Mein Schulgeist Hanako 0

Hat man bei diesem Band die 1 vergessen? Auch wenn eine 0 merkwürdig erscheint, hat das seine Richtigkeit, denn es handelt sich hierbei um die ursprüngliche Fassung der ersten drei Kapitel. Man erlebt erneut, wie die Schülerin Nene bei den Mädchentoiletten nach dem Geist Hanako sucht, der dort angeblich spuken soll, und wie sie ihn tatsächlich findet. Eine urkomische Freundschaft nimmt ihren Lauf.

von Shadow

Als Nene dem Geist bei den Mädchentoiletten gegenübersteht, ist sie sehr erstaunt, dass es sich dabei um einen Jungen handelt, da Hanako eigentlich ein weiblicher Vorname ist. Doch fasst sie sich wieder und konzentriert sich auf ihr eigentliches Ziel, denn wer den Geist findet, darf sich etwas wünschen und Nene hat einen düsteren Wunsch: Sie möchte, dass ihr Ex-Freund stirbt, da er sie nur ausgenutzt hat. Als Hanako zur Tat schreitet, kommen Nene Zweifel, doch möglicherweise ist es bereits zu spät für einen Rückzug.

Direkt am Wunsch erkennt man einen anderen Handlungsverlauf als bei der neuen Fassung. Es gibt noch weitere Unterschiede wie beispielsweise eine urkomische Begegnung mit einem niedlichen Hundegeist. Außerdem wirkt Nene in ihren Entscheidungen sprunghafter, was für viel Chaos sorgt. Sowohl diese als auch die neue Fassung haben ihren Reiz, weshalb es sich lohnt, die ursprüngliche Variante kennenzulernen.

Die andere Hälfte des Mangas nimmt die Geschichte „Dear my Living Dead“ ein. Hierbei handelt es sich um ein eigenständiges Werk, das nicht mit „Hanako“ im Zusammenhang steht. „Dear my living dead“ spielt in einer mittelalterlichen Fantasy-Welt, die von lebenden Toten bedroht wird. Nur wenige Menschen haben die Gabe, gegen diese Ungeheuer vorzugehen. Diese Gabe hat man für gewöhnlich nicht von Geburt an, sondern sie entwickelt sich im Laufe der Jahre, meistens im Kindesalter. In diesem Fall erscheint plötzlich ein Mal auf der Haut, was ein deutliches Erkennungszeichen ist. Sobald sich das Mal gebildet hat, gehört man sofort zu den Necromancern, welche in einer geschlossenen Gemeinschaft leben. Der Kontaktabbruch zu Verwandten und Freunden erfolgt abrupt und muss konsequent eingehalten werden. Wer dagegen verstößt, wird hingerichtet. Gleiches gilt für all diejenigen, die versuchen, ihre Gabe geheim zu halten. Da diese jederzeit auch wieder verschwinden kann, ist der Gedanke durchaus verlockend.

Ein verschwindendes Mal kann allerdings auch problematisch sein, so wie es bei Lili der Fall ist. Sie wurde ihrer Familie früh entrissen und hat sich an ihr Leben als Necromancer gewöhnt. Verliert man seine Gabe im Laufe der Zeit, wird man jedoch von dieser Gemeinschaft wieder ausgeschlossen. Lili wird bald zu ihrer wahren Familie zurückkehren dürfen, doch viel lieber möchte sie bleiben, denn sie ist eng befreundet mit Cult, mit dem sie schon viel durchgemacht hat. Als Necromancer ist es Cult verboten, mit ihr in Kontakt zu bleiben, was auch ihm zu schaffen macht. Ein gewagter und schauriger Plan entsteht.

„Dear my Living Dead“ ist wie „Mein Schuldgeist Hanako“ gruselig und romantisch zugleich. Anstatt humorvoll verläuft die Handlung jedoch weitaus dramatischer. Wer die düstere Seite der Manga-Reihe bisher besonders mochte, wird an „Dear my Living Dead“ Gefallen finden. Etwas schade ist, dass es sich lediglich um eine Kurzgeschichte handelt, da diese Potenzial für eine eigene Reihe hat.

Der Zeichenstil ist ähnlich und lässt insbesondere die Hauptcharaktere hübsch und niedlich erscheinen. Lili hat sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit Nene. Putzige Wesen trifft man in diese Geschichte jedoch nicht. Die lebenden Toten haben eine durchaus bizarre Optik.

Leseprobe

Fazit: Sowohl die ursprüngliche als auch die neue Variante von „Mein Schulgeist Hanako“ haben ihren Reiz, weshalb es sich lohnt, beide Versionen kennenzulernen. Mit „Dear my Living Dead“ liegt eine spannende Kurzgeschichte vor, die einen ähnlichen Stil hat wie „Mein Schulgeist Hanako“, jedoch düsterer und dramatischer ist.

Mein Schulgeist Hanako 0
Manga
Iro Aida
Cross Cult 2021
ISBN: 978-3-96433-544-9
194 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,99

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