Silicium

Die Musiker von Erdenstern sind aus den Musikarchiven zahlreicher Spielleiter hierzulande wohl nicht mehr wegzudenken. Zahlreiche Settings und Stimmungen konnten die drei kreativen Musiker aus Hamburg bereits musikalisch interpretieren. Nun erforschen sie mit „Silicium“ die postapokalyptische Zukunft.

von André Frenzer

„The End is The Beginning“, so lautet das Motto des Silberlings. Insgesamt zwanzig Tracks haben die Erdensterner komponiert und so einen Langspieler mit der beeindruckenden Länge von knapp 80 Minuten erschaffen. Und das Motto ist Programm – Titel wie „Megalopolis“, „Artificial Intelligence“, „Restricted Area“ oder „Abandoned Vessel“ sprechen wohl für sich.

Ehrlich gesagt empfinde ich es ein wenig müßig, eine Einzelbesprechung der zwanzig Stücke abzuliefern. Es bleibt aber festzuhalten, dass das Album sehr homogen wirkt und nicht nur sehr stimmungsvoll gelungen ist, sondern eben auch in sich sehr stimmig. Wie bei Erdenstern üblich, sind die einzelnen Stücke mit Adjektiven beschrieben worden, die perfekt wiedergeben, was den Hörer respektive den Spielleiter während den einzelnen Stücken erwartet. In Gänze gehört entfaltet sich ein akustischer Ausflug in eine grimmige, apokalyptische Welt, irgendwo verortet zwischen „Shadowrun“, „Matrix“ und „DeGenesis“.

Gar nicht genug loben kann ich die klangtechnische Aufarbeitung. Erdenstern gehen – gerade im Vergleich zu ihren Fantasy-lastigen „Into the…“-Alben – klanglich experimentelle, neue Wege. Elektrische Gitarrenklänge, moderne Looprhythmen und sphärische Computersignale mischen sich gekonnt unter die traditionellen symphonischen Klänge, die für Erdenstern so typisch sind. Und kein Sample wirkt unpassend, nicht einmal hat man das Gefühl, schlichten Konservenklang zu vernehmen. Die Akustik ist damit definitiv ein weiterer, großer Pluspunkt des Albums. Wer abseits des akustischen Genusses auch noch etwas für die Haptik und Optik benötigt, findet mit „Silicium“ eine CD in einem hochwertigen Jewelcase vor, mit einem schick designten Booklet inklusive Wendecover und einer herausnehmbaren Postkarte. Was will man mehr?

Und um aus dem Schwärmen auch nicht mehr herauszukommen: Mit dem Konzeptalbum „Into the Grey“ wagten die Erdensterner ja bereits einmal den Sprung in ferne, dystopische Welten. Doch „Silicium“ erfindet dieses Konzept noch einmal komplett neu, ist apokalyptischer und einfach anders. Wer „Into the Grey“ bereits kennt, findet auf „Silicium“ dennoch genügend Neues, um einen Kauf definitiv zu rechtfertigen.

Fazit: Da ich aus den Lobpreisungen nicht mehr herauskomme, beende ich die Rezension an dieser Stelle. „Silicium“ ist ein großartiges Konzeptalbum geworden und ist eine definitive Empfehlung, die in dystopischen Cyberpunkwelten oder apokalyptischen Szenarien auf der Suche nach geeigneter Musik sind. Absolut empfehlenswert!

Silicium
Rollenspiel-Soundtrack
Per Dittmann, Eva-Maria Irek, Andreas Petersen
Erdenstern 2017
EAN: 0609224513350
1 CD, ca. 80 min
Preis: EUR 15,99

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