von Frank Stein
Die 120 Ausgaben umfassende „Star Wars Comic-Kollektion“, die sich zur Aufgabe gemacht hat, möglich viele (leider nicht alle) Comics aus der alten Dark-Horse-Zeit in schicker Aufmachung erneut zur Verfügung zu stellen, strebt mit Ausgabe 116 ihrem Ende entgegen. Der vorliegende, 188 Seiten umfassende Hardcoverband versammelt dabei ein scheinbar buntes Sammelsurium an Geschichten, namentlich „Shaak Ti“ (engl. „Star Wars: Jedi: Shaak Ti“, Mai 2003), „Licht und Schatten“ (engl. „Star Wars: Republic 54“, Juni 2003), „Aayla Secura“ (engl. „Star Wars: Jedi: Aayla Secura“, August 2003), „Count Dooku“ (engl. „Star Wars: Jedi: Count Dooku“, Dezember 2003) und „Angriff aus den Schatten“ (engl. „Star Wars: Republic 63“, April 2004). Doch abgesehen davon, dass natürlich alle Geschichten – zeitlich chronologisch geordnet – in den Klonkriegen spielen, gibt es auch einen roten Faden, nämlich den das Titelbild zierenden Jedi Quinlan Vos, der, wie Kenner wissen, wie kein zweiter Jedi den wissentlichen Tanz auf dem schmalen Grad zwischen Licht und Schatten, heller und dunkler Seite der Macht, vollführt hat.
In der ersten Geschichte versucht die Republik fünf Monate nach der Schlacht von Geonosis den Planeten Brentaal IV von den Separatisten zurückzuerobern. Vor allem Jedi-Meisterin Shaak Ti, die die Bodentruppen anführt, steht dabei im Fokus. Dabei trifft sie nicht nur auf eine alte Widersacherin, sondern auch auch den Jedi-Agenten Quinlan Vos, der in der Festung im Kerker sitzt und direkt fragwürdig eingeführt wird, weil die Klontruppen mit seinen Codes in eine Falle gelockt wurden. Einen Monat später lebt Vos dann bereits als vermeintlicher Verbrecher in der Unterwelt von Nar Shaddaa. Dabei handelt er erneut mit Codes, die die Republik in Bedrängnis bringen könnten. Der Jedi-Meister Agen Kolar soll ihn vor den Rat bringen. Doch Vos hat eine Mission – und davon lässt er sich nicht abbringen.
Kurz darauf erhält Aayla Secura die Nachricht ihres ehemaligen Meisters Quinlan Vos, dass er zu den Separatisten übergelaufen sei. Sie soll ihn nicht suchen und retten. Dagegen will sie sich auflehnen, aber ihre Pflicht lautet zunächst, Plünderer ausfindig zu machen, die die Nachschubkonvois der Klontruppen überfallen. Die Spur führt nach Devaron, wo sich Secura einer brandgefährlichen Gegnerin stellen muss, die Jedi nur zum Spaß tötet. Siebeneinhalb Monate nach der Schlacht von Geonosis versucht Quinlan Vos dann, sich als abtrünniger Jedi im Umfeld von Count Dooku zu etablieren. Dabei werden ihm einige Prüfungen abverlangt, die ihn bis über die Grenze dessen hinaus treiben, was ein Jedi tun darf und sollte. Hat er sich überhaupt noch unter Kontrolle? Oder glaubt er das nur? Sechzehn Monate nach Geonosis schließlich scheint Quinlan Vos Dookus zuverlässigster Helfer geworden zu sein, auch wenn ihn Albträume von vergangenen Taten plagen. Doch Dooku ist nach wie vor auf der Hut. Eine weitere Prüfung treibt Vos noch tiefer in die Dunkelheit. Wie hoch darf der Preis sein, den man für den Erfolg einer Mission zahlen muss?
Allen Comics gemein ist ihre starke, düstere Grundstimmung. Leute sterben, obwohl die Jedi das verhindern wollen. Die Helden siegen, aber scheitern doch gleichzeitig. Der Krieg ist kein Abenteuer, bei dem sich die Gewinner einer Schlacht nach vollbrachter Tat lachend in den Armen liegen und Partys feiern. Vielmehr endet fast jede Episode mit unheilvoll dreinschauenden Jedi-Meistern, die sich fragen, wie weit sie gehen dürfen, um Monster wie Count Dooku oder den noch unbekannten Sith-Meister zu stoppen.
Die Bilder von Jan Durseema untermalen die ambivalente Handlung nahezu perfekt. Hier oder da mag mal ein verzerrter Gesichtszug die Protagonisten und Antagonisten entstellen. Doch das ist Kritik auf hohem Niveau, denn die Panels sind detailreich und vor allem in Großaufnahmen sehen die Figuren wirklich sehr gut aus. Eine dynamische Panel-Struktur, tolle Farben und schicke Lichteffekte von Joe Wayne und Brad Anderson machen das Gesamtpaket zu einem Augenschmaus. Hier merkt man auf keiner Seite, dass diese Comics bereits fast 20 Jahre auf dem Buckel haben.
Die Aufmachung des Bandes ist typisch für die „Comic-Kollektion“. Eine nette Einleitung ordnet das Geschehen ein, am Ende wartet eine Cover-Galerie, die wie so oft scheinbar unvollständig ist, wobei die fehlenden zwei Cover aber das Cover des Sammelbandes sowie Seite 6 zieren. Außerdem wurden die Cover auch nochmal als Titeltrenner vor die jeweiligen Geschichten gesetzt. Also auch absolut keine Kritik an dieser Stelle!
Fazit: Die Klonkriegs-Geschichten sind einfach stark! Düster, fragwürdig, zum Nachdenken. Wie hoch darf der Preis der Freiheit sein? Und darf man zum Monster werden, um ein Monster zu besiegen? Diese und ähnliche Frage müssen sich die Jedi stellen, die im Fokus von „Licht und Schatten“ stehen. Da die Episoden, trotz zeitlicher Einbettung ins größere Klonkriegs-Geschehen, in sich alle abgeschlossen sind, kann man den Band auch gut lesen, wenn man nicht alle anderen Werke rund um die Klonkriege und die Figur des Quinlan Vos kennt. Ein spätes Highlight der „Comic-Kollektion“.
Star Wars Comic-Kollektion 116: Klonkriege – Licht und Schatten
Comic
John Ostrander, Jan Durseema, u.a.
Panini Comics 2021
ISBN: 978-3-7416-2131-4
188 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 14,99
bei amazon.de bestellen