Sphärenklänge des Wahnsinns

Nicht nur das Paket der Regionalia-Artikel für Deutschlands bekanntestes Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ umfasst in seiner fünften Edition auch stets eine eigene Musik-CD. Auch die übrigen „großen“ Spielhilfen, wie zum Beispiel „Wege der Vereinigung“, erhalten mittlerweile ihren eigenen Soundtrack. So auch die „Mythos“-Erweiterung, die cthuloide Schrecken für „Das Schwarze Auge“ aufbereitet. Hören wir doch einmal hinein in die „Sphärenklänge des Wahnsinns“.

von André Frenzer

Die meisten Ausgaben der „Sphärenklang“-Reihe widmen sich aventurischen Regionen und Landschaften. Mit „Sphärenklänge des Wahnsinns“ wird verständlicherweise mit diesem Konzept gebrochen. Denn der Mythos kann natürlich jederzeit und überall Einzug in aventurische Gefilde halten. So widmen sich die Stücke dann auch eher universellen Themen und Konzepten, die unabhängig von bestimmten Szenen und Bildern aus Aventurien stehen.

Ein weiteres Mal zeichnet Ralf Kurtsiefer für die Musik verantwortlich. Dieser hat im Laufe der bisherigen „Sphärenklang“-Veröffentlichungen nicht nur Konsistenz und Durchhaltevermögen, sondern auch reichlich Weiterentwicklung bewiesen. Wussten mich die ersten Ausgaben noch nicht vollends zu überzeugen, so gibt es auf jeder „Sphärenklang“-CD stets Fortschritte gegenüber den Vorgängern zu vermelden. Entsprechend gespannt war ich, welche Klänge Kurtsiefer für Wahnsinn und Mythos hervorzaubern würde.

Auf „Sphärenklänge des Wahnsinns“ finden sich vierzehn Tracks wieder. Das ist weniger, als bei den anderen Ausgaben der Reihe; da hier aber auf Karaoke-Versionen verzichtet wurde – deren Sinn ich ohnehin stets angezweifelt habe –, fällt das nicht weiter ins Gewicht. Wie üblich möchte ich auf eine Einzelbesprechung der Tracks verzichten, würde das doch den Rahmen dieser Rezension sprengen. Es gibt allerdings einige Stücke, die es mir besonders angetan haben, sodass ich es nicht unerwähnt lassen möchte.

„Mythos-Ritual“ beispielsweise, gleich der zweite Track, klingt beim ersten Hören noch gewöhnungsbedürftig, ist aber eine absolut überzeugende Vertonung des atonalen Gesangs, den Lovecraft in seinen Texten oft zitiert. „Ruinen einer toten Stadt“ zeichnet wie selbstverständlich das Bild einer Stadt wie Irem und ist absolut gelungen. Das Finale von „Cthulhus Aufstieg“ weiß mit Hörnern und Posaunen ein beeindruckendes Klanggemälde zu schaffen, das Ehrfurcht vermittelt. Ein absoluter Höhepunkt ist aber „Ein Klappern in der Brust“, der finale Track, der mit einer großzügigen Pause aufwartet und so das Ableben und die Wiederauferstehung des imaginären Protagonisten in beeindruckende Klangfarben malt.

Leider hat sich allerdings wieder der eine oder andere Konservenklang in die Stücke eingeschlichen, dessen Verzicht den Kompositionen in meinen Augen gutgetan hätte. Gerade Stücke wie „Wesen jenseits der Sphären“ klingen fast zu synthetisch, um glaubhaft in Aventurien verortet werden zu können. Das macht den Soundtrack zwar auf seine Art universeller einsetzbar – namentlich auch für „Cthulhu NOW“ beispielsweise –, geht aber auch ein wenig am Thema vorbei. Nichtsdestotrotz finden sich hier reichlich überzeugende Kompositionen auch und gerade für den Einsatz in Aventurien wieder.

Fazit: „Sphärenklänge des Wahnsinns“ ist eine überzeugende Musik-CD mit stimmungsvoller Rollenspielmusik. Wie üblich muss der Spielleiter aber die auf die jeweilige Situation abgestimmte Musik aussuchen – für eine Dauerberieselung in Endlosschleife eignet sich auch dieser „Sphärenklang“ weniger.

Sphärenklänge des Wahnsinns
Musik-CD
Ralf Kurtsiefer (Orkpack)
Ulisses Spiele 2020
EAN: 4260630771336
1 CD, ca. 55 min., deutsch
Preis: EUR 19,95

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