Shadowrun: Orks weinen nicht

Auch ein erfolgreiches Runnerteam muss ständig darauf achten, woher der nächste Auftrag kommt. Mit einem guten Ruf gibt es mehr Auswahl; doch manchmal will der Auftraggeber genau diesen guten Ruf nur ausnutzen.

von Adaon

Der Ork Rex hat es im Leben zu etwas gebracht: eine eigene Firma, ein Dach über dem Kopf, eine Familie. Und auch in den Schatten ist er seit Jahren aktiv. Er hat ein solides Team auf die Beine gestellt, und Vertrauen und Erfolge halten es zusammen. Trotz dieser Tätigkeit können er und sein Team auch ein Privatleben genießen und an einem Ort bleiben, da sie einer Regel folgen: Niemand wird getötet. Auch Verletzungen werden weitestgehend vermieden. Und wenn dadurch auch viele Aufträge nicht angenommen werden können, selbst wenn es weniger Geld in der Kasse bedeutet, so ist das Team doch dankbar für die relative Sicherheit, die diese Regel ihnen allen gibt. Denn so ist niemand zu sehr hinter ihnen her.

Doch Familie bedeutet auch Verpflichtungen. Eine schwere Krankheit zwingt Rex dazu, riskantere Aufträge anzunehmen. Wird sein Team mitziehen? Können sie diese Aufträge ohne kostspielige Hilfe von außen überhaupt erfolgreich abschließen? Glücklicherweise schafft es Rex, sein Team zu überzeugen. Es wird überlegt, geplant, auf das Glück vertraut. Denn je schwieriger der Auftrag, desto mehr Unwägbarkeiten tauchen auf. Während das Risiko steigt, kommen die Einschläge auch privat näher. Zufall? Gezielte Vergeltung? Die Zeit wird knapp. Und jeder im Team hat etwas zu verlieren.

Zunächst wirkt „Orks weinen nicht“ wie ein geradezu klassischer Run am Spieltisch. Das Team: erfahren, eingespielt, doch geplagt von privaten Problemen und Herausforderungen. Der Auftrag: überschaubar, gut bezahlt, vorgeblich einfach, doch an Komplexität und Schwierigkeiten zunehmend. Im Ablauf der Ereignisse wirkt der Roman dann allerdings eher wie ein Scherenschnitt eines Shadowruns: Während am Spieltisch der Run selbst und die Ereignisse darum im Mittelpunkt stehen, werden hier viel stärker die Charaktere der Runner und ihr Leben beleuchtet – der Run ist etwas, das eher nebenbei passiert, auch wenn die Action gegen Ende hin deutlich zunimmt.

Das Buch mag vorhersehbar wirken. Doch bei Romanen kommt es, zumindest für Viel-Leser, oftmals mehr auf die Umsetzung an als auf die Idee; der Weg ist hier tatsächlich das Ziel. Und dieser wird souverän zurückgelegt. Die Charaktere, die näher vorgestellt werden, sind interessant, die Entscheidungen glaubwürdig, die moralischen Bedenken nachvollziehbar.

Fazit: Ein interessanter Roman, der das Privatleben der Runner ins Zentrum rückt, während der Run einfach eine Möglichkeit ist, etwas Geld für dieses Leben zu verdienen – und für diejenigen, denen man unbedingt helfen will. Mag er auch etwas vorhersehbar sein, glänzt er doch durch Figuren, über deren Leben und Taten man gern etwas liest.

Shadowrun: Orks weinen nicht
Rollenspiel-Roman
Jan-Tobias Kitzel
Pegasus Press 2018
ISBN: 978-3-95789-178-5
284 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,95

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