Monster zähmen leicht gemacht

Nach den Vorfällen im „Last Dragon“ sieht sich die Elite sämtlicher Monsterjäger persönlich beleidigt. Grund genug, nicht auf den nächsten, entscheidenden Kampf zu warten, sondern ihn zu den Monstern selber zu tragen. Eine neue Dimension, ein neues Abenteuer.

von Lars Jeske

Die Handlung des neuen Romans „Monster zähmen leicht gemacht“ von Larry Correia setzt nach den Ereignissen von „Monster sehen und sterben“ ein. In diesem wurde bekanntlich das erste Monsterjäger-Symposium abgehalten, welches als Vorwand für die kompetitive Jagd auf das bis dato gefährlichste Monster der Erde initiiert wurde. Mit dem kleinen Nebeneffekt, dass durch einen Dimensionsriss ein Teil des Gebäudes mitsamt einigen Jägern unterschiedlicher Firmen verschwand.

Nachdem nun etwas Gras über die Sache gewachsen ist, fühlen sich dennoch einige der damals Anwesenden in ihrer Ehre gekränkt, dass sie so übertölpelt worden sind. Als dann noch gesicherte Informationen darüber die Runde machen, dass die vermissten Jäger sogar nach diesen ganzen Monaten noch immer am Leben sind, ist das Feuer neu entfacht. Vor allem MHI (Monster Hunter International), in Persona des bereits routinierten und zudem auch Auserwählten Owen Z. Pitt juckt es hierbei in seinem Zeigefinger der Schusshand, in guter amerikanischer Manier die Männer zurückzuholen. Ein bestätigtes Portal in die andere Dimension ist hierbei schon einmal ein guter Ansatzpunkt.

Damit die Story aber nicht nur ein klischeehaftes „Saving Privat Ryan“ mit übernatürlichen Monstern als Gegner wird, gibt es noch einen wirklich plausiblen Grund, diese Mission anzunehmen. Schließlich ist es ein allgemein bekanntes Berufsrisiko, bei diesem Job Monster zu sehen und zu sterben. Dies allein rechtfertigt keine Rettungsmission, die Unmengen von Geldern benötigt und weitere Leben aufs Spiel setzt. Doch durch dieses Portal bereitet ein sogar den mächtigen Großen Alten überlegener Gegner einen Angriff auf die Erde vor, welcher dort nicht abzuwehren wäre.

Somit sammelt MHI durch Reisen über den Globus enorm viele freiwillige Monsterjäger und andere Verbündete für dieses Höllenfahrtskommando am Rande der Welt im unzugänglichen Teil Russlands. Dafür stellt sogar „der Geschäftsführer“ etwas Kapital bereit, um mehrere tausend Männer mit genügend Waffen und Material auszustatten, die statt die Monster zu bekämpfen wohl auch jedes Land der Welt einnehmen könnten. – Die Jagd kann also beginnen und dieses Mal bestimmen die Menschen Zeit und Ort des Schlachtfeldes …

Erneut gelingt es Larry Correia, eine griffige Geschichte spannend zu erzählen. Die knapp 500 Seiten lesen sich zügig weg und trotz der neu zu betretenden Welt, die sich bezüglich der Regeln von der Erde unterscheidet, sind deren Gesetze in sich schlüssig. Da Owen Pitt erneut im Mittelpunkt steht, gibt es nunmehr auch wieder Details aus seinem Leben. Als zusätzliche große Offenbarung für die Leser sogar einen konkreten Einblick in das Spiel jenseits der menschlichen Vorstellungskraft. Jenes, in welchem die Verfechter die Bauern auf dem Schachfeld sind, während das beste Blatt oder der beste Bluff gewinnt.

Der Roman ist wie jeder der Reihe in sich abgeschlossen, darum ist es in Ordnung, ihn nicht als „MHI#6“ durchzunummerieren. Dennoch wird immer deutlicher, dass aufgrund der recht straffen Handlung und dem gewählten Schreibstil keine Zeit für Rückblicke bleibt. Es gibt viele Sprüche und Andeutungen der Hauptfiguren, die sich auf Ereignisse oder Personen der bisherigen Bücher beziehen und deutlich mehr Substanz haben, wenn man die übrigen Romane kennt. Der Originaltitel „Siege“ (Belagerung) trifft es sehr gut, im Deutschen gibt es wieder diese Abwandlung eines Filmtitels. Ansonsten ist die Übersetzung durch Michael Krug gelungen und es gab auch ein Lektorat, welches den Lesegenuss weiter steigert.

Als kleinen Kritikpunkt kann man neben der Kürze des Romans vor allem sehen, dass heuer fast alle bisherigen Charaktere außen vor bleiben und ein starker Fokus auf Owen liegt. Im Prinzip in Ordnung, wenn nicht extra sehr viele der anderen bekannten Persönlichkeiten aus den letzten Romanen eingeladen worden wären, um beim Festschmaus mitzuwirken. Dann bleiben sie aber Randfiguren. Diese Entscheidung bleibt jedoch dem Autor überlassen und ist darum richtig.

Das Schlimme ist hingegen die merkwürdige Geschichte und das abrupt wirkende Ende. Ob dem Autor nichts Stilvolles eingefallen ist, um die Sache rund zu machen, oder er für die offensichtliche Fortsetzung absichtlich dieses unbefriedigende Ende gewählt hat, bleibt (vorerst) sein Geheimnis. Die Fans hätten sowieso den nächsten Roman gelesen, auch ohne den indirekten Cliffhanger. Es ist zwar Jammern auf hohem Niveau, doch „Monster zähmen leicht gemacht“ wird dadurch zum bisher schwächsten Band der Reihe, der etwas farbloser und liebloser ohne die bisher stimmige Geschichte daherkommt.

Fazit: „Monster zähmen leicht gemacht“ kommt beinahe in klassischer Correia-Manier daher und ist viel zu schnell ausgelesen. Dieses Mal noch mehr als sonst, wirkt doch das Ende überhastet und auf ein paar Seiten heruntergekürzt und nur noch halbwegs logisch. Mit den weiterhin offenen Handlungssträngen und dem unnötigen Epilog darf man sich auf die nächsten zwei Bücher getrost wieder freuen. Auch ohne diese ist hier das Niveau der Serie nicht stark unterschritten und diese spannende Geschichte um Owen Pitt vor allem für Fans der Serie ein Must-Read.

Monster zähmen leicht gemacht
Urban-Fantasy-Roman
Larry Correia
Bastei-Lübbe 2019
ISBN: 978-3-404-20938-5
490 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 16,00

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