Erdenstern: Into the Grey

Das Trio von „Erdenstern“ scheint immer produktiver zu werden. Gerade ein halbes Jahr ist es her, da erschien ihr Soundtrack zum Rollenspiel „Elyrion“ und jetzt zur RPC präsentierten sie schon ihre nächste CD. Mit „Into the Grey“ wenden sie sich der Science Fiction zu.

von amel

Cyberpunk, Science Fiction, die Zukunft: Will man „Traveller“, „SLA Industries“ oder ein „Star Wars“-Rollenspiel spielen, ist man mit den früheren Soundtracks der Reihe „Into the …“ nicht 100%ig gut bedient. Bei „SLA Industries“ kann man eventuell auf „Into the Dark“ zurückgreifen und bei „Star Wars“ auf die Schlachtenuntermalung von „Into the Red“, doch für die Zukunft fehlt diesen CDs das Technische und Utopische. „Into the Grey“ soll da abhelfen.

Schon beim Einstieg wird der Unterschied zu früheren CDs deutlich. In „Interface“ brummen elektronische Töne rhythmisch und düster aus den Boxen. „Mega City“, der zweite Titel, ist langsamer, weniger treibend und wirkt so bedrohlich, wie es eine riesige Großstadt tun sollte. Auch er arbeitet hauptsächlich mit elektronischen Klängen, genauso wie „Cyber Club“, ein weiterer überraschend ruhiger Track, der neben technisierten Räumlichkeiten, Bilder von schwarz-weißen Szenen aus „Noir“-Filmen heraufbeschwört.

So bleibt es aber nicht. Freunde der symphonischen Elemente kommen bei praktisch allen kraftvolleren Titeln auf ihre Kosten. Tauchen bei den drei Adjektiven, die zur Orientierung für den Spielleiter jedem Song zugeordnet sind, Worte auf wie „mächtig“, „pathetisch“ oder „kraftvoll“ auf, kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Geigen und Trompeten den Klang angeben. Hier erkennen wir „Erdenstern“ wieder, wie wir es von den anderen CDs gewohnt sind. Diese Titel sind aber auch am wenigsten flexibel anwendbar, denn sie erzeugen beim Hörer Bilder von „Star Wars“-Raumschlachten und Begegnungen mit Romulaner-Kriegschiffen, weniger jedoch von einem Straßenkampf in den Hochhäuserschluchten eines Cyperpunk-Megaplexes.

Ich persönlich mag die düsteren Elektroklänge lieber; sie bleiben im Spiel eher im Hintergrund und scheinen mir einfach passender für die Science Fiction zu sein. Das mag aber daran liegen, dass ich „Cyberpunk“ oder Rollenspiele wie „SLA Industries“ jederzeit „Star Wars“ oder „Traveller“ vorziehe. Für die „Space Opera“ sind die symphonischen Instrumente gut geeignet, und eine Schlacht zwischen Raumkreuzern verdient es, mit lauten, schmetternden Tönen unterlegt zu werden, selbst wenn sie die Spieler vielleicht ein wenig von der Spielhandlung ablenken.

Titel wie „Cyber Club“ oder „Weightless“ können bei entspannteren Szenen eingesetzt werden. Die „Noir“-Stimmung kommt mehr als einmal zum Einsatz, was mir persönlich sehr gut gefällt und hervorragend bei so mancher „Cyberpunk“-Szene passt.

Die beschreibenden Worte auf der CD bieten diesmal nicht die gleiche Unterstützung wie sonst. Der Spielleiter sollte sich eher an den Titeln der Stücke orientieren, denn das eine oder andere Mal verwirren die Adjektive mehr, als sie helfen.

„Into the Grey“ kann Einsatz bei allen Science-Fiction-Varianten finden. Bei „Space Opera“ und ähnlichen Spielarten der Science Fiction kann je nach Situation die komplette CD zum Einsatz kommen. Bewegt sich die Gruppe lieber in den düsteren Bereichen der SciFi, wird sie wahrscheinlich auf ein paar Stücke der CD verzichten und sich auf die langsameren, elektronischen konzentrieren wollen. Für diese Art von Spiel eignet sich eine Symphonie einfach nicht so gut.

Fazit: „Erdenstern“ liefert mit „Into the Grey“ Neues und Bekanntes. Zur Unterstützung des gewählten Themas „Science Fiction“ werden elektronische Klänge eingesetzt, die bei manchen Stücken von klassischen Instrumenten wie Geigen und Trompeten unterstützt und in wieder anderen komplett davon abgelöst werden. Einige der letzteren Stücke könnten so auch auf einer der anderen CDs von „Erdenstern“ zu finden sein. Eine genaue Auswahl der Titel für das Spiel ist diesmal besonders wichtig, denn manche sind eher für „Space Opera“ geeignet, als für dunklere Themen. Aber genau darum geht es ja bei „Erdenstern“: CDs zu machen, die alles bieten, um für jede Situation die richtige Untermalung zu finden – und das tut „Into the Grey“ genauso hervorragend wie die vorigen CDs auch.


Into the Grey
Rollenspiel-Soundtrack
Per Dittmann, Eva-Maria Irek, Andreas Petersen
Erdenstern 2009
ISBN: n.a.
1 CD, 80 min.
Preis. EUR 14,99

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