Ein Monster sieht rot

Der neue Roman der „Monster Hunter“-Reihe stellt Agent Franks in den Mittelpunkt. In einer spannenden Jagd geht es dieses Mal um die Wahrheit, himmlische Gerechtigkeit und selbstverständlich die Rettung der Erde. Kleiner muss es auch nicht sein, denn Franks ist zwar nicht einer der Großen Alten, dafür jedoch groß und alt und fuchsteufelswild.

von Lars Jeske

Agent Franks ist von jeher ein übermenschliches Mitglied in den Reihen des Amtes für Monsterkontrolle. Egal ob als Widersacher für die privaten Monsterjäger oder als Gegner für die wirklichen Schurken aus allen Dimensionen: Sobald er seinen Auftrag hat, kann ihn nichts mehr aufhalten. Bei den Vorfällen aus dem letzten Roman der Reihe „Monster sehen und sterben“, hat er sich jedoch jemanden zum Feind gemacht, der unendliche Ressourcen zu haben scheint und auch in Washington beim Präsidenten regelmäßig ein- und ausgeht.

Dieser dubiose Herr namens Stricken sieht nun seine Zeit gekommen, sich Franks zu entledigen. Mit Mitgliedern von SEKE (Sondereinsatzkommando Einhorn, welchem allesamt Wesen angehören, die sich den Status verdienen wollen, in dieser Welt geduldet zu sein) gelingt ihm eine perfide Täuschung. Stricken lässt es so aussehen, als wenn Franks in der Zentrale Amok gelaufen ist und wild um sich schießend alles niedergemacht hat. Wenngleich Franks, der sich wirklich im Gebäude aufhielt, die Flucht gelinkt, wird er nun auch auf Regierungsseite quasi zur Persona Non Grata und als vogelfrei erklärt.

Somit macht er den Dr. Kimble und muss, um seine Unschuld zu beweisen, auf der Flucht alles aufbieten, was er hat. Dabei hilft ihm selbstverständlich seine Konstitution, um nicht zu sagen Konstruktion. Schließlich muss er sich sogar mit seinen obligatorischen Gegnern vom MHI verbünden. Das alles wie immer in einem rasanten Tempo und mit jeder Menge Schießereien. Und als wäre dies nicht schon genug, gibt es ja noch den Hauptplot des Buches. Stricken hat mit Projekt „Nemesis“ eine ganze Horde „Franks“ bauen lassen, die jedoch schon Version 2.0 sind; so wie seinerseits der T-1000 dem T-800 auch um Längen überlegen war. Ein ungleicher Kampf entspinnt sich, aber endlich wird Franks wieder einmal so richtig gefordert, wie schon seit Jahrhunderten nicht mehr …

Mit „Ein Monster sieht rot“, dem nunmehr fünften Band der Reihe von Larry Correia, wird das Romanuniversum der Charaktere rund um Monster Hunter International weiter vertieft. Nach der Einführung in die Thematik über den Buchhalter Owen Z. Pitt in den ersten beiden Romanen, gab es mit „Ein Monster kommt selten allein“ einen Roman um die Figur des Earl Harbinger. Hintergründe und Rückblicke, wie er zu der Institution wurde, die sich noch heute nicht zu schade ist, auch als Chef von MHI dorthin zu gehen, wo die Schlacht am übelsten tobt. Unmittelbar nach den Geschehnissen im „Last Dragon Kasino“ in Vegas geht es nun gleich weiter mit einem Soloabenteuer von Agent Franks. Jener raue Charakter, der im Roman direkt prägnant folgender Maßen umrissen wird: „[Bei Franks] handelt es sich um eine Abrissbirne aus blankem Hass, zusammengehalten von reichlich Muskelmasse.“ Und selbstverständlich noch immer zu stur, um einzusehen, dass er eigentlich bei der ganzen Action auch einmal sterben müsste – beziehungsweise es schon etliche Male tat.

In „Ein Monster sieht rot“ werden die ganzen Ausdeutungen und Gerüchte aus den bisherigen Romanen der Serie klargestellt. Alles, was bisher über Franks als Nebenrolle die Runde machte, wird nun mit Fakten belegt oder richtiggestellt. Franks wird dabei als abgebrühter Mr. Cool umrissen, der dennoch überaus charismatisch daherkommt. Aber kein Wunder, hat er doch schon etliche Interaktionen mit Menschen in den letzten Jahrhunderten gehabt. Er, der die Schöpfung von Johann Dippel ist, und sich nicht von ungefähr den Namen in Anlehnung an Frankenstein gab. Dazu passt seine bissige Art von Humor und konsequente Effizienz und Fokussierung.

Erneut wird die Geschichte von Larry Correia ohne Umschweifen erzählt, wodurch man noch intensiver liest und die lediglich 500 Seiten erneut viel zu schnell ausgelesen sind. Knappe 150 Seiten weniger als üblich, aber nicht weniger Geschichte. Denn den Kapiteln der Gegenwart vorangestellt sind Episoden aus Franks Vergangenheit, von seiner Zeit auf der Erde oder Erinnerungsfetzen aus anderen Zeiten beziehungsweise Dimensionen. Bei Letzterem wird es mitunter etwas abgefahren, es erklärt jedoch Einiges aus den vorherigen Büchern. Nicht zuletzt sind sie zudem das eigentliche Bindeglied zum Titel des Romans und zugleich dem Antagonisten des verklärten Helden.

Denn endlich hat die Reihe einmal einen deutschen Titel, der thematisch passt. (Dafür ist der Klappentext falsch, aber das ist eine andere Geschichte.) Im Original heißt der mittlerweile fünfte Roman der „Monster Hunter“-Serie „Nemesis“, was auf den anderen Teil der Handlung eingeht. Schließlich ist Nemesis der Name eines Geheimprojektes (wie sollte es anders sein), bei welchem Supersoldaten gezüchtet werden, die allen irdischen überlegen sind (erneut: wie sollte es anders sein). Soweit, so 80er Jahre mäßig. Als überaus glaubhaftes Fantasyflair sind es selbstverständlich keine beliebigen gestrandeten Seelen, die die bloßen Befehlsempfänger bei Strickens Plänen sind. Denn wie es sich trifft, sind es gefallene Engel, die sich dieser Körper bemächtigen, um in diesen die Kontrolle über die Erde anzustreben. Selbstverständlich, um sich für die letzte Niederlage bei der Schlacht zwischen Himmel und Hölle zu revanchieren und sich als Bonus an den Menschen zu rächen. Einer von ihnen, der sich selber Kurst nennt, hat dabei „zufällig“ noch eine persönliche Rechnung mit Franks offen.

Das ist zwar alles in allem nicht so sonderlich neu oder originell, jedoch kurzweilig geschrieben und erneut von Michael Krug sorgsam übersetzt, was für zusätzliche Kontinuität sorgt. Es macht einfach Spaß, die neue Episode zu lesen und nun auch einmal aus der Warte der regierungsnahen Behörde die Dramatik zu erleben. Dabei geht es auch keineswegs zimperlich zu, wodurch das Buch noch härter, blutrünstiger und brutaler als die bisherigen ist.

Nachdem man dann viel zu schnell „Ein Monster sieht rot“ ausgelesen hat, darf man sich nun noch länger auf den nächsten Roman freuen. Denn nunmehr sind die deutschen Übersetzungen mit den amerikanischen Veröffentlichungen gleichgezogen und der anfängliche Luxus (zwei Bücher der Reihe pro Jahr) ist dahin. Jetzt müssen die Fans auch hierzulande geduldig warten, was die avisierten nächsten amerikanischen Veröffentlichungsdaten anbelangt und was das für die Übersetzungen heißen. Von den kommenden drei Bücher sind „Siege“ und „Guardian“ schon einmal für 2017 beziehungsweise 2018 angekündigt.

Fazit: Larry Correia gelingt auch das zweite Buch der „Monster Hunter“-Reihe in dem nicht Owen Pitt im Mittelpunkt steht. Die herausgelöste Hauptgeschichte für diesen Roman wird von Agent Franks als Hauptfigur in einer Art Soloabenteuer bestritten. Der Roman ist in sich abgeschlossen, baut jedoch für die übergeordnete Geschichte auf die bisherigen Ereignisse auf und setzt zumindest grob deren Wissen voraus. Spannend bis zum Schluss erfährt man Details aus dessen Lebensweg und auch einmal eine andere Perspektive auf alle Ereignisse. Der mystische Aspekt wird weiter betont, welcher zusammen mit der mitunter schon comichaften Brutalität das Buch eindeutig als Fiktion klassifiziert, womit es trotz partieller Derbheit auch für Jugendliche funktioniert und geeignet ist. Trotz der ganzen mystischen Anlehnungen ist auch diese Geschichte stimmig und glaubhaft. Zudem passt sie sich sehr gut in die bisherigen Ereignisse ein. Wiederum ein empfehlenswertes Buch der Reihe, wobei die Souveränität auf diesem Niveau überrascht. Ein kurzweiliger Lesespaß ohne Wiederholung oder Ermüdungserscheinungen in der Geschichte.


Ein Monster sieht rot
Urban-Fantasy-Roman
Larry Correia
Bastei-Lübbe 2017
ISBN: 978-3-404-20872-2
490 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 16,00

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