte sich etwa eine komplette Übersetzung der „X-Wing“-Comics gewünscht) beklage, muss ich sagen, dass für den Abschlussband genau die richtigen Geschichten ausgewählt wurden!

Der rekordverdächtig umfangreiche 194-Seiten-Band enthält einerseits den Fünfteiler „Agent des Imperiums – Doppeltes Spiel“ und andererseits den dreiteiligen Abschluss der „Star Wars: Republic“-Reihe mit „Der unsichtbare Feind“. „Doppeltes Spiel“ war in den USA ursprünglich als „Hard Targets“ zwischen Oktober 2012 und Februar 2013 erschienen und auf Deutsch bislang nur als „Star Wars Sonderband #79“ (April 2014) erhältlich gewesen. „Der unsichtbare Feind“ kam als „Hidden Enemy“ im Januar und Februar 2006 in den USA heraus, auf Deutsch konnte man die Geschichte tatsächlich schon drei Mal erwerben, als „Star Wars Sonderband #31: Klonkriege VIII“ im April 2006, als fetter Sammelband „Klonkriege Premium III“ im November 2007 und dann nochmal als Sonderband-Reprint „Clone Wars #8“ im März 2010. (Auch schon wieder elf Jahre her – die verdammte Zeit fliegt einfach so dahin).

In „Doppeltes Spiel“ erleben wir das zweite (und letzte) Abenteuer des imperialen Spions Jahan Cross, erneut geschrieben von John Ostrander und gezeichnet von Davidé Fabbri. Drei Jahre vor der Zerstörung des ersten Todessterns richtet das Imperium seinen Blick auf den Planeten Serenno. Von dort stammte einst Count Dooku, der allerdings den Titel nach dem Tod seines Bruders – des „echten“ Counts – an sich gerissen hatte, da der Thronfolger, sein Neffe Adan, noch zu jung zum Regieren war. Nach dem Tod Dookus über Coruscant wurde Adan Count Dooku von Serenno. Der ist neuerdings irgendjemandem ein Dorn im Auge, weswegen er einem Attentat zum Opfer fällt. Danach gilt es, einen neuen Regenten zu wählen – und natürlich hat das Imperium einen Favoriten. Jahan Cross soll dafür sorgen, dass dieser das Amt erhält.

Doch je mehr Cross über die Hintergründe des Geschehens erfährt, desto mehr missfällt ihm der Job, zu dem man ihn gezwungen hat. Und er beginnt seine eigenen Ziele zu definieren, um unter anderem eine Freundin und den zehnjährigen Sohn Adans zu retten. Dafür muss er mitunter große Risiken eingehen, die noch größer werden, als Kopfgeldjäger Boba Fett in die Angelegenheit verstrickt wird. Action und Intrigen prägen die Geschichte, die einen Jahan Cross präsentiert, der sich als echt grenzwertig skrupellos erweist. Ein Anti-Held, dessen Taten man sich als Leser nur dadurch schönreden kann, weil die Menschen um ihn herum noch böser sind.

Ein Anti-Held steht auch in der zweiten von John Ostrander verfassten Geschichte im Zentrum. Quinlan Vos, der die „Republik“-Comic-Reihe wie kaum eine andere Figur (Aayla Secura vielleicht ausgenommen) prägte, tritt in „Der unsichtbare Feind“ ein letztes Mal auf, einmal mehr von Jan Duursema eindrucksvoll ins Szene gesetzt. Die Geschichte spielt auf Kashyyyk zum Zeitpunkt der Order 66 und vom ersten Panel an weht ein Hauch von Wehmut und Abschied durch die Seiten. Einmal noch muss Quinlan kämpfen, um sich selbst und seine von der dunklen Seite immer wieder verführte Seele zu retten. Dann darf er Frieden finden. Wunderschön, wenn unter dem letzten Panel ENDE steht und nicht nur eine große Saga, sondern auch eine große Sammlung ihren Abschluss findet.

Um diesen Band 120 voll und ganz genießen zu können, sollte man ihn nicht isoliert lesen. Natürlich bietet die Einleitung und Einordnung am Anfang ein wenig Kontext. Dennoch kann ich nur empfehlen, vorher die Bände „Agent des Imperiums: Eiserne Finsternis“ (SWCK 103) sowie „Das dunkle Portal“ (SWCK 101), „Das Jedi-Ritual“ (SWCK 117), „Klonkriege: Licht und Schatten“ (SWCK 116) und „Waffenbrüder“ (SWCK 64) gelesen haben (letztere in eben dieser Reihenfolge, da hat Panini leider chronologisch völliges Chaos produziert).

Zum Abschluss findet sich ein letztes Mal eine Covergalerie am Bandende, erneut vollständig, was dem insgesamt guten Eindruck noch ein Sahnehäubchen draufsetzt.

Fazit: Die „Star Wars Comic-Kollektion“ mag nicht alles richtig gemacht haben. Reihenfolgen von Comics wurden vertauscht, am Ende fehlten noch ein paar Sachen, mitunter waren Covergalerien unvollständig und Bonusmaterialtexte eher oberflächlich. Aber unterm Strich wurden doch sehr viele verdammt gute Comics erneut und zum guten Preis den Fans verfügbar gemacht. Der letzte Band bringt noch zwei Reihen um Abschluss – „Agent des Imperiums“ und „Republik“. Dabei stehen zwar keine namhaften Filmhelden im Fokus, aber irgendwie passt es schon, dass die Schlussworte sozusagen Quinlan Vos spricht, der zu den ganz wichtigen Charakteren aus der Feder der Dark-Horse-Kreativen zählte. Ein toller Band, wenn er auch optimalerweise mit Vorwissen aus einigen anderen Comics genossen werden sollte.

Star Wars Comic-Kollektion 120: Agent des Imperiums – Doppeltes Spiel

Comic
John Ostrander, Davidé Fabbri, Jan Duursema
ISBN: 978-3-7416-2135-2
194 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,99

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